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Geburtstag der «Schüga»

240 Jahre Schweizer Braukunst

2019 feiert die St.Galler Brauerei Schützengarten ihren 240. Geburtstag. Ein Rückblick auf die Geschichte.

Die Ostschweiz am 11. April 2019

Die Brauerei Schützengarten feiert 2019 ihren 240. Geburtstag. Aus der Kleinbrauerei am Stadtrand von St. Gallen ist über die Jahre eine moderne Qualitäts- und Spezialitätenbrauerei gewachsen. «Das unabhängige Familienunternehmen produziert nach der Slow Brewing Methode und prägt den Biermarkt mit ihren mehrfach ausgezeichneten Bieren nachhaltig», heisst es dazu in einer Mitteilung.

1779 zählte die Stadt St. Gallen etwa 8000 Einwohner und hatte eine Ausdehnung von 3 Kilometer von der Kreuzbleiche bis nach St. Fiden. Den Kanton St. Gallen gab es damals noch nicht – St. Gallen war eine selbständige Stadtrepublik und ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Das wichtigste Gewerbe war die aufkommende Stickerei.

Brauereigründung im Schützengarten

In diesem St. Gallen stand auf dem Areal der heutigen Brauerei Schützengarten der Schiessstand der «Schützengesellschaft vor dem Platzthor». Laut Kaufbrief kaufte der St. Galler Bürger Johann Ulrich Tobler diese Liegenschaft am 23. August 1779 und richtete in der zum Schiessstand gehörenden Wirtschaft eine Brauerei ein. Damit war der Grundstein zur Brauerei Schützengarten gelegt. Und damit ist auch der Name erklärt.

Dem Steuerbuch der Stadt St. Gallen ist zu entnehmen, dass «im Schützengarten» bald einmal 450 Hektoliter Bier gebraut wurden. Dies reichte der jungen Brauerei zu Platz zwei unter den vier Brauereien, die es in der Stadt damals gab. Die Brauerei entwickelte sich gut, und genau 50 Jahre nach der Gründung kaufte der damals erst 23jährige Wirt und Bierbrauer David Billwiller die Brauerei und übergab sie wiederum 50 Jahre später, also 1878, seinem Sohn Arnold Billwiller.

Bier ein Luxusgut

Diese zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war für die Entwicklung des Biers sehr wichtig. Bis dahin war nämlich der Wein das meistgetrunkene alkoholische Getränk. Bierbrauen ist aufwendiger als die Weinproduktion – der Name sagt es: Bier muss zuerst gebraut werden, im Gegensatz zu den Trauben, die nach dem Abpressen direkt vergoren werden können – und so war das Bier damals teurer als der Wein.

Doch den Bierbrauern kam die Natur zu Hilfe: Nach 1860 gab es eine Reihe von sehr schlechten Traubenernten und damit nur noch wenig geniessbaren Wein. Auf der anderen Seite stieg die Qualität der Biere, da es nun schon die ersten Brauerschulen gab. Das Bier wurde günstiger und bald zum Getränk Nummer eins. Es gab einen eigentlichen Brauerei-Boom: Um 1900 gab es in der Schweiz 600 Brauereien, allein in der Stadt St. Gallen deren acht. Der tüchtige Arnold Billwiller nutzte die Gunst der Stunde. Als er die Brauerei 1879 übernahm, produzierte Schützengarten 7'000 hl.

Arnold Billwiller: ein Pionier

Kaum war die Kältemaschine erfunden, installierte Arnold Billwiller eine solche in seiner Brauerei. Dies war ein grosser Vorteil gegenüber der Konkurrenz, indem er unabhängig vom Natureis das ganze Jahr über brauen konnte. Damit er über genügend elektrische Energie zum Betrieb seiner Maschinen verfügte, errichtete er 1895 an der Sitter in Wittenbach eines der ersten Wasserkraftwerke im Kanton St. Gallen. Dieses wurde 2004 umfassend erneuert und produziert heute etwa 3 Millionen kWh sauberen Strom pro Jahr – rund das Doppelte des Verbrauchs der Brauerei.

Aber auch soziale Anliegen waren Arnold Billwiller wichtig. So errichtete er für seine Mitarbeiter eine Personalvorsorgestiftung, als dies noch alles andere als üblich war. Zudem gründete er Arnold-Billwiller-Stiftung, welche noch heute kulturelle, soziale und wissenschaftliche Projekte unterstützt.

Aktiengesellschaft

Zwei Jahre vor seinem Ableben wandelte Arnold Billwiller 1926 sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Die erste Geschäftsleitung bestand aus August Ess als kaufmännischem und Adolf Kurer-Glinz als technischem Direktor.

Die Bäume wuchsen aber schon damals nicht in den Himmel. Der Brauerei-Boom um die vorletzte Jahrhundertwende wurde durch den 1. Weltkrieg brutal gestoppt. Der Bierkonsum sank in der Schweiz auf einen Fünftel und von den um 1900 gezählten rund 600 Brauereien waren 30 Jahre später bloss noch 60 übriggeblieben.

