Die Ankündigung, dass der ehemalige Primarlehrer, Komiker, Coronamassnahmenkritiker und Klimawandelskeptiker Marco Rima am Bildungstag der Sek II als Experte auf dem Podium zum Thema «Individualisierung» auftreten sollte, hat in gewissen Kreisen für Unverständnis und Bestürzung gesorgt.
«Ein grosser Teil der Lehrerschaft an unserer Schule, der Kantonsschule am Brühl, empfand die Einladung Marco Rimas durch den Bildungsdirektor, Regierungsrat Stefan Kölliker, als Affront», so die Meinung von Angelika Wessels. Als geplante Reaktionen wurden Dispensationen vom Anlass, Herausgehen im entsprechenden Programmteil oder Verweigerung des Klatschens genannt. Konsens unter den kritisch gesinnten Lehrkräften war, dass man diesen Auftritt nicht ohne eine Reaktion ablaufen lassen wollte. Eine kleine Gruppe verkleidete sich in der Folge als «Klima-Kleber» mit den typischen Accessoires wie Mütze, Leuchtweste, Kleber und Plakat.
Angelika Wessels stellt klar: «Diese Protestaktion basiert auf meiner eigenen Initiative. Wir Lehrkräfte waren während Corona einem massiv erhöhten Krankheits-Risiko ausgesetzt. Berufskolleginnen und -kollegen erkrankten und waren teilweise über Monate arbeitsunfähig (Long Covid). Ich selbst habe (nachweislich wegen des Verhaltens eines Massnahmenverweigerers) zwei Familienmitglieder verloren. Die in den Medien stark präsenten Aussagen von Marco Rima zu diesem Thema erscheinen mir wie ein Hohn (wie auch seine am Fernsehen gemachten Aussagen zum Klimawandel). Unter diesen Umständen – und obwohl Stefan Kölliker sich für die Fehleinschätzung entschuldigt hat – wirkt diese Einladung vollkommen deplatziert und wie eine reine Provokation.»
Nachdem Wessels die Aktion am Konvent der Kantonsschule am Brühl vom 2. November vorgestellt hatte, habe sie den Generalsekretär des Bildungsdepartements, Jürg Raschle, über ihr Vorhaben am Bildungstag informiert, worauf sie von Bildungsdirektor Stefan Kölliker eine Mail mit der Bitte um telefonische Kontaktaufnahme erhalten habe.
«In einem offenen Gespräch tauschten wir unsere Sichtweisen aus. Auf Anregung von Stefan Kölliker habe ich mich am Bildungstag mit der Moderatorin Karin Frei abgesprochen und in der Folge den kleinen Protest am Schluss der Podiumsdiskussion nach der Verabschiedung durch Stefan Kölliker durchgeführt. Die Kommunikation mit Stefan Kölliker und Marco Rima war zu jedem Zeitpunkt offen und respektvoll. Mir wurde nicht der Mund verboten, und das schätze ich sehr», hält Angelika Wessels fest-
Und weiter: «Es war mir ein Anliegen, die Veranstaltung nicht allzu stark zu stören und dennoch ein klares, sichtbares und persönliches Zeichen des Unmuts anbringen zu können.»
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