Die FDP Appenzell Ausserrhoden wollte bei den Nationalratswahlen mit Daniela Merz, Schwiegertochter von alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz, antreten und der SVP den Sitz von David Zuberbühler streitig machen. Merz wäre eine echte Gefahr für die SVP geworden. Dazu wird es nun aber nicht kommen.
Einen amtierenden Nationalrat zu schlagen, ist kein einfaches Unterfangen. Entsprechend gut hat die Parteileitung der FDP Appenzell Ausserhoden die möglichen Kandidatinnen und Kandidaten geprüft, mit denen sie ins Rennen steigen könnte. Eine erneute Schlappe, wie man sie vor vier Jahren hinnehmen musste, als David Zuberbühler für viele unerwartet der FDP den Nationalratssitz abluchste und in die SVP-Reihen holte, wollte man unbedingt vermeiden. Eine reine Alibikandidatur stand nicht zur Debatte. Wenn antreten, dann mit einer aussichtsreichen Kandidatur. Und mit der Person von Daniela Merz hätte man eine solche gehabt.
Merz verfügt über Erfahrung in der Unternehmensführung und deckt damit den wirtschaftlichen Aspekt ab. Mit ihren 47 Jahren spricht sie ausserdem auch die eher jugendlichen Wähler an. Und mit einer weiblichen Kandidatin hätte die FDP – als klaren Gegenpol zu Zuberbühler – gezielt auf die aktuelle Untervertretung der Frauen im Rat schiessen können. Ganz zu schweigen von der netten Begleiterscheinung des Namens «Merz», der im Kanton Appenzell Ausserhoden quasi mit Politik gleichgesetzt wird.
Nun kam es anders. Daniela Merz kann aus gesundheitlichen Gründen nicht kandidieren. Wir haben darüber berichtet. Und aus der entsprechenden Mitteilung der FDP ist zu spüren, dass man daran sehr zu beissen hat. Man habe bis zuletzt berechtigte Hoffnungen gehabt, dass eine Kandidatur möglich ist.
Und die Partei verzichtet auf einen Ersatz-Vorschlag. Auch wenn sie sich mit der Formulierung, dass man nochmals das Gespräch mit den Ortsparteien suchen werde, ein Hintertürchen offen lässt.
Aber dieses Hintertürchen bringt uns zur anfangs erwähnten Alibi-Kandidatur. Diese wäre nun umso offensichtlicher, als dass sich jede neue Kandidatin oder Kandidat mit Merz vergleichen lassen müsste und den Stempel «Ersatz-Lösung» schon von der ersten Minute an tragen würde.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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