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Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

Die Thurgauer Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner befindet sich in Höchstform. Umso grösser ist die Freude, weil die Paralympischen Spiele in Paris vor der Tür stehen. Die Sportlerin darüber, weshalb im Bereich der Inklusion noch viel getan werden muss.

Manuela Bruhin am 24. Juni 2024

Catherine Debrunner, nach dem Sieg in London ist Ihr Start in die Saison mehr als geglückt?

Der Sieg in London war ein fantastischer Auftakt in die Saison. Er hat gezeigt, dass sich das harte Training und die Vorbereitung gelohnt haben. Es ist immer ein gutes Gefühl, mit einem Erfolg die Saison zu starten. Es motiviert mich, weiterhin mein Bestes zu geben und auf den Leistungen aufzubauen. Es liegt noch viel Arbeit vor mir, aber dieser Sieg gibt mir die Zuversicht, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Ihr Fokus liegt in diesem Jahr auf Paris. Bereiten Sie sich speziell darauf vor?

Ich habe mein Training in den letzten Jahren noch einmal intensiviert. Das hat sich im vergangenen Jahr mit mehreren Weltrekorden ausgezahlt. Diesen Schwung möchte ich für die Paralympischen Spiele in Paris mitnehmen und so weitermachen.

Wie wichtig ist die mentale Vorbereitung für die Wettkämpfe?

Die mentale Vorbereitung ist im Sport genauso wichtig wie das körperliche Training. Ohne eine solide geistige Haltung ist es schwierig, unter Druck gute Ergebnisse zu erzielen. Deshalb bin ich froh, ein starkes Team mit Partner und Trainer im Rücken zu haben, auf das ich jederzeit zählen kann.

In den Kurz- und Mittelstrecken gehören Sie zur Weltspitze. Setzt Sie das unter Druck?

Sport auf diesem Niveau bringt einen gewissen Druck mit sich. Das hat für mich aber nicht zwangsläufig negative Seiten, sondern motiviert mich, ständig an mir zu arbeiten und immer auf höchstem Niveau zu performen. Ich denke, dass es im Leistungssport wichtig ist, diesen Druck vielmehr als Ansporn zu sehen.

Gibt es einen bestimmten Wettbewerb oder ein Rennen, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Der NYC-Marathon 2023. Dies war das erste Mal, dass ich den «bekanntlich anspruchsvollsten Marathon» gefahren bin. Diesen gleich mit einem neuen Streckenrekord zu gewinnen und dadurch erstmals Gesamtsiegerin der Marathonserie zu sein, war ein ganz spezieller Moment.

Wie sieht die Erholung nach einem Wettkampf aus?

Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, hilft mir, mich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Manchmal brauche ich aber auch einfach Zeit für mich selbst, die sogenannte «me-time». In dieser Zeit tue ich mir selbst etwas Gutes.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Eine ausgewogene Ernährung ist für meine Leistungsfähigkeit sehr wichtig. Grundsätzlich ernähre ich mich sehr gesund und koche meistens frisch, um meinem Körper die besten Nährstoffe zu bieten. Allerdings fällt es mir schon auch schwer, auf Süsses zu verzichten. Es geht darum, eine Balance zu finden, damit ich mich wohl fühle und gleichzeitig optimal für Training und Wettkämpfe vorbereitet bin.

Spitzensportler haben es in der Schweiz nicht so einfach. Wie gross ist die Herausforderung, passende Unterstützung zu finden?

Es ist tatsächlich schwer, passende Unterstützung zu finden, vor allem im Parasport. Die Herausforderungen sind gross – finanziell wie logistisch. Umso mehr schätze ich es, mit Visa einen zuverlässigen Partner an meiner Seite zu haben. Die Zusammenarbeit mit Visa als langjährigster globaler Partner des Internationalen Paralympischen Komitees ist für mich ein echtes Highlight. Durch die Zusammenarbeit kann ich mich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Zudem habe ich durch das globale Team Visa Programm die Möglichkeit, mich mit Athletinnen und Athleten weltweit zu vernetzen, was mir einen wertvollen Austausch ermöglicht.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Sport und in der Gesellschaft?

In den letzten Jahren wurde viel erreicht. Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher – es bleibt noch einiges zu tun. Es gibt noch immer zu viele Hindernisse für Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Raum. Die Paralympischen Spiele helfen, das Bewusstsein zu schärfen und bieten eine Plattform, um die Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit Behinderungen zu thematisieren.

Was könnte Ihrer Meinung nach getan werden, um den Para-Sport noch bekannter und populärer zu machen?

Es bräuchte mehr Gleichheit in der Medienbranche sowie im gesamten Sponsoringbereich. Vor allem beim Sponsoring ist die Diskrepanz zu den «Fussgängern» noch sehr gross.

Gibt es ein spezielles Ziel, worauf Sie hinarbeiten?

Ich möchte an meine Erfolge bei den Weltmeisterschaften im letzten Jahr anknüpfen. Ich möchte in Paris die beste Catherine sein, die ich je war.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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