In einer Zeit, in welcher viele der Kirche den Rücken kehren, absolvierte der Gossauer Nicola Damann die Ausbildung in der Schweizergarde und wurde nun vereidigt. Für seinen Einsatz stellte er gar sein politisches Engagement zurück.
Eine Audienz beim Papst – was für viele eine blosse Redewendung ist, wird für Nicola Damann aus Gossau zur Realität. Gerade wurde er als Schweizer Gardist in Rom vereidigt. Die Hauptaufgabe ist der Schutz des Heiligen Vaters und seiner Residenz. «Wir leisten auch den Eid, dass wir für ihn unser Leben einsetzen, wenn es erforderlich ist», sagt Nicola Damann.
Ehrendienste an Messen
Die Schweizer Garde sorgt für die Sicherheit der offiziellen Eingänge der Vatikanstadt. Wird eine Audienz oder kirchliche Zeremonie abgehalten, überwacht sie das Geschehen und ist für den Personenschutz zuständig. Die Gardisten sind auch dann mit dabei, wenn der Papst für seine Apostolischen Reisen das Ausland besucht. «Am bekanntesten sind wir wohl, wenn wir die sogenannten Ehrendienste an Messen und bei Audienzen leisten oder die Schildwache an den Eingängen zum Vatikan stellen. Da sind wir mit unserer berühmten Uniform am sichtbarsten», sagt Damann.
Beeindruckendes Erlebnis
Den Wunsch, der Schweizer Garde anzugehören, wuchs bei ihm stetig. Als der Politiker auf der Ministrantenreise die Stadt Rom besuchte, kam er das erste Mal mit ihr in Kontakt. «Diese Begegnung mit der Garde war für mich ein sehr beeindruckendes Erlebnis.»
Damit man die Ausbildung zum Gardisten absolvieren kann, muss zuvor die Rekrutenschule besucht werden. Die eigentliche Ausbildung zum Gardisten dauert dann nochmals zehn Wochen. Damann: «Den ersten Monat verbringen wir in Rom und erlernen alles Notwendige für den anfänglichen Dienst.»
Anschliessend folgen vier Wochen im Ausbildungszentrum der Spezialkräfte der Schweizer Armee in Isone. Durch die Tessiner Kantonspolizei werden die Anwärter im Sicherheitsbereich ausgebildet. «Das beinhaltet den Waffengebrauch, geht über das polizeitaktische Verhalten im Ernstfall und die Selbstverteidigung bis zu Lektionen über Psychologie und Recht», sagt Damann. Anschliessend werden die Rekruten zwei Wochen lang auf den anstehenden ordentlichen Dienst vorbereitet.
Klarer Vorteil
Eine aufwendige Ausbildung, die der Gossauer jedoch geniesst und schätzt. Bereits jetzt habe er tolle Erfahrungen machen dürfen und gute Kontakte geknüpft. «Die kommende Zeit in der Garde wird für mich eine Lebensschule sein, welche auch im Privat- und im Arbeitsleben in der Schweiz klar von Vorteil sein wird.»
Seine Familie war da
Sein persönliches Highlight waren die Ostertage, die in Rom natürlich speziell zelebriert werden. «Ein solche grosse und beindruckende Ostermesse des Heiligen Vaters auf dem Petersplatz miterleben zu dürfen, war eine grosse Ehre.»
Auch die Vereidigung hält er in bester Erinnerung. Die Begegnung mit dem Papst, die Kranzniederlegung zu Ehren der 1527 beim Sacco die Roma gefallenen Gardisten haben alle kürzlich stattgefunden. «Meine Familie war nach Rom angereist und es war eine unvergessliche Zeit.»
Wie oft sieht er den Papst während seiner Arbeit überhaupt? Das könne man nicht verallgemeinern, sagt Damann, und sei zudem vertraulich. «Unserem Heiligen Vater bin ich schon zwei Mal begegnet. Er ist mit uns verbunden und schätzt unsere Arbeit sehr.»
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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