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Budget offengelegt

Juso verpulvern einen Fünftel des Wahlbudgets für Partys

Die St.Galler Jungsozialisten wollen Transparenz im Wahlkampf schaffen und legen ihre Zahlen offen. Einiges löst aber Fragen aus. Zum einen geht die Rechnung in der Originalmeldung nicht auf. Und zum anderen machen die Juso offenbar hübsch Gewinn dank den Wahlen. Trotz Partylaune.

Stefan Millius am 14. Oktober 2019

Die Absicht war löblich: Die Juso Kanton St.Gallen veröffentlichen auf Facebook ihr Wahlkampfbudget, um Transparenz zu schaffen. DIe Wähler hätten ein Recht zu wissen, wen sie wählen, begründen sie den Schritt. Kurz nach der Publikation stellten aber politische Gegner einige Fragen, die zumindest nicht ganz unberechtigt sind.

Zum ersten: Die Einnahmen. Sie sind es, die für die Transparenz entscheidend sind. Denn wofür eine Partei im Wahlkampf ihr Geld ausgibt, ist denkbar unwichtig für die Allgemeinheit. Was interessiert - und was beim Thema Wahlkampfspenden immer wieder aufkommt -, ist die Frage, woher das eingesetzte Geld stammt. Die Auskunft der Juso dazu: Die Einnahmen betragen 10'000 Franken und kommen von der kantonalen Mutterpartei.

Eine Information, die wertlos ist, wenn man nicht weiss, woher die SP wiederum das Geld hat. Allerdings: Die anderen Parteien legen das bekanntlich auch nicht offen, also ist auch die SP nicht dazu verpflichtet. Nur. Transparenz wird damit nicht geschaffen.

Die Ausgaben sind wie erwähnt sekundär, im Fall der Juso aber immerhin unterhaltsam. Die einzelnen Posten für Grafiker, Flyer, Porto, Facebookwerbung und so weiter betragen stets einige hundert Franken. Der absolut grösste Posten mit 1850 Franken sind - die Wahlkampfpartys. Sprich: Die Juso geben etwa 3,5 Mal so viel aus für fröhliche Gelage als für ihren Flyer, der vermutlich für den Wahlerfolg entscheidender ist. Und mehr als doppelt so viel für eine gute Zeit als für ihre Plakate. Insgesamt geht rund ein Fünftel der Ausgaben für Wahlpartys drauf. Noch bevor es etwas zu feiern gibt.

Im Originalbeitrag auf Facebook verkünden die Juso, insgesamt 7744 Franken auszugeben. SVP-Kantonsrat Ivan Louis fühlte sich sportlich herausgefordert und rechnete die wenigen Positionen nach. Er kam auf 8344 Franken und teilte das den Juso mit. Die löschten den Originalbeitrag, nahmen danach vermutlich den Taschenrechner hervor und veröffentlichten später die korrekte Rechnung.

Wobei: Ob 7744 oder 8344 Franken, eines bleibt sich in beiden Fällen gleich. Bei Einnahmen von 10'000 Franken dank der spendablen Mutterpartei bleibt letztendlich ein Gewinn in der Kasse. Davon können die meisten Parteien nur träumen. Rein rechnerisch gesehen läge da also noch die eine oder andere Wahlparty vor dem 20. Oktober drin. Und vielleicht eine am grossen Tag selbst.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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