Mit dem Museumsprojekt «Kristall» wurde unter anderem eine museale Institution mit kantonaler Trägerschaft geprüft. Dabei zeigte es sich, dass die kantonalen Aufgaben im Bereich der Sicherung des kulturellen Erbes, des Kulturgüterschutzes und der Vermittlung weitreichender sind. Infolgedessen wurde das Projekt «Kristall» im Sommer 2023 beendet und wird nicht mehr weiterverfolgt. Zunächst müssen die entsprechenden Grundlagen einer umfassenden Kulturerbe-Strategie erarbeitet werden.

Mit der Verankerung im Regierungsprogramm 2024–2027 stellt der Regierungsrat das Thema «Kulturerbe» in den Fokus. Es ist seine Absicht, in einem ersten Schritt die Grundlagen für ein koordiniertes Vorgehen zu legen. Er hat nun die Erarbeitung einer Kulturerbe-Strategie in Auftrag gegeben.

In den vergangenen Monaten hat das zuständige Amt für Kultur eine Situationsanalyse erstellt. Unter anderem wurden die Eigenheiten sowie die wichtigsten Trägerinnen und Akteure herausgearbeitet. Denn die Pflege des kulturellen Erbes erfolgt gemeinsam durch die kantonalen Kulturerbe-Institutionen (Denkmalpflege, Kantonsbibliothek und Staatsarchiv) und viele verschiedene privaten Trägerschaften, die bei der Bewahrung und Vermittlung eine zentrale Rolle einnehmen.

Eine Koordination durch die öffentliche Hand im Kulturerbe-Bereich ist bislang nur beschränkt vorhanden – beispielsweise im Rahmen der kantonalen Museumskoordination. Es gibt aber Themen wie die Aufbewahrung des beweglichen Kulturguts, für die es angezeigt ist, in Zukunft koordiniert vorzugehen. Es fehlt in Appenzell Ausserrhoden zudem eine verbindliche Vorgabe, die festlegt, wem die Definition von Kulturerbe obliegt, wie es verzeichnet wird und was mit dieser Kategorisierung verbunden ist. Weil viele Akteurinnen und Akteure beteiligt sind, ist eine breitere Diskussion der Thematik notwendig.

Das kulturelle Erbe von Appenzell Ausserrhoden ist reichhaltig: Einerseits wurden verschiedene Kulturgüter aus der Gesellschaft heraus geschaffen oder überliefert, und andererseits prägen sie die Bevölkerung. Die Zugänglichkeit und Teilhabe am Kulturerbe wirken sich positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus und stiften eine gemeinsame Identität. Infolge dieser hohen Bedeutung sollen in den Erarbeitungsprozess der Kulturerbe-Strategie - neben den musealen Institutionen - weitere betroffene Akteurinnen und Akteure mit einem Mitwirkungsprozess einbezogen werden. Das Ziel des Regierungsrates ist es, durch die Partizipation sämtlicher Anspruchsgruppen eine gemeinsam getragene Strategie zu erarbeiten.

(Bild: Archiv)