Krisen sind an sich nichts neues. Sie gehören schon seit Urzeiten zur Wirtschaft und Gesellschaft dazu. Die systemstörenden Ereignisse haben in jüngster Zeit jedoch mindestens subjektiv eine aussergewöhnliche Häufung erreicht.
Wir hangeln uns ohne Verschnaufpause von einer ausserordentlichen Lage zur nächsten. Bereits die letzten beiden Winter waren enorm anspruchsvoll. Und nun droht mit einer möglichen Energiemangellage erneut grosses Ungemach.
Die wichtigsten Energieträger in der Schweiz sind Erdölbrenn und -treibstoffe (50.6%), Elektrizität (25%), Gas (13.5%) und Holz (4.4%). Es ist vorneweg nur ein kleiner Trost, dass Öl und Holz nicht von einer möglichen Mangellage betroffen sind. Es geht vordergründig um Strom und Gas. Eine Kontingentierung mit Netzabschaltungen dieser Energieträger wäre trotzdem verheerend und die wirtschaftlichen Schäden immens. Die Unternehmen sind deshalb gut beraten, bereits jetzt sich mit einer möglichen Mangellage auseinanderzusetzen und Vorkehrungen zu treffen, um besser auf eine eingeschränkte Energieversorgung vorbereitet zu sein. Darunter fallen kurz- und mittelfristig die Senkung des Energieverbrauchs, die Erhöhung der Energieeffizienz sowie Massnahmen, die dazu beitragen, dass der Betrieb möglichst lange und so gut wie möglich aufrechterhalten werden kann. Die Praxis zeigt, dass mit erstaunlich wenig Einschränkungen ein grosser Effekt erzielt werden kann. Während der Pandemie haben die Betriebe eine hohe Widerstandskraft, Ideenreichtum und Durchhaltevermögen bewiesen. Die Fähigkeiten können und werden auch durch die nächste Krise helfen.
Die Politik ist derweil gefordert, die Schliessung der Versorgungslücken rasch und nachhaltig anzugehen. Das Potential von einheimischen, erneuerbaren Energiequellen ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Dabei muss der Fokus auf inländischen Energiequellen liegen, die auch im Winter produzieren können und die Energieversorgung weniger vom Ausland abhängig machen.
Marc Widler ist Geschäftsführer des Thurgauer Gewerbeverbandes.
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