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Schönheit mit Hintergrund

Appenzeller Beauty-Marke will hoch hinaus, aber: «Es ist nicht einfach, diese Balance zu erreichen»

Starkes Wachstum, aber auch der soziale Gedanke, dass jedes verkaufte Produkt den Mädchen in Indien ermöglicht, zur Schule zu gehen – diese Ziele verfolgt ABHATI Suisse in Appenzell. Wie diese Gratwanderung gelingt, sagt Gründerin Anju Rupal.

Manuela Bruhin am 01. Juni 2023

Pflanzenbasiert, nachhaltig – Stichworte, die in der Kosmetikindustrie immer wichtiger werden. Die Kundinnen und Kunden jedoch werden von einem wahren Produktedschungel übermannt. Wie schafft man es da als Unternehmen, sich zu behaupten und die Kunden zu überzeugen?

Erstens können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Produkte wirklich pflanzlich und nachhaltig sind, indem sie verantwortungsvoll bezogene Zutaten sowie umweltfreundliche Verpackungen verwenden und nachhaltige Produktionspraktiken umsetzen. Dies kann den Kunden durch klare Kennzeichnung und Kommunikation auf ihren Produkten und diversen Kanälen mitgeteilt werden.

Zweitens können sich Unternehmen von der überfüllten Marktlandschaft abheben, indem sie einzigartige und innovative Produkte schaffen, die den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Zielkunden entsprechen. Dies kann durch Marktforschung und Sammeln von Kundenfeedback erreicht werden, um Produkte zu entwickeln, die wirklich mit ihrer Zielgruppe resonieren.

Die Kunden werden immer schlauer und informieren sich zunehmend über die Unternehmen, die sie nutzen, und deren Praktiken. Wir lieben den Dialog mit unserer Abhati Community und nutzen unsere Plattformen als Mittel, um zu informieren und nicht nur, um Produkte zu vermarkten. Wir versuchen, auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen und ihnen zu erklären, wie unsere Rituale und Produkte helfen können.

Gibt es Pläne, die Produktion auszulagern? Appenzell ist ja nicht gerade «alltäglich», wenn es um grosse Produktionsanlagen geht…

Die Schweizer Qualität unserer Produkte ist ein sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal im globalen Beauty Markt. Klar sind die Produktionskosten in der Schweiz bedeutend höher als beispielsweise in China – aber wir haben keine Pläne, unsere Produktion auszulagern. «Made in Switzerland» ist einer unserer USP's und ein wichtiger Bestandteil für unsere Premium-Qualität.

Sie erzählten in einem Rückblick davon, wie Ihre Oma die Öle und Puder für die Haare in der Küche selber hergestellt hatte. Was ist den Produkten über all die Jahre vom Ursprung erhalten geblieben?

In der indischen Tradition konzentrieren wir uns auf die Vorbeugung und nicht auf die Reparatur. Mit anderen Worten: Unsere Produkte sind so formuliert, dass sie das Haar und die Haut stärken, damit Schäden erst gar nicht entstehen. Wohingegen die meisten Produkte anderer Firmen sich darauf konzentrieren, den Schaden zu reparieren, sobald er entstanden ist. Das ist ein entscheidender Unterschied und bildet die Grundlage von Abhati.

Die Rituale und Inhaltsstoffe sind gleichgeblieben, mit dem Unterschied, dass wir unsere Abhati-Complex™ Technologie verwenden, damit diese Inhaltsstoffe und Öle Haut und Haar nicht beschweren und tief eindringen können. Wir verbinden altehrwürdige Inhaltsstoffe mit der Wissenschaft.

Sie haben es als Gründerin mit einer lustigen Anekdote beschrieben, dass man sich auch schon einmal vorkam wie eine «eingelegte Gurke». Wie schmal ist denn die Gratwanderung, ein pflanzenbasiertes Produkt herzustellen, was aber natürlich auch einen Ertrag bringen soll, dennoch die Umwelt nicht belastet, aber weltweit erhältlich ist?

Genau diese Gratwanderung ist im Herzen von ABHATI. Klar: Es ist nicht einfach, diese Balance zu erreichen. Wir versuchen jedoch, möglichst viele lokale Lieferanten zu berücksichtigen. 80 Prozent der Wertschöpfungskette stammt aus der Schweiz und die restlichen 20 Prozent, wie zum Beispiel Verpackungen, aus dem EU-Raum.

