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Fachbeitrag

Bye-bye Homeoffice – zumindest an zwei, drei Tagen pro Woche

Die Zeiten verändern sich rasant. War noch vor Kurzem die Arbeit von zu Hause aus der neue Massstab, haben inzwischen einige Unternehmen ihre Mitarbeiter zurück in die Büros beordert.

Nellen & Partner am 25. Juni 2023

Autorin: Zalina Akhaeva von Nellen & Partner St. Gallen

Dass Branchengrössen wie Amazon, Twitter, Salesforce, General Motors, Starbucks, Warner Bros., JP Morgan und Goldman Sachs Präsenzpflicht forderten, hat sich international herumgesprochen. Doch die USA sind Vorreiter bei der Rückkehr ins Büro, wie die Handelszeitung berichtete. So ist das Dauer-Homeoffice auch in namhaften Unternehmen in der Schweiz Geschichte. Das demonstrieren nach Angaben von CH Media etwa Novartis, Swisscom, Nestlé, die SBB, die Post und Deloitte. Allerdings bleibt nichts, wie es war. Rund um die Offices wächst ein neuer Trend: das hybride Arbeiten.

Zum ersten Mal seit 2014 verzeichnen Homeoffice & Co. in der Schweiz einen leichten Rückgang, wie die FlexWork Survey 2022 der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW zeigt. Dabei gibt es „eine grosse Verschiebung in Branchen, in denen Büroarbeit weit verbreitet ist“, so CH Media. In der öffentlichen Verwaltung, bei freiberuflichen Dienstleistungen, in der IT-Branche sowie bei Banken und Versicherungen sei eine Rückkehr an die alten Schreibtische nicht zu erkennen. Doch die Forderungen vieler Unternehmen sind auch hierzulande nicht zu überhören. Untermauert werden sie von diversen Erkenntnissen und Studien. Novartis zum Beispiel begründete seine Entscheidung, dass Büroangestellte wieder einen Grossteil ihrer Arbeitszeit anwesend sein müssen, mit dem sozialen Aspekt, ist auf Nau.ch zu lesen. Denn es gebe keinen Ersatz für persönliche Kontakte.

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Eine Studie des Co-Working-Space-Anbieters Westhive kam zu einem ähnlichen Schluss: „Die Arbeit im Homeoffice schadet dem Teamgeist und macht eine sinnvolle und effektive Zusammenarbeit unmöglich.“ Eine vom Zentrum für Arbeitgeberattraktivität/Zeag in Auftrag gegebene Untersuchung gelangte zu der Erkenntnis, dass sich 41 Prozent der Mitarbeiter in einer ungesunden oder gesundheitsbedrohlichen Situation befinden. Die Qualität der zu Hause geleisteten Arbeit werde massgeblich von technischen und räumlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Zwar bewerteten 87 Prozent der Studienteilnehmer die technische Infrastruktur im Homeoffice als eher gut, jedoch verfügen 21 Prozent nicht über die passenden Räumlichkeiten, um im Homeoffice entsprechende Leistungen zu liefern. Mangelnde technische Ausstattung – besonders bei Videokonferenz-Tools – führe zu Gefühlen der Isolation sowie zu erhöhtem Erleben von Stress und Frustration. Der Studie „Strategien im Umgang mit dem Arbeitskräftemangel“, die für das HR-Management der Migros-Gruppe durchgeführt wurde, zufolge beeinflusse die Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten, die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber kaum, berichtete die Plattform Konsider. Zudem spiele sie bei Entscheidungen wie der Kündigung oder frühzeitiger Pensionierung eine untergeordnete Rolle. „Zufriedenheit und Sinn stiften vielmehr die Erkenntnis, eine sinnvolle Arbeit zu vollbringen, Abwechslungsreichtum, Werteübereinstimmung und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.“ Die Hälfte der Befragten sei mit der Homeoffice-Regelung in ihrem Betrieb zufrieden – sofern es eine solche Option gebe. Für ein Viertel habe Homeoffice keine Relevanz. Interessanterweise seien diese Menschen insgesamt zufriedener. Sie erleben eine höhere Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit als ihre Kollegen zu Hause.

