logo

ASTAG-Präsident René Steiner

Auch die Transportbranche leidet unter dem Fachkräftemangel

Der Schweizer Nutzfahrzeugverband ASTAG wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Präsident der Sektion Ostschweiz und Fürstentum Liechtenstein ist seit 2022 der 37-jährige Tuggner René Steiner. Im Interview spricht er über die Herausforderungen seiner Sektion.

Michel Bossart am 29. Mai 2023

René Steiner, die ASTAG Ostschweiz hat rund 500 Mitglieder. Was bewegte diese im letzten Jahr besonders?

Im Jahr 2022 fand in Teilen unserer Branche ein Aufschwung statt. Dies führte dazu, dass oftmals nicht mehr genügend Ressourcen vorhanden waren, sowohl personell als auch teilweise bei den Fahrzeugen. Sehr lange Lieferfristen und überstrapazierte Lieferketten führten sowohl auf der Beschaffungsseite als auch im operativen Geschäft immer wieder zu Herausforderungen, die sich durch starke Spitzenbelastungen auswirkten. In der Car- und Taxibranche, die ebenfalls durch die ASTAG vertreten werden, war der Jahresverlauf nach den sehr schwierigen Corona-Jahren wieder erfreulicher. Allerdings führten im letzten Jahr die Energiepreise, Beschaffungskosten und die Löhne zu steigenden Kosten.

Inwiefern belasten die hohen Energiepreise die ASTAG Ostschweiz?

Glücklicherweise konnte ein Grossteil der Energiekosten über den vor Jahren eingeführten Treibstoffzuschlag weiterverrechnet werden. In Bereichen, in welchem der Zu- beziehungsweise Abschlag noch nicht üblich war, konnte dieser eingeführt werden. Die Kundschaft unserer Mitglieder zeigte damit grösstenteils Verständnis für die herausfordernde Situation.

Unterscheiden sich die Ostschweizer Bedürfnisse zum Beispiel von denjenigen der Sektion Genf oder Solothurn?

Die Herausforderungen in den einzelnen Kantonen sind ähnlich. Der Aufbau der Organisation mit Sektionen hilft jedoch, den Kontakt zu den lokalen Behörden, Entscheidungsträgern und Mitgliedern besser zu halten. Dadurch wird sichergestellt, dass regionale Themen gut abgedeckt werden. Auf nationaler Ebene setzt der Verband Schwerpunkte im verkehrspolitischen Bereich, so zum Beispiel bei der Weiterentwicklung der LSVA, in der Sozialpartnerschaft sowie der Nachwuchsförderung.

Auf der ASTAG-Webseite ist zu lesen: «Oberste Maxime ist eine liberale Marktordnung für fairen Wettbewerb.» Wo und in welchen Situationen ist der Schwerverkehr Ihrer Ansicht nach zu sehr eingeschränkt?

Es gibt immer mehr Auflagen im Strassentransport. Dies führt dazu, dass der Betrieb komplexer wird. Leider werden Vorgaben oft nach ideologischen Vorstellungen gemacht, so dass sie in der Praxis nur mit grosser Kostenfolge umgesetzt werden können.

Ebenfalls führen neue Vorgaben zu Unsicherheiten. Ein Beispiel dazu ist die Weiterentwicklung der LSVA, welche erst nach starker Einflussnahme der ASTAG in eine annehmbare Richtung konzeptioniert wird.

2023 ist Wahljahr: Was wünscht sich Ihre Sektion vom neu zusammengesetzten Parlament?

Es wäre schön, wenn das neue Parlament die Leistung des Logistik- und Strassentransportgewerbes weiterhin als unverzichtbarer Leistung der Schweizer Wirtschaft anerkennen würde. Dies beinhaltet, dass nicht nur einseitig die Bahn gefördert wird, sondern alle Transportmodi entsprechend ihrem volkswirtschaftlichen Beitrag gefördert oder zumindest nicht weiter eingeschränkt werden.

Fördert ASTAG auch die E-Mobilität im Schwerverkehr?

Sehr viele Mitglieder der ASTAG – auch in unserer Sektion – leisten Pionierarbeit. Nicht nur Batteriefahrzeuge, auch Wasserstoff , Biogas oder E-fuels sind Themen, die betrachtet werden sollten. Die ASTAG sieht sich als Wissensplattform: Das heisst, an Kongressen wie dem letztjährigen AS-Tag, Webinaren oder der Fachzeitschrift, wird Fachwissen ausgetauscht. Im Rahmen der Weiterentwicklung der LSVA lobbyiert die ASTAG für Investitionssicherheit, so dass die Pionierarbeit auch finanziell tragbar ist.

Wie werden Güter in 20 Jahren durch die Schweiz transportiert?

Generell wird immer häufiger und in kleineren Grössen geliefert, dies nicht nur im B2C-Geschäft, sondern auch im B2B-Bereich. Dies führt dazu, dass die letzte Meile immer wichtiger wird. Man kann dies auch gut am Wachstum der Kilometer- und Zulassungszahlen der Lieferwagen erkennen. Ebenfalls werden in 20 Jahren alternative Antriebe wohl stark verbreitet sein. Weiter wird die Ko-Modalität eine wichtigere Rolle spielen.

Hat die Transportbranche in der Ostschweiz ein Nachwuchs- oder Fachkräfteproblem? Wenn ja, was wird dagegen unternommen?

Der Mangel an Fachkräften ist in unserer Branche schon länger spürbar. Herausforderungen wie weiteres Wachstum der Logistikbedürfnisse oder die demografische Verteilung werden die Situation weiter verschärfen. Nebst der Lehrlingsausbildung setzen immer mehr Mitgliedsfirmen auf Quereinsteiger, die ausgebildet werden. Die ASTAG unterstützt dies entsprechend. Ebenfalls arbeitet der Verband mit der Armee zusammen, um sehr gut ausgebildete Motorfahrerinnen und Motorfahrer in unsere Branche zu bewegen.

Was bringt jemandem aus dem Transportwesen eine ASTAG-Mitgliedschaft? Was sind die Vorteile?

Die ASTAG setzt sich für die Interessen und Anliegen des Strassentransports ein, also Herausforderungen, die keine Firma alleine lösen kann. Der Verband nimmt Einfluss auf die Politik und wird als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen. Auch in der Aus- und Weiterbildung von Lehrlingen und Quereinsteigern ist die ASTAG aktiv. Als Mitglied profitiert man zudem von Beratungsunterstützung und Vergünstigungen.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.