Der Verband St. Galler Volksschulträger hat erstmals im Herbst 2021 seine Mitglieder bezüglich des Lehrpersonenmangels befragt und diese Erhebung jährlich wiederholt. Nun liegen die Zahlen vom Herbst 2023 vor. Und diese zeichnen ein düsteres Bild.
^
Der Lehrpersonenmangel stellt eine immer grössere, langfristige Herausforderung für die St. Galler Schulträger dar. Waren es bei der ersten Befragung im Herbst 2021 noch 43 Prozent, welche den Mangel an Lehrpersonen als angespannt bis alarmierend bezeichneten, hat sich dieser Anteil bis heute fast verdoppelt. Und während vor zwei Jahren erst 16 Prozent der Schulträger angaben, Stellen nicht zufriedenstellend besetzt zu haben, sind es heute 25Prozent. Das geht aus der am Dienstag versandten Medienmitteilung des Verbands hervor.
Pensionierte zurückholen
Um alle Stellen besetzen zu können, müssen die Schulträger immer öfter zu ausserordentlichen Massnahmen greifen. So geben sie an, pensionierte Lehrpersonen zurückzuholen und Studierende oder Personen ohne Lehrdiplom einzusetzen.
Weiter werden auf der einen Seite Klassen zusammengelegt, auf der anderen Seite mit Lehrpersonen Zusatzpensen vereinbart. Zunehmend wurde auch mit Stellvertretungen ins Schuljahr gestartet, verbunden mit der Hoffnung, dass Fixlösungen später gefunden werden.
Krankheitsbedingte Ausfälle
Akut mache sich der Lehrpersonenmangel aber noch in einem ganz anderen Zusammenhang bemerkbar. «In den Wintermonaten fallen, weit mehr als in der warmen Jahreszeit, Lehrpersonen kurzfristig krankheitshalber aus. Stellvertretungen sind aber kaum zu finden», teilt der Verband mit.
Hellhörig machen auch die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie. Sie zeigen, dass Schülerinnen und Schüler aus Schulen mit kritischem Lehrpersonenmangel statistisch signifikant schlechter abschnitten als Schüler aus Schulen ohne Lehrpersonenmangel. 42 Prozent der befragten Schulleitungen stellten fest, dass der Mangel an Lehrpersonen den Unterricht beeinträchtigt.
Beruf attraktiver machen
Der Schulträgerverband schenke dem Thema aufgrund der aufgeführten Aspekte weiterhin grosse Aufmerksamkeit. Der Umstand, dass die Studierendenzahlen an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) im letzten Sommer zurückgegangen sind, verstärkt dessen Bemühungen. In direktem Austausch mit der PHSG leiste er wichtige Beiträge, um die Studiengänge so auszurichten, dass möglichst viele Interessierte in die Ausbildung einsteigen, den Lehrerberuf ergreifen und darin verweilen.
Dabei fordert er attraktive und praxistaugliche, berufsintegrierte oder berufsbegleitende, maximal flexible Studiengänge an der PHSG, einschliesslich der Möglichkeit zu Einzelfachabschlüssen, insbesondere auch für Quereinsteigende. Ziel sei es, dass weiterhin gut qualifizierte Lehrpersonen in den Schulen arbeiten.
(Symbolbild: Depositphotos.com)
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.