Bundespräsident Alain Berset hat heute an einer Pressekonferenz seinen Rücktritt auf Ende Jahr verkündet. Berset ist seit 2012 Bundesrat und führt das Eidgenössische Departement des Innern.
Insbesondere während der Corona-Zeit stand der 51-Jährige ständig im Rampenlicht. Die gesamte Schweiz wartete jeweils gespannt auf die neusten Ankündigungen des Bundesrats. Bleiben die Restaurants geschlossen? Folgt eine Impfpflicht? Wie hoch sind die Risiken für die Bevölkerung? Diese und weitere Fragen hatte Berset zu beantworten.
Später wurde bekannt, dass aus Bersets Departement vertrauliche Informationen an die Medien gelangten – insbesondere an den «Blick». Berset schaffte es aber dennoch, sich im Amt zu halten. Auch ein Erpressungsversuch einer Geliebten schadete ihm politisch nicht.
Berset stellte in der Pressekonferenz klar, dass es kein «Rücktritt» sei, sondern eine Ankündigung, nicht erneut anzutreten. Er wirkte zudem leicht genervt auf einige Fragen der Journalisten und kritisierte ihre Arbeitsweise. So habe er zum Beispiel entgegen gewisser Behauptungen vor zwei Wochen in einem Interview keineswegs gesagt, dass er sich erneut zur Wahl stellen werde.
Der SP-Politiker wird auch gefragt, ob die verschiedenen «Affären» ein Grund für den Rücktritt (der ja keiner ist) seien. Berset verneint. Mit der Abstimmung über das Covid-Gesetz sei nun die Corona-Phase gewissermassen abgeschlossen. Zudem seien 12 Jahre im Bundesrat genug: «Acht Jahre wären ein Problem. Mehr als 12 Jahre – da würde man sich unersetzbar machen.»
Früher als gewöhnlich wird sich nun das Kandidaten-Karussell zu drehen beginnen. Die männliche Form ist hier bewusst gewählt. Als Ersatz für SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga wurde explizit eine Frau gesucht. Nun dürften die männlichen SP-Politiker Gegenrecht fordern.
Darauf angesprochen sagt Berset, dass er keine Kriterien nennen werde: «Es muss ein Mensch sein. Und es brauche gewisse Qualitäten.»
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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