Laura und Stephane an der Kasse.
«Jetzt übernehmen wir!», hiess es im ALDI in Altstätten letzte Woche. Von Montag bis und mit Samstag verwandelte sich die Filiale in eine Lernendenfiliale. Die Lernenden durften deshalb auch mal Aufgaben übernehmen, die sonst nur der Chef macht.
Bereits zum neunten Mal fand bei ALDI SUISSE das Projekt «Lernendenfiliale» statt. In diesem Projekt leiten die Lernenden der Region, die sich im letzten Ausbildungsjahr befinden, zusammen eine Filiale. Dabei werden sie von erfahrenen Filialführungskräften unterstützt. In der Filiale in Altstätten schlüpften letzte Woche insgesamt 15 Lernende in die Rolle eines Filialleiters. Zwei davon – Laura (19) und Stephane (22) – haben uns erzählt, wie sie diese Erfahrung bis Mitte Woche erlebt haben.
Laura und Stephane, wie habt ihr darauf reagiert, als es hiess, ihr dürft die Filiale für eine Woche übernehmen?
Stephane: Mein erster Gedanke war: Sehr cool, man kann eigentlich nur an Erfahrung gewinnen. Oh, es könnte aber auch schräg sein, da ich am Anfang meinte, wir seien komplett auf uns selbst gestellt. Aber jetzt – ich war noch bis und mit Mittwoch in der Berufsschule – habe ich gesehen, wie es abläuft. Ich finde es wirklich cool und ein tolles Projekt, bei dem ich Teil davon sein darf.
Laura: Es ist cool und man lernt sicher viel dabei. Vor allem bei Arbeiten, die man vorher nicht so gemacht hatte. Ich dachte zuerst, dass auch die Kassen von anderen übernommen werden, aber wir machen das immer noch selbst (lacht). Aber es ist natürlich vollkommen okay. Sonst macht es wirklich sehr viel Spass und im ersten Eindruck wirkt es, als wäre die Woche bis jetzt gut verlaufen.
Laura und Stephane an der Kasse.
Welche Funktionen übernehmt ihr?
Stephane: Bis jetzt richtete ich die Aktionen her, und habe dafür Platz gemacht. Am Freitag darf ich die Filiale führen. Ich freue mich total darauf, es ist eine sehr interessante Aufgabe. Dann mache ich die Bestellungen, die ganze Kontrolle der Abläufe. Da hänge ich mich voll rein und es freut mich sehr.Die Leiter lassen uns entscheiden, wie wir die Filiale führen möchten. Normalerweise arbeiten wir ja nach den Anweisungen des Chefs – jetzt dürfen wir das alles selbst planen und machen.
Laura: Bis jetzt konnte ich meine Erfahrungen, die ich bis anhin in meiner Lehrzeit gesammelt habe, vertiefen. Ich habe gebacken, war an der Kasse, packte Paletten ab. Ich übernehme die Führung der Filiale am Samstag. Wir führen sie immer zu zweit. Wir leite die Filiale und haben zehn Leute zur Verfügung, die wir in der Filiale einteilen können. Ich darf zusammen mit meinem Kollegen entscheiden, wer was an diesem Tag macht.
Laura und Stephane räumen gemeinsam die Regale ein.
Welche Arbeiten findet ihr am coolsten, die ihr jetzt übernehmen dürft?
Stephane: Ich richtete Aktionen, machte Platz dafür. Ich erledige am liebsten Aufgaben, bei denen ich mich bewegen kann, wie zum Beispiel wie heute, Aktionen einrichten oder Ware auszupacken. Die Arbeit an der Kasse oder der Kühlbox sind Aufgaben, die ich eher nicht so gerne mache.
Laura: Ich mag es, die Bestellungen zu machen und im Computer durchzuschauen, was es dort sonst noch für Arbeiten gibt. Ich beantworte auch gerne die verschiedenen, vielleicht auch spezielleren Fragen der Kunden.