Welches sind die Kassenschlager, die ganz besonders gefragt sind?

Das «Yamuna» Pflegeshampoo ist weltweit unser Besteller und wird schon in neun Ländern in 74 Premium Verkaufspunkten vertrieben. Es ist ein sanftes, aber hochwirksam pflegendes Shampoo mit entgiftender Wirkung für Haare und Kopfhaut. Die Formulierung enthält pflanzliche Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau.

Unsere «MAHANADI» Lippenpflege ist ebenfalls ein totaler Liebling der Abhati Community. Sie beruhigt, spendet Feuchtigkeit und schützt die Lippen langanhaltend.

Sie haben es bereits in viele internationale Medien geschafft. Welches war für Sie Ihr persönliches Highlight?

Es macht mich unglaublich stolz, unsere Marke in den renommierten Zeitschriften wie Vogue, Elle, Harper’s Bazar oder Cosmopolitan zu sehen. Internationale PR ist ein enorm wichtiger Business Treiber für eine junge aufstrebende Marke wie Abhati.

Da über 4 Prozent unserer Einnahmen an Educate Girls und Weforest gehen und wir stark in die Forschung und Entwicklung investieren, verlassen wir uns sehr auf die Mundpropaganda. Wir haben das Glück, dass unsere Produkte für sich selbst sprechen. Sobald die Leute sie ausprobieren, sind sie in der Regel sofort begeistert.

Was zeichnet für Sie persönlich ein Must-have in der Beauty-Welt aus?

Mein absolutes Must-have ist simple, dient aber als Fundament für meine persönliche Schönheit: ein qualitatives Shampoo, das gleichzeitig meine Kopfhaut gesund hält. Das ermöglicht mir, kräftiges und glänzendes Haar zu haben.

Was viele nicht wissen, ist, dass die Kopfhaut 12-mal schneller altert als die Haut am Körper. Daher behandeln wir die Kopfhautpflege als eine Erweiterung unserer Gesichtspflege. Wir verwenden pflanzliches Retinol in unserer Haarpflege, denn gesundes Haar stammt von einer gesunden Kopfhaut.

Sie beschreiben Ihr Unternehmen als eine Appenzeller Marke mit Weckruf. Die verkauften Produkte ermöglichen es, dass Mädchen die Schule besuchen können. Wie kommen Sie an solche Projekte?

ABHATI Suisse ist eines der ersten B Corp zertifizierten Unternehmen der Schweiz. B-Corps sind Unternehmen, die nachweislich hohe Standards für soziale und ökologische Nachhaltigkeit, rechtliche Unternehmensverantwortung und öffentliche Transparenz erfüllen. In anderen Worten sind es Unternehmen, die ihr Geschäft als eine treibende Kraft für etwas Gutes nutzen. Mit jedem verkauften Produkt finanzieren wir Schultage für Mädchen im ruralen Indien. Bis heute konnten wir mit der Stiftung «Educate Girls» 530’000 Schultage ermöglichen.

Sie sind bereits seit einigen Jahren in der Branche tätig. Wie haben sich die Kundenbedürfnisse verändert?

Kundinnen sind im Vergleich zu noch vor fünf Jahren unglaublich gut informiert und verstehen die Wichtigkeit von potenten und nachhaltigen Inhaltsstoffen umso mehr. Für uns eine positive Entwicklung, denn sie schätzen die hochwertigen Inhaltstoffe noch mehr.

Corona, Fachkräftemangel, Lieferengpässe – welches würden Sie als die grösste Herausforderung beschreiben?

Lieferengpässe hatten wir dank unserem engen Lieferanten Netzwerk zum Glück nur ganz wenige. Unsere grösste Sorge derzeit sind die steigenden Rohstoff- und Transportkosten.

Welche Pläne und Ziele verfolgen Sie in der nächsten Zeit?

Wir planen zurzeit die Eröffnung des USA Marktes mit einem der bedeutendsten Retail Partner und fertigen unsere nächste Produktlinie an.

Das langfristige Ziel von Abhati ist es, die führende Beauty-Marke mit globaler Distribution zu sein, die eine neue Evolution der Schönheit schafft. Mit Produkten, die nicht nur die natürliche Schönheit hervorheben, sondern auch einen positiven Einfluss auf unsere Gemeinschaft und die Umwelt haben.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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