Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist in allen Medien. Bei über 5 Mio. Erwerbstätigen und 100'000 Menschen ohne Arbeit? Woran liegt’s und was können wir tun?
Bei Mangel helfen sorgsamer Umgang und Ideen, bei fehlender Attraktivität echtes Interesse und Anreize. Offensichtlich grosse Herausforderungen in einer trotz knappen Ressourcen gesättigten Schweiz. Gewohnheiten von gestern führen nicht in die Zukunft, so wenig wie neue Schlagwörter. Oder kennen Sie jemanden, der sich wegen «agile», «employer branding» oder «corporate influencing» mit Begeisterung ins Zeugs wirft und bei Bedarf auch länger arbeitet? «War for talents» ist seit Ende des letzten Jahrhunderts Realität. Seither zeigen alle Indikatoren in dieselbe Richtung: Zu wenig Fachkräfte, genügend Akademiker und zu viele Unqualifizierte; trotz hervorragendem dualen Bildungssystem mit wenig Hürden und Chancen für alle.
Da sind zum einen die Arbeitslosen: 2,1%, das heisst gut 100'000 Menschen. Woher kommen sie und was brauchen sie? Weshalb fehlen Anreize für Arbeit und Weiterbildung? Weil ohne gleichviel Geld fliesst? Gut gemeint, doch nicht gut genug und das Gegenteil von sozial, weil ungerecht und nicht human: Menschen wollen sich einbringen und geschätzt werden. Wer will, soll können und dürfen. Beispielsweise die Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz. Weshalb schaffen das bloss deren 15%, trotz Arbeitswillen, Sonderstatus und ausgetrocknetem Arbeitsmarkt? Die Sprache lernen sie und nicht anerkannte Diplome sind meist Formsache. Hier wäre weniger mehr; Formalitäten und Vorurteile vor allem, dafür mehr Offenheit und Verantwortung. Nicht Parolen und Programme, sondern Pragmatismus mit unternehmerischem Denken und Handeln. Denn der Markt wirkt:
Fachkräfte mit Berufslehre haben heute dieselben oder bessere Berufschancen wie Akademiker. Und sie haben zu Recht dieselben Ansprüche: Sie wollen nicht primär mehr Lohn, sondern Sinn, Wertschätzung und Entwicklungschancen. Dank und Anerkennung für gute Leistungen, eine Selbstverständlichkeit, die in der Führung zu oft vergessen geht. «Fehlende Zeit für Feedback und Weiterbildung» nennen in einer aktuellen Studie viele KMU – wen wundern da fehlende Mitarbeitende.
Engagierte Arbeitskräfte brauchen zudem Frei- und Gestaltungsräume. Sie wollen Flexibilität und Mitdenken, was Betrieb und Kunden wiederum auch von ihnen fordern. Das ist anspruchsvoll, doch plan- und machbar. Viele Arbeitgeber aller Branchen leben das erfolgreich vor. Ebenso wie ihre Offenheit für Um- und Wiedereinsteigende und für eigenverantwortliche Führungs- und Organisationsentwicklung. Nicht theoretisch, sondern praktisch, unternehmerisch und für alle gewinnbringend. Willkommen in der attraktiven neuen Arbeitswelt.
Thomas Tanner ist Mit-Initiant der Wertschaffer AG. Die Partnerinnen und Partner der Wertschaffer AG sind alles selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer. Dank ihrer Erfahrung decken sie im Verbund alle strategischen und operativen Fragestellungen von KMU ab. Dabei verbinden sie KMU-Methodik mit hohem Praxisbezug und unternehmerischer Erfahrung.
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