Das Einscannen der Produkte für die Bestellungen.
Vor welcher Arbeit habt ihr am meisten Respekt oder macht ihr nicht so gerne?
Laura: Natürlich ist es schwierig, auf einen anderen Lernenden zu hören, wenn man sich denkt: Das hätte ich jetzt eher auf eine andere Weise gemacht. Dann reisst man sich aber zusammen und macht es halt mal so wie es der andere gesagt hat. Man hat in der Lernendenfiliale eine sehr gute Atmosphäre, bei der wir immer wieder von den anderen profitieren können.
Stephane: Ja, vielleicht teilt mich dann jemand mal ein, die Kasse zu übernehmen oder die Kühlboxen aufzufüllen. Ich finde die Arbeiten die ich bekomme, interessant. Auch wenn mir jetzt jemand eine Aufgabe gibt, die ich nicht so gerne mache, ziehe ich das trotzdem voll durch. Auch später gibt es ja immer wieder Aufgaben, die man vielleicht nicht so gerne macht.
Wie reagieren Kunden oder auch eure Mitarbeiter auf die Veränderung?
Laura: Die Kunden reagieren wirklich lustig: Sind sie denn neu hier? Arbeiten Sie hier? Woher ist ihr Dialekt? Dann erkläre ich woher ich komme und was für ein Projekt im Gange ist. Die Kunden finden die Aktion auch sehr cool. Die einen wissen, dass das Projekt läuft und fragen auch mal nach, wie es läuft.Im Allgemeinen sind die Kunden ein wenig ruhiger und teilweise nicht so gestresst wie in meiner Filiale in Winterthur, in der ich meine Lehre mache. Die Leute müssen nicht immer direkt wieder zur Arbeit.
Stephane: Die Leute haben kein Problem damit, dass wir in dieser Woche die Filiale übernehmen. Im Gegenteil: Sie sind interessiert daran und fragen, wo wir denn sonst arbeiten. Ich finde das sehr sympathisch.
Die Lernendenfiliale in Altstätten.
Was nehmt ihr von dieser Erfahrung mit? Was habt ihr dazugelernt?
Stephane: Wir lernen viel für die Abschlussprüfung. Dort muss man unter anderem zeigen, wie man Produkte richtig präsentiert, Waren bestellen oder auch sortieren. Auch die respektvolle Beratung des Kunden wird dort geprüft.Die Übernahme ist eine sehr gute Übung. Man muss dann über das Sortiment Bescheid wissen und Betriebskenntnisse haben. Das Projekt ist ein riesen Plus für uns. Wir können dabei nur gewinnen.
Laura: Mein Ziel ist, später mal Filialleiterin oder stellvertretende Filialleiterin zu werden. Vom Projekt nehme ich sicher auch mit, wie man mit den Leuten um sich herum umgehen soll. Wie gehe ich mit Mitarbeitern um, wie gehe ich mit den Kunden um, wie will ich, dass mit mir umgegangen wird? Die Aufgaben des Filialleiters wie die Bestellungen und das Bearbeiten der Belege am Computer werde ich an dem Tag, an dem ich die Führung in der Lernendenfiliale übernehmen darf, besonders gut anschauen. Ich habe sicher Respekt vor dem Tag, aber ich kann davon nur profitieren. Ich finde es gut, dass ich den letzten Tag der Woche habe. Ich kann mir die Woche über abschauen, was die anderen machen und wie ich das noch verbessern könnte.
Zwischen Ende Januar und Mitte Februar werden insgesamt fünf Filialen von ALDI SUISSE von Lernenden für eine Woche übernommen. Das Projekt der Lernendenfiliale in Altstätten lief vom Montag, 7. Februar bis und mit Samstag, 12. Februar 2022.
Manuela Müller (*1994) aus Marbach war bis Ende März 2022 als Redaktorin für «Die Ostschweiz» tätig.
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