Der ehemalige HSG-Student Benjamin Brückner beginnt im Herbst den Masterstudiengang «Economics and Data Science» an der britischen Universität Cambridge. Der «Ostschweiz» berichtet er von seinem Werdegang, Schwierigkeiten und warum er bereits die Polizei berät.
Text: Aline Leutwiler
Benjamin Lukas Brückner ist gerade mit Freunden aus der Gymi-Zeit in Griechenland in den Ferien, als das Gespräch stattfindet. Der 24-Jährige trägt ein simples weisses T-Shirt, eine Kette um den Hals und ein herzliches Lachen. Gründe zur Freude gibt es einige. Brückner hat dieses Jahr den Sprung an die Eliteuniversität Cambridge geschafft. Für die Finanzierung seines Masters hat er dafür das Jahresstipendium der Schweizerischen Studienstiftung erhalten. «Ich dachte, ich könnte das nie schaffen. Doch ich habe es probiert und es hat tatsächlich geklappt», sagt Brückner. Momente wie diese gab es in seinem Leben schon einige.
Im Baselbiet aufgewachsen, erlebt Brückner eine «normale Vorstadtkindheit», wie er es selbst nennt. Im Gymnasium erwacht seine ausserordentliche Neugier für die Welt, dank eines Austausch-Aufenthalts in Costa Rica. Dort lernt er nicht nur Spanisch, sondern auch, sich mehr zuzutrauen. Benjamin Brückner entscheidet sich im Anschluss für ein Wirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen. «Zu Beginn interessierte ich mich vor allem für Volkswirtschaftslehre, danach entdeckte ich mein Interesse für Data Science», erzählt der Student. Brückner beginnt, sich intensiv über Informatik und Technologie einzulesen. Als er das Studium während eines Jahres für den Militärdienst unterbrechen muss, nutzt er die Zeit vor Militärbeginn, um in einer Schule in Norwegen Programmieren zu erlernen. Während seines Dienstes bei der Schweizer Armee ergibt sich dann die Chance, die Prüfung für eine spezialisierte Einheit der Armee zur Verteidigung im digitalen Bereich zu absolvieren. «Im Militär war ich jeden Abend bis spät dran, Informatikthemen zu erarbeiten», erzählt der junge Mann. Zu seiner Überraschung ergattert er sich einen der begehrten Plätze.
In der militärischen Vorzeige-Einheit lernt Brückner spannende Persönlichkeiten kennen. Die Kontakte dort ermöglichen ihm später neben dem Studium beim Beratungsunternehmen Hyphen zu arbeiten und verschiedene Innovationsprojekte umzusetzen. «In der zweiten Hälfte meines Studiums lag der Fokus etwas weniger auf dem Studieren», sagt Brückner schmunzelnd. Er erwähnt bescheiden nicht, dass er seinen Bachelor schlussendlich mit einer Fünfeinhalb bestanden hat. Die ausgezeichneten Noten ermöglichen ihm auch, in die Schweizerische Studienstiftung einzutreten, welche akademisch starke und engagierte Studierende fördert. Ebenso Teil der Stiftung zu sein, hätte sich der Baselbieter früher nie erträumen lassen. «Die Studienstiftung ermöglicht mir, mich mit faszinierenden Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen auszutauschen», so der aufgestellte Brückner. Der soziale Kontakt ist ihm wichtig. Auf die Unterstützung seiner Familie und Freunde kann er zählen. So beispielsweise auch bei seiner Initiative zur Gründung der «Crypto Society of St. Gallen». Der Studentenverein findet sofort Anklang und wächst im ersten Jahr auf 80 Mitglieder an. Es folgen Anlässe, Partys und Treffen mit Experten auf dem Blockchain-Gebiet. Inzwischen ist der Rummel um die «Crypto Society of St. Gallen» und Brückners Engagement etwas abgeflaut, die Rekrutierung neuer Mitglieder bei sinkendem Bitcoin Kurs gestaltet sich schwieriger. Doch das Blockchain-Fachwissen ist geblieben.
Brückner beginnt noch im Studium, für diese Zeitung Fachartikel zu Krypto, Blockchain und andere Technologie-Themen zu veröffentlichen. Hinzu kommt die Gründung seiner eigenen Firma «Brückner Data and Technology Consulting». Das Unternehmen unterstützte zum Beispiel Avenir Suisse bei automatisierten Datensammlung. Oder bringt in Kursen Kantonspolizisten bei, wie Verbrechen, die mit Kryptowährungen begangen wurden, besser verfolgt werden können. Unterstützung holt sich der HSGler von anderen Experten auf dem Gebiet. «Ich bin sehr zufrieden mit dem Unternehmen als Nebenverdienst, aber mein Produkt ist leider schwierig skalierbar», meint er selbstkritisch. Doch Ideen, wie Brückner Data and Technology Consulting verbessert werden könnte, hat er viele. Nicht so unerschöpflich wie Ideen und Enthusiasmus, ist die Zeit. «Es stimmt, dass alles zusammen manchmal etwas viel war» gesteht Brückner, «aber da ich tue was mir Spass macht, fühlt es sich nicht wie Arbeit an». Zur Entspannung hilft ihm Pink Floyd Musik oder Yoga. Aber nicht beides in Kombination.
Nach Abschluss seines Bachelors an der HSG 2023, wartete Brückner mit seinen Masterbewerbungen ab. Stattdessen arbeitete er intensiv für Hyphen und führte er eine mehrmonatige Reise von Mexiko bis nach Bolivien durch. Ein Jahr später fiel die Masterbewerbungsrunde umso erfolgreicher aus. Brückner schafft es an jede einzelne Schule, für die er sich beworben hat. Die Wahl fiel schlussendlich auf den «Economics and Data Science» Studiengang von University of Cambridge. «Damit kann ich mir einen Lebenstraum erfüllen», freut sich der 24-Jährige. Brückner dankt der Studienstiftung explizit, dank der er unter anderem das Studium in Grossbritannien finanzieren kann. Den Master fasziniert ihn, um die theoretische Welt der Wirtschaft mit der realen Welt der Daten verbinden zu können. Brückner ist hell begeistert von Themen wie Weltraumerkundung, Blockchain und andere Weisen, wie der Mensch die Grenzen des Möglichen verschiebt.
In der Zukunft möchte sich Brückner weiter in der Start-up Szene bewegen, mit Fokus auf relevanten Themen, die ihn beschäftigen: «Ich bin sehr gerne selbständig, da mich dies sehr motiviert und kreativ arbeiten lässt.» Doch bevor Brückner im September nach Grossbritannien zieht, um dort den Werkzeugkasten für seine Zukunftspläne zu erwerben, geniesst er seine Ferien in Griechenland unter Freunden.
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