Im Beisein von über 100 Personen präsentierte die von der Stiftung Berufsbildungscampus Ostschweiz eingesetzte Wettbewerbskommission den Sieger des Projektwettbewerbs.
Unter dem Vorsitz von alt Nationalrat Werner Mesmer und mit fachlicher und technischer Begleitung von Ueli Wepfer, dipl. Architekt ETH (beide ohne Stimmrecht), hat das aus 19 Sach- und Fachpreisrichtern sowie Experten bestehende Preisgericht seinen Entscheid zum Architekturwettbewerb «Neubau Berufsbildungscampus Ostschweiz, Sulgen TG» getroffen. Aus 44 aus der ganzen Schweiz (sechs aus dem Thurgau) eingereichten Projekten hat das Preisgericht in einem anonym durchgeführten, einstufigen und offenen Verfahren das Projekt «EIN FACH» – des Stuttgarter Architekturbüros wulf architekten gmbh mit Zweigniederlassung in Basel als unumstrittenen Sieger gewählt.
Hansjörg Brunner, Präsident des Stiftungsrats und Präsident des Thurgauer Gewerbeverbandes, zeigte auf, welche Motivation und Zielsetzung hinter dem Bau des Berufsbildungscampus stehen: «Der Kanton Thurgau ist traditionell ein Berufsbildungskanton. Über 70 Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger treten nach Beendigung der Sekundarschule in eine Berufslehre ein. Die Infrastrukturen einzelnen Berufsverbände sind in die Jahre gekommen und stossen immer mehr an Kapazitätsgrenzen. Durch die ständige und immer schnellere Weiterentwicklung der Berufe, durch neue Technologien und zusätzliche Bildungsinhalte braucht es in Zukunft zwingend flexible Raumkonzepte, um auf die raschen Veränderungen in der Berufsbildung reagieren zu können. Deshalb, aber auch um einen Beitrag an den Fachkräftemangel zu leisten, hat der Thurgauer Gewerbeverband (TGV) als Dachorganisation der Organisationen der Arbeitswelt (OdA) das Projekt «Berufsbildungscampus Ostschweiz» lanciert und vorangetrieben. Dass der Kanton Thurgau in die Ausbildung und Arbeitsmarktfähigkeit der Jungen setzt, ist ein starkes Zeichen für die kommenden Generationen. Der Berufsbildungscampus Ostschweiz in Sulgen wird ein zentraler, weit über die Kantonsgrenzen hinaus strahlender Leuchtturm», ist sich Brunner sicher.
«Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist gesetzt», meinte Werner Messmer, Vorsitzender der Wettbewerbskommission. Die sehr komplexe und herausfordernde Aufgabe, individuelle Wünsche und Anforderungen der unterschiedlichsten Branchen in Bezug auf Flächenbedarf, Raumhöhen, Gewichte, elektrische Installationen, Belegungsdauer von Schulräumen und vielem mehr unter einen Hut, beziehungsweise in eine verständliche Ausschreibung zu bringen, hätte von allen Berufsverbänden Rücksichtnahme gefordert. «Das war aber auch nötig, denn ein Campus ist kein Ort, an jeder sein eigenes Gärtchen anlegt», sagte Messmer. Hinter der Idee ʿCampusʾ stehe das Miteinander. Da habe der eine oder andere auch einmal etwas zurücktreten und Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen und zum Wohle des Ganzen nehmen müssen.
Andreas Opprecht, Gemeindepräsident von Sulgen, steht mit dem gesamten Gemeinderat hinter dem Berufsbildungscampus. «Das ist eine gute Sache, für die sich der Einsatz lohnt. Es gibt Wertschöpfung vor Ort und irgendwann kommen diejenigen, die ÜKs in Sulgen besucht haben, beruflich oder in der Freizeit wieder in unsere Region zurück. Wir wollen für die Realisation gute Rahmenbedingungen schaffen und beibehalten.»
Ueli Wepfer, fachtechnischer Leiter des Architekturwettbewerbs, erklärte den Verlauf. Bis zum Ablauf der Frist sind 44 Wettbewerbsarbeiten und 44 Modelle eingereicht worden. Sie wurden zuerst auf die Einhaltung der formellen Anforderungen und hinsichtlich der Kriterien geprüft:
• Erfüllen des Raumprogramms und der wichtigsten betrieblichen Anforderungen.
• Einhalten der Vorgaben bezüglich Bearbeitungsgebiet, Erschliessung, Bauvorschriften, Brandschutz und Hindernisfreiheit.
Am 19. Juni tagte das Preisgericht. Nach einer freien Besichtigung der Projekte wurde ein erster Vorprüfungsbericht vorgestellt. Nach der Sichtung der Projektarbeiten, hauptsächlich in Bezug auf den ortsbaulichen und architektonischen Gesamteindruck sowie die betrieblichen Eigenschaften, ging es mit einem gemeinsamen Wertungsrundgang weiter. Es folgten Diskussionen und Vergleiche der Projekte. In den zweiten Wertungsrundgang schafften es 17 Projekte. Es folgte eine weiterer Kontrollrundgang, nach dem das Preisgericht sich einstimmig auf 6 Projekte festlegte. Die Ergebnisse wurden in einem zweiten Vorprüfungsbericht zusammengefasst. Am 27. Juni traf sich die Jury zur Schlussbeurteilung. Danach erfolgte die Rangierung. Das Preisgericht empfiehlt einstimmig, das Projekt «EIN FACH» mit der Weiterbearbeitung zu beauftragen. Es besticht mit seiner Konsequenz. Das Projekt vereint die formulierten Wünsche: flexibles Gerüst, geringer Flächenverbrauch, Erweiterbarkeit, alle Funktionen unter einem Dach. Praktisch alles wirkt selbstverständlich, gelassen und angenehm unaufgeregt.
«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.