Während westliche Medien weniger darüber berichten, nimmt die Christenverfolgung weltweit immer mehr zu. Gemäss dem aktuellen Verfolgungsindex der Hilfsorganisation «Open Doors» werden bis zu 350 Millionen Christen bedrängt, diskriminiert und verfolgt.
Lebensbedrohlich ist das Leben für Protestanten, Katholiken und Orthodoxe zum Beispiel in Nordkorea, wo etwa 300‘000 Christen ihre Religion verleugnen müssen, während 70‘000 Gläubige in Gulags interniert sind. In Indien, Afghanistan, Ägypten, Somalia, Sudan, Pakistan, Eritrea, Libyen, Irak, im Jemen und im Iran gibt es täglich Gewalt gegen Christen, Diskriminierung, Ausgrenzung, Benachteiligung und Schikane durch den Staat oder gesellschaftlichen Druck.
Das Hilfswerk «Kirche in Not» (ACN) spricht von der «grössten Christenverfolgung seit 2000 Jahren». Regelmässig versucht das Werk, das vom medialen Mainstream tabuisierte Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. «Wir wollen verfolgten Christen eine Stimme geben», erklärt Jan Probst, Geschäftsführer des Hilfswerks in der Schweiz. Informationskampagnen, Publikationen, Events und Konferenzen sollen das öffentliche Bewusstsein verändern. Seit 2015 hat das Werk die international koordinierte «RedWeek» lanciert, eine im November stattfindende Gedenkwoche. Pfarreien, Ordensgemeinschaften, Gebetsgruppen oder Einzelpersonen werden dazu eingeladen, für verfolgte und bedrängte Christen zu beten. Kirchen, Klöster und andere Gebäude werden rot beleuchtet, in Erinnerung an das Blut der Verfolgten.
Was in den grossen Medien ebenfalls kaum thematisiert wird: Neben der physischen Form der Christenverfolgung ausserhalb des Westens gibt es auch in den USA und in Europa eine subtile Form der Verfolgung. Dies zeigen die jährlichen Berichte von Organisationen wie dem Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians (OIDAC) in Wien. Berichte über Ärzte, Lehrer, Krankenschwestern, Politiker oder Studenten, die sich in Bezug auf den Genderdiskurs, die Abtreibungsfrage oder die Religionsfreiheit als traditionsverbundene Christen outen und diskriminiert, entlassen oder vor Gericht gestellt werden, wie es auch schon bei Geistlichen vorgekommen ist, die eine unliebsame Stelle aus der Bibel vorgelesen haben.
Die Ausgrenzung und das negative Stereotypisieren von Christen breiten sich auch in der Schweiz aus. Dass Christentumsfeindlichkeit in Europa salonfähig wird, ist nicht auszuschliessen. Papst Franziskus hatte schon vor einigen Jahren von einer «höflichen» Christenverfolgung in Europa gesprochen. Diese sei «verkleidet als Kultur, getarnt als Moderne, als Fortschritt». Auffällig ist, dass man in öffentlichen Debatten, wie auch in populären Filmen oder Serien glaubenstreue Christen gern als rückständig und fundamentalistisch darstellt. Das fördert ein Klima, in dem Christen, die einen Job zu verlieren haben, sich hüten, öffentlich zu ihrem Glauben zu stehen oder entsprechende Artikel auch nur zu liken.
Umso wichtiger ist es, dass die Christenverfolgung breiter ins öffentliche Bewusstsein tritt und nicht länger tabuisiert wird. Dass es Stimmen gibt, die sich für die Unantastbarkeit der Menschenrechte auch dann einsetzen, wenn es um Christen geht. Seien diese nun betroffen von harter, brutaler Verfolgung oder von der «höflichen Verfolgung», von welcher Papst Franziskus gesprochen hat.
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Giuseppe Gracia ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neuer Roman «Auschlöschung» (Fontis Verlag, 2024) handelt von der Selbstauflösung Europas.
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