Die Thurgauer Autorin Tanja Kummer veröffentlicht ihr zehntes Buch: «Bigoscht – Gschichte & Gedicht». Die Vernissage findet am 21. Oktober im Orell Füssli in Frauenfeld statt. Die Autorin schreibt für «Die Ostschweiz» darüber, wie die Gedichte und Geschichten für «Bigoscht» entstanden sind.
Können Sie mängmool nicht schlafen? Fragen Sie sich oft, was andere über Sie denken? Aso i scho. Und ich denke gerne schreibend darüber nach, warum i nöd cha schloofe (und sei es «nume» wegen einem Schnoog). Oder dass, wenn alle darüber nachdenken, was andere über sie denken, sie ja gar nicht über andere nachdenken, sondern über sich selber.
Ob ich Gedichte, Erzählungen, einen Roman oder Bücher für Kinder schreibe – i gang von Situationen aus, die ich selber erlebe oder beobachte. I minere Chuchi stehen kleine Kartonschachteln. Darin sind Zettel mit Gedanken, die mir Grundlagen für Text geben. Wenn ich in Schreibzeiten bin, zupfe ich Zeddeli aus den Schachteln und mache zu den Gedanken ein Brainstorming, schreibe uuf, was mir dazu einfällt.
Dann überlege ich mir, wie ich die Geschichte bauen will. Erzähle ich in der Ich-Perspektive? In der Gegenwart oder der Vergangenheit? Wie soll der Stil sein? Arbeite ich mit Dialogen? Und wo söll die Gschicht spile? Auch bei Gedichten ist es ähnlich: Ich schreibe selten einfach drauf los. Da tönt villicht chli stier. Aber für mich ist es gäbiger, wenn ich einen Rahmen habe, innerhalb dessen sich meine Kreativität austoben kann.
Dann folgt der Schreibprozess, bi dem i mängmool irgendwie «weg» bin – das wird wohl der berühmte Flow sein, den Wikipedia so beschreibt: «(…) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in seiner Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht – auf Deutsch in etwa Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust.» Nach dem Schreiben muss der Text ruhen, bis ich mich wieder und wieder an die Arbeit daran mache.
In «Bigoscht» wechseln sich Hoochtütsch und Mundart ab. Für die Verschriftlichung der Mundart habe ich – wie schon im Buch «Alles Gute aus dem Thurgau», das 2013 im knapp Verlag erschienen ist – mit Martin Hannes Graf zusammengearbeitet, er ist Redaktor am «Schweizerischen Idiotikon». Mein Buch macht den Auftakt einer Mundart-Reihe in der «Edition Gaggalaariplatz», die im Arisverlag erscheint. Ich hoffe, dass ich mit «Bigoscht» allen, die manchmal auch nicht schlafen können oder (zu) viel darüber nachdenken, was andere Menschen über sie denken, mit Texten über ebendiese und andere Themen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann.
Mehr Informationen: www.tanjakummer.ch
Tanja Kummer, geboren 1976 in Frauenfeld, wohnt in Zürich. Sie hat die Ausbildung zur Buchhändlerin in der ehemaligen Buchhandlung Huber in Frauenfeld gemacht, schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene und leitet Schreibkurse im kreativen und autobiografischen Schreiben.
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