Goldmünzen waren an der Münzenauktion besonders begehrt: im Bild eine 5 Rubel-Münze aus einer umfangreichen Sammlung russischer Goldmünzen.
An der Münzenauktion am 25. November in Wil erzielten seltene Gold- und Silbermünzen Höchstpreise. Am Vortag wurden bereits Briefmarken zu teils spektakulären Preisen versteigert. An beiden Tagen zusammen wurde ein Verkaufsumsatz von rund 5,7 Millionen Franken erzielt.
Dass Gold gerade in Krisenzeiten als sicherer Hafen gilt, zeigte sich an der Münzenauktion im Auktionshaus Rapp eindrücklich: Um eine russische Goldmünzensammlung mit Raritäten, die zum Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen, entbrannte ein regelrechtes Bietergefecht. Vor allem aus Russland gingen hunderte Online-Gebote ein. So wurde die auf 28 Lose aufgeteilte Sammlung für insgesamt 137‘625 Franken versteigert. Marianne Rapp Ohmann, Geschäftsführerin des Auktionshauses Rapp, zeigte sich hocherfreut. Überrascht habe sie der hohe Preis indes nicht: «Investments mit historischem Hintergrund werden nebst Aktien und Immobilien immer mehr zur Alternative in einem diversifizierten Investment-Portfolio.»
Österreich hoch im Kurs
Toppreise erzielten auch weitere Goldmünzen: Eine Goldmünze aus Österreich mit dem Konterfei von Franz Joseph I., die anlässlich des Regierungsjubiläums 1908 geprägt wurde, kam für 26‘250 Franken unter den Hammer. Für 18‘875 Franken kam eine erstklassig erhaltene spanische Goldmünze mit dem Abbild von José Napoleón aus dem Jahr 1812 in neue Hände. Noch älter ist ein prächtiger Guldiner aus dem Römisch Deutschen Reich, der mit der Abbildung von Erzherzog Sigismund versehen ist: Die Münze wurde 1486 in Hall im Tirol geprägt und an der Auktion für 23‘750 Franken versteigert. Nicht immer müssen Münzen hunderte Jahre alt sein, um Toppreise zu erzielen. Immer mehr Investoren und Sammler aus China entdecken die Numismatik für sich. So erzielte eine sehr seltene 50 Yuan-Münze mit Jahrgang 1995 einen Preis von 12‘500 Franken. Insgesamt wurden mehr als 350 Lose mit Münzen, Medaillen, Banknoten, Aktien und Orden versteigert.
13‘750 Franken für Fünfliber
Trotz des internationalen Portfolios mussten sich die Münzsammlungen aus der Schweiz nicht verstecken. So erzielte die Sammlung «Muotathal» mit rund 200 antiken Münzen, zahlreichen Kleinmünzen aus aller Welt und rund 100 Schweizer Kantonalmünzen einen Verkaufspreis von 20‘000 Franken. Gleich um das 2‘750-fache überstieg der Verkaufspreis den eigentlichen Geldwert eines Fünflibers aus dem Jahr 1968: Er wechselte für 13‘750 Franken den Besitzer. «Das ist ein sensationeller Preis für diese moderne Rarität», betont Marianne Rapp Ohmann. Der Fünfliber ist einer von nur drei bekannten Fehlprägungen, die in jenem Jahr irrtümlich noch auf Silber statt auf Kupfernickel geprägt wurden.
Goldmünzen waren an der Münzenauktion besonders begehrt: im Bild eine 5 Rubel-Münze aus einer umfangreichen Sammlung russischer Goldmünzen.
Teure Marke und begehrte Sammlungen
Die Auktion im Auktionshaus Rapp in Wil startete am Dienstag, 23. November 2020, mit einem Paukenschlag: An der Briefmarkenauktion wurde eine der seltensten Briefmarken der Welt – eine «Rayon I hellblau mit vollständiger Kreuzeinfassung» aus dem Jahr 1851 – für stolze 162‘500 Franken versteigert. Der Zuschlag erging an einen Schweizer Sammler. Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen trafen die Gebote in erster Linie per Telefon und via Online-Plattformen ein. Dies führte zu weit mehr Geboten als sonst und auch zu teilweise aussergewöhnlich hohen Preisen. So erzielte eine gehaltvolle und gepflegte Sammlung mit Briefmarken aus aller Welt den sensationellen Verkaufspreis von 112‘500 Franken. Insgesamt wurde an den beiden ersten Auktionstagen ein Verkaufsumsatz von rund 5,7 Millionen Schweizer Franken erzielt. Marianne Rapp Ohmann rechnet damit, dass der Online-Boom anhält und an den kommenden Auktionstagen auch die Telefonleitungen dauerbelegt sein werden.
Grösstes Schmuck- und Uhrenangebot
Vom Donnerstag, 26. November bis Samstag, 28. November 2020 werden Luxusgüter wie Uhren, Schmuck und teure Designertaschen versteigert: «Unter den Hammer kommt in der zweiten Auktions-Wochenhälfte das grösste Schmuck- und Uhrensortiment, das wir je anbieten konnten», freut sich Marianne Rapp Ohmann. Diamanten stünden vermehrt im Fokus der Nachfrage. Interessant dürfte der Kampf um ein exklusives Brillant-Rubin Collier, werden, das mit über 40‘000 Franken verkauft werden dürfte. Ebenso reges Interesse besteht an einer wunderschönen Saphir-Diamant-Schleifenbrosche von Tiffany, welche vermutlich aus den 1920er Jahren stammt und mit dem antiken Originaletui angeboten wird. Bei den Uhren darf man auf den Zuschlagspreis für mehrere seltene und ältere Rolex- und Patek Philippe-Modelle gespannt sein. Besonders teuer verkauft werden dürfte eine Rolex aus dem Zweiten Weltkrieg, die für britische Soldaten eine Solidaritätsbekundung des Gründers der Uhrenmarke war. Höchstgebote werden zudem für sehr beliebte Sammlertaschen von Hermès erwartet: «Für die berühmten Kelly und Birkin Bags werden teilweise über 10‘000 Franken bezahlt», betont Rapp Ohmann. Gespannt sein dürfe man insbesondere auf eine schwarze Hermès Kelly-Handtasche aus dem Jahr 1976, die sich in neuwertigem Zustand befindet.
Roman Salzmann ist Inhaber und Geschäftsführer der salcom.biz in Bischofszell. Zuvor war er unter anderem Wirtschaftsredaktor und Kommunikationsleiter eines Konzerns. Heute betreut er für verschiedene Ostschweizer Unternehmen die Kommunikationsarbeit.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.