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Interview mit Marcel Steiner

Bergrennen Hemberg - Sauber ist im Motorrennsport Programm

Am 8. und 9. Juni findet das Bergrennen Hemberg statt, bereits zum 11. Mal nach rund zwanzigjähriger Pause. Rennfahrer Marcel Steiner überraschte im vergangenen Jahr mit der Nutzung des zu 85 Prozent CO2-neutralen Syn-Fuel und heimste überdies mit einem neuen Streckenrekord den Tagessieg ein.

Die Ostschweiz am 26. April 2024

Über Sinn und Unsinn von Rennsportanlässen wird nicht allein heute gestritten. Bereits im „Bericht Waldsterben“ vom 21. November 1984 beurteilte der Bundesrat bei der Evaluation eines Verbots von Motorsportveranstaltungen: Die „erzielbare Verbesserung bezüglich Luftverschmutzung als gering“. Der Begleittross der Tour de Suisse verbrauche mehr Benzin als die Fahrer an einem Autorennen und die Besucher nicht mehr als die Besucher an Fussball- oder Eishockeyspielen, die aber viel häufiger stattfänden.

Als 2005 die ersten Konzepte für ein neues Bergrennen Hemberg entwickelt wurden, war den Initianten jedoch klar, dass dem Thema Nachhaltigkeit besonderes Augenmerk geschenkt werden musste. Insbesondere Besucher- und Verkehrsmanagement bedurften angesichts der topographisch anspruchsvollen Lage von Hemberg nachhaltiger Lösungen. Diese wurden mittels gut organisierten, aber kostenintensiven Shuttleservices ab Bahnhof Wattwil und verschiedenen Parkzonen umgesetzt. Als vorbildliche Veranstaltung in Sachen Nachhaltigkeit durfte das Bergrennen Hemberg deshalb als erste Motorrennsportveranstaltung das von Swissolympic erlassene Label EcoSport tragen.

Doch auch die Rennfahrer und deren Partner sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Denn viele technische Entwicklungen und Errungenschaften in den Bereichen Sicherheit, Aerodynamik, Leichtbau, Motorenleistung und Kraftstoffeffizienz fanden in den letzten 80 Jahren ihren Weg vom Motorsport in die serielle Produktion von Strassenfahrzeugen. Man darf durchaus festhalten, dass die beiden technischen Highend Bereiche Formel 1 und die NASA wohl zwei der grössten Forschungstreiber in der Industriegeschichte sind und waren.

Bergrennen Hemberg

(Bild: zVg.)

2023 gelang dem Rennfahrer Marcel Steiner am Bergrennen Hemberg ein besonderer Coup. Überraschend trat er mit seinem 1760 ccm-Honda-Turbo mit Syn-Fuel an und heimste auch gleich den Tagessieg ein. Rückblickend an ihn deshalb einige Fragen:

Marcel Steiner, Sie haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Hemberg ein Bergrennen mit Syn-Fuel - einem zu 85% CO2-neutralen Treibstoff - bestritten und gleich den Tagessieg gewonnen. Hatten Sie mit diesem Resultat gerechnet?

Wenn ich so direkt antworten soll - nein. Denn die generellen Erfahrungen, unabhängig von der Treibstoffwahl, die wir im Jahr 2022 und dann an den Trainingsrennen 2023 gemacht hatten, waren alles andere als vielversprechend. Deshalb waren wir selbst überrascht, wie gut es in Hemberg lief.

Wie sieht Ihr Resümee nach einem Jahr aus? Daumen hoch oder runter zu Syn-Fuel und weshalb?

Definitiv Daumen hoch. Denn zum einen probierten wir etwas, was nicht alle machen und zum anderen funktionierte es. Ich konnte vier der acht Rennen, zu welchen ich angetreten war, gewinnen und wurde Schweizer Meister. Dadurch waren wir während des ganzen 2023 im Gespräch und in den Medien.

Marcel Steiner

Marcel Steiner

Gemäss Bundesamt für Umwelt BAFU war der Strassenverkehr 2022 für rund 33 Prozent der Treibhausgase in der Schweiz verantwortlich. Inwieweit könnte Syn-Fuel als alternativer Treibstoff auch bei bereits immatrikulierten Fahrzeugen eingesetzt werden, um diese Bilanz zu verbessern?

Prinzipiell wäre dies problemlos möglich. Denn wenn ein Treibstoff in einem Rennwagen genutzt werden kann, fährt auch ein Strassenfahrzeug damit. Allerdings ist Syn-Fuel noch deutlich teurer als herkömmliches Benzin. Auch die aktuelle Produktionsmenge und Verfügbarkeit ist zu klein, um den Strassenverkehr im grossen Stil zu beliefern. Syn-Fuel oder e-Fuels sind deshalb aktuell noch Nischenprodukte, welche hauptsächlich von Entwicklern und Tüftlern genutzt werden.

Positiv ist, dass Aramco, einer der grössten Ölförderer der Welt, im vergangenen Oktober eine Vereinbarung zum Bau einer e-Fuel-Produktionsanlage unterzeichnet hat. Wenn dieses Unternehmen ernsthaft in die Produktion einsteigt, darf man darauf hoffen, dass das Ganze bald auf breiterer Front an Fahrt gewinnt.

Syn-Fuels bzw. e-Fuels oder Elektromobilität? Was erhält Ihre Stimme für die Zukunft des Strassenverkehrs?

Ich persönlich sehe die Zukunft eher in den Syn-Fuels /e-Fuels, sobald die Themen Preis und Verfügbarkeit gelöst sind. Denn damit könnten Wagen, die bereits für den Strassenverkehr zugelassen sind, ohne Aufwand aber deutlich klimafreundlicher weiterbetrieben werden.

In Sachen e-Mobilität stellt sich im Gegenzug bei mir die Frage nach der Deckung des Strombedarfs, insbesondere dann, wenn alle umsteigen…

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Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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