Der 2. Weltkrieg senkte den Bierkonsum in der Folge erneut. Nach 1945 ging es mit dem Bierkonsum in der Schweiz aber rasch wieder aufwärts. Das Maximum wurde im Jahr 1970 mit einem Pro-Kopf-Konsum von 77 Liter erreicht.

Wirtschaftliche Blütezeit

In der Nachkriegszeit erholten sich die Schweizer Brauereien rasch. Sie erlebten mehrheitlich eine Blütezeit. Fast allen Brauereien ging es wirtschaftlich hervorragend. Die Preise waren in einem Kartell fixiert und die Verkaufsaufwendungen waren gering, da sich die Brauereien ihre Kunden gegenseitig nicht streitig machten.

Auch über Produktentwicklungen mussten sich die Bierbrauer nicht viel Gedanken machen. Es gab nur einfache Lager- und Spezialbiere in den Varianten Hell und Dunkel und meistens noch ein Starkbier. Die Verantwortlichen von Schützengarten nutzten das wirtschaftliche Hoch, um das Unternehmen durch Investitionen in die Brauerei und in diverse Liegenschaften auf solide technische und finanzielle Grundlagen zu stellen.

Nach 1970 liess der Bierdurst in der Schweiz nach. Durch den abnehmenden Bierkonsum verlor mancher Brauer den Mut, sodass sich die Zahl der Brauereien in der Schweiz innert nur 12 Jahren von 55 auf noch 35 reduzierte! Dennoch wuchsen die Überkapazitäten und führten damit in letzter Konsequenz zum Ende des Bierkartells im Jahr 1991.

Spezialitäten aus der Ostschweiz

Seit dem Ende des Kartells sind nun 28 Jahre vergangen. Die Brauerei Schützengarten hat sich im befreiten Markt sehr gut entwickelt. Während andere Brauereien den Weg ins Massengeschäft gesucht haben, haben sich die Brauer im Schützengarten der Pflege der Bierqualität und der Herstellung von Spezialbieren verschrieben.

Jahr für Jahr präsentiert die Ostschweizer Brauerei Bier-Neuheiten – darunter mit dem Weissen Engel ein mehrfach prämiertes Hefeweizenbier, mit dem naturtrüben Klosterbräu sogar das weltbeste Amber-Bier des Jahres 2017. Mit Gallus 612, India Pale Ale, Swiss Stout und Vadian Pale Ale hat die Brauerei Schützengarten in den letzten Jahren ihr Sortiment um vier neue Craft Biere erweitert. Mit dem Jubiläumsbier Sud 1779 wird das Kleeblatt zum Craft-Bier-Quintett erweitert.

Als Grundlage für die gelebte Qualitätsphilosophie investierte die St. Galler Brauerei Jahr für Jahr in die Erneuerung und Modernisierung der Anlagen. Die seit 1997 ISO-und heute FSSC-zertifizierte Brauerei Schützengarten verfügt heute über eine der modernsten Produktions- und Abfüllanlagen Europas.

Schützengarten wurde 2014 als erste und bisher einzige Schweizer Brauerei mit dem Slow Brewing Gütesiegel ausgezeichnet. Damit ist sie eine von insgesamt 27 zertifizierten Brauereien in Deutschland, Österreich und Italien. (pd)

Tag der offenen Tür im Schützengarten

Die Brauerei Schützengarten feiert dieses Jahr ihren 240. Geburtstag. Im Sommer 1779 am Stadtrand beim Schützenhaus der „Schützengesellschaft vor dem Platztor“ gegründet, ist die Brauerei Schützengarten heute die älteste Brauerei der Schweiz - seit ihrer Gründung eigenständig und tief in der Ostschweiz verwurzelt. Zum offiziellen Geburtstagsfest am Samstag, 27. April 2019, ist die gesamte Bevölkerung eingeladen. Das Jubiläum wird auf dem Schützengarten-Areal an der St. Jakob-Strasse 37 in St. Gallen mit einem Tag der offenen Tür und einem Brauerei-Fäscht gefeiert. Das Brauerei-Fäscht startet um 10.45 mit dem Einschellen durch die Silvester Treichler Märstetten. Danach folgt im grossen «Fäscht-Zelt», in der «Fäscht-Garage» und an der Craftbier-Bar bis 22 Uhr ein Höhepunkt dem anderen. Von 11 bis 16 Uhr besteht die Gelegenheit auf dem Brauerei-Rundgang selbständig einen Blick hinter die Kulissen der Brauerei Schützengarten zu tun und sich einen Einblick in den modernen Brauprozess von den Rohstoffen bis zu den fertigen Schützengarten-Bieren zu verschaffen. Für die Kinder steht ein spezielles Kinder-Paradies mit diversen Erlebnismöglichkeiten bereit. Im grossen Jakob-Saal laden die Schützengarten-Bier-Sommeliers zur Degustation der Schützengarten-Biere ein.

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«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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