Corina und Andreas Kohler bewirtschaften mit ihren Kindern Rino, Lia und Jana und der tatkräftigen Unterstützung von Grossmami Maria ihren rund 40 ha grossen Bergbauernhof in Pfäfers oberhalb der Bündner Herrschaft. Dabei haben sie sich auf Rinder der Rasse Black Angus spezialisiert.
Text und Bild: Andrea Kobler
Rino und Lia stürmen ins Haus, erzählen von der Schule. Die dreijährige Jana folgt den Ausführungen gespannt. Das Mittagessen steht bereit. Wie meist gibt es ein Stück Fleisch von den eigenen Angus. Dazu Zutaten, die Mama Corina selber anpflanzt oder, wenn immer möglich, bei den Bauern in der Region einkauft. Den Mittagstisch abgeräumt, werden Hausaufgaben gemacht. Die Kinder können es kaum erwarten, nach draussen zu kommen. Die Kleintiere mögen es, gestreichelt zu werden. Lia mag die Ziegen, Jana streichelt am liebsten die Meerschweinchen. Rino hilft mit vollem Elan bei den anfallenden Arbeiten mit. Im und um den Hof herum gibt es immer etwas zu tun. Dabei werden die Kinder möglichst gut in die anfallende Arbeit integriert. Mit dabei ist immer eine erwachsene Person. «Unser Alltag ist ihre Kindheit», erzählt Corina Kohler.
Von Vertragsvieh zu Mutterkühen
Im Stall mit rund 30 Kühen, Kälbern und Muni Black Rock ist Andy der Chef. Als Corina und Andy Kohler den Hof vor elf Jahren von Andys Vater übernahmen, fütterten sie hier noch Vertragsvieh. Doch der Wunsch nach eigenen Tieren war gross. Die für die Berglage sehr geeigneten Angus zogen ein, und langsam wuchs im grossen Laufstall eine Herde. Diese hat ein weiches Strohbett und Auslauf nach Lust und Laune. Die Kühe, Kälber und der Muni werden morgens und abends gefüttert, auch wenn sich die Tiere auf den nahe liegenden Weiden selber versorgen können und ihnen klares Quellwasser zur Verfügung steht. Gefüttert wird sie ausschliesslich mit betriebseigenem Grundfutter wie Heu und Grassilage. Es wird nichts zugekauft, schon gar kein Kraftfutter. Der Sommer ist deshalb mit Heuen und Silieren an zum Teil steilen Bergflanken streng für die Hofbetreuer. Doch Kohlers mögen auch diese Zeit. Wenn andere in den Urlaub fahren, geniessen sie die lauen Abende beim Arbeiten auf den Weiden, gönnen sich einen Ausflug in die Badi oder zu den Tieren auf die Alp.
Die Rinder geniessen das Leben, bis das Schlachtgewicht erreicht ist
Die Rinder sind von Juni bis September im Calfeisental und kehren zurück, wenn das Tenn mit frischem Heu gefüllt ist und die Siloballen neben dem Stall fein säuberlich aufgeschichtet sind. Die Freude ist jeweils gross, wenn die vierbeinigen Schönheiten vor Gesundheit strotzend von der Alp kommen. Die Bergangus-Rinder werden nicht gemästet wie in traditionellen Betrieben. Sie wachsen so langsam, wie es für sie auf natürliche Weise möglich ist. Hat ein Tier sein Schlachtgewicht noch nicht ganz erreicht, dann darf es noch weiter sein schönes Leben geniessen, bis es an der Zeit ist. Obwohl es der Familie immer schwerfällt, kommt irgendwann der Tag, an dem sie sich von den Tieren trennen müssen. Erfüllen die Kälber vom Alter und vom Gewicht her die Vorgaben, werden sie vom Metzger im zwei Kilometer vom Hof entfernten Dorf Pfäfers geschlachtet. Die Tiere werden stressfrei dort hingebracht und getötet.
Würziges und schmackhaftes Fleisch
Danach zerteilt der Metzger die Tiere zusammen mit Bäuerin Corina und Schwiegermutter Maria, alles kommt in hygienische Beutel, wird angeschrieben und deklariert. So erkennt der Konsument zu Hause auf einen Blick, worum es sich bei den einzelnen verpackten Fleischstücken handelt. Je nach Bestellung werden die einzelnen Fleischstücke zu einem Mischpaket zusammengestellt und können von den Kundinnen und Kunden auf dem Hof abgeholt werden.
Das Fleisch vom Bergangus besticht durch seine kräftige rote Farbe, ist feinfaserig und optimal marmoriert. Beim Braten oder Grillen schrumpft es nicht und bleibt saftig. Der Geschmack ist würzig und intensiv. «Das ist der guten und schonenden Fütterung ohne Kraftfutter und natürlich der Alpzeit geschuldet», erklärt Corina Kohler. Es sei sogar so gut, dass es problemlos ungewürzt gegessen werden könne. Das Bergangus ist nicht nur lecker, mit dem Kauf von einheimischen Produkten kann auch zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz beigetragen werden.
Fleisch und Eier werden direkt vermarktet
2020 gründeten Kohlers den Markennamen Bergangus. Unter diesem wird ein Grossteil des Fleischs über Direktvermarktung verkauft. Neben der naturnahen Aufzucht ist die Tatsache, dass der Kunde über ein Formular auf der Webpage www.bergangus.ch selber entscheiden kann, welches Stück Fleisch in welchen Mengen abgepackt oder wie verarbeitet wird, das Erfolgsrezept. Zum Beispiel erstellen Corina und Maria Kohler aus Saftplätzchen Cordon bleu oder Angusburger aus eigenem Rezept. Neben dem Fleisch verteilt die Bäuerin pro Woche auch zwischen 500 und 540 Eier ihrer 97 Hühner. Dass sie dadurch auch den Kontakt zu Familien in der Region pflegen kann, bedeutet ihr sehr viel.
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