Jedoch bedeutet dies auch, dass die andere Hälfte – oder zumindest ein erheblicher Teil der Mitarbeiter – nicht zufrieden ist. Das beweist die FlexWork Survey 2022. Demnach nehmen 14 Prozent ihren Arbeitgeber weiterhin skeptisch wahr (man wolle wieder zurück zum Alten). 53 Prozent können sich nicht recht festlegen. Zudem sollten Entwicklungen wie neue Machtverhältnisse aufgrund der Rezession berücksichtigt werden, wie es in einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung über die Situation in den USA hiess. In der Schweiz hält sich die Wirtschaft zwar besser als in anderen Ländern, doch haben sich die Aussichten auch hierzulande eingetrübt. Ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen sind die grösser gewordenen Ansprüche der Beschäftigten. „28 % der befragten Erwerbstätigen können sich nicht mehr vorstellen, nur noch vor Ort beim Arbeitgebenden zu arbeiten. Und für 15 % aller Erwerbstätigen ist die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, ein absolutes Muss-Kriterium bei der Jobsuche“, so die FlexWork Survey.

Hybrid Work ist der neue Standard

Aus diesen Gründen ist mobil-flexibles Arbeiten aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und es entstehen verschiedene flexible Modelle. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass laut dem Konsider-Bericht Migros-Büroangestellte jederzeit wählen können, wann sie von wo aus ihre Leistungen erbringen, während Büroangestellte bei Coop maximal einen Tag pro Woche von zu Hause aus arbeiten dürfen. Daniel Stocker, Forschungschef des Immobilienberaters JLL Schweiz, sagte gegenüber CH Media: Das Homeoffice bleibe Bestandteil des Arbeitsalltags. Wie viele Tage pro Woche es sein würden, müsse sich einpendeln. Ein Homeoffice-Tag sei das absolute Minimum. Wer dies nicht anbiete, finde nur mit grosser Mühe Personal. Die meisten Arbeitgeber erwarten offiziell, dass die Arbeitszeit mindestens hälftig im Büro verbracht werde, meistens drei Tage pro Woche. Jedoch gebe es viele Unternehmen, die sich aus Angst vor Kündigungen nicht trauen, ihre Erwartungen tatsächlich forsch einzufordern. Die Konsequenz: Arbeitgeber müssen herausfinden, wie sie mit der neuen Normalität umgehen. Die Handelszeitung berichtete, dass die meisten Unternehmen eine Erhöhung der Büropräsenz ausschliessen. Denn hierzulande herrsche noch immer Fachkräftemangel und Firmen wollen sich bei potenziellen Angestellten beliebt machen. So sei in Unternehmen, deren Arbeit hauptsächlich am Computer erfolge, das hybride Arbeitsmodell Standard. Das bestätigt Microsoft im aktuellen Work-Trend-Index.

Mit hybrid Work verbunden sind eigene Herausforderungen. Daniel Stocker erteilte den Rat, die Arbeitgeber müssten sich fragen, wozu jemand überhaupt ins Büro kommen solle. Die Antwort laute: für Tätigkeiten, die sich dort besser erledigen lassen. Dies seien der Austausch mit anderen, das gemeinsame Suchen nach Lösungen und das spontane miteinander Ideen entwickeln. Darüber hinaus spielen attraktive Standorte mit einer guten Infrastruktur eine wichtige Rolle. Bei allen Aufgaben tragen Führungskräfte grosse Verantwortung, wie Microsoft darlegte. Für sie gelte es, das Warum, Wann und Wie des Büros festzulegen. Das bedeute, den Zweck der persönlichen Zusammenarbeit zu bestimmen, Teamvereinbarungen darüber zu treffen, wann man sich persönlich treffe, eine Etikette für hybride Meetings zu definieren sowie zu überdenken, wie der Raum eine unterstützende Rolle spielen könne. Immerhin müssen sowohl hybride als auch mobile Mitarbeiter wieder in das Gefüge des Unternehmens eingebunden und Beziehungen aufgebaut werden. Dabei fungieren Manager als Verbindungsglieder, die den Beschäftigten helfen, ihre Netzwerke zu erweitern.

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