Kulturnews.de hat «Dschinns» von Fatma Aydemir zum besten Buch des Jahres 2022 erkoren. Die Autorin riskiert in ihrem Roman einen von der Mehrheitsgesellschaft stark abweichenden Blick auf den deutschen Alltag und schaut auf die 90er Jahre mit den gegenwärtigen Diskursen über Identität.
Klappentext:
Dreissig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs grosser Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt «Dschinns» nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.
Einschätzung
Das Kulturportal www.kulturnews.de hat «Dschinns» von Fatma Aydemir zum besten Buch des Jahres 2022 gekürt und schreibt: «Pathos, vermeintliche Stereotypen, viele nur angerissene Motive, ein mitunter arg konstruiert wirkendes Geheimnis und der verwirrende Bau des Familienromans: Für ihren so wichtigen, weil von der Mehrheitsgesellschaft stark abweichenden Blick auf deutsche Alltags- und Arbeitswelten riskiert Aydemir viel – doch ist es gerade die Polyfonie, die immer wieder die Verbindungslinien zur Gegenwart aufscheinen lässt. Das Figurenensemble profitiert von dem Planspiel, mit den gegenwärtigen Diskursen über Identität auf die 90er zu blicken, denn in ihrem Kampf mit Rassismus, Homophobie, Patriarchalismus und Sexismus lösen sich vor allem Ümit, Sevda und Perihan immer wieder ganz unerwartet aus dem Schatten der Platzhalter – mit Sätzen, die sich umso nachhaltiger bei den Lesern und Leserinnen einbrennen.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.