Ja, es ist heiss. Aber ich mag mich erinnern, als ich vor über 40 Jahren in Sizilien weilte, war es auch über 40 Grad. Und auch damals sind Menschen an der Hitze gestorben. Ich will den Klimawandel in keiner Weise negieren. Aber dieser Katastrophen-Journalismus geht mir gegen den Strich.
Und dann kommt noch ein sogenannter Tourismus-Ombudsmann zum Zug, und meint: «Bleiben Sie in der Schweiz». Ein Satz, von dem ich dachte, ihn nie mehr hören zu müssen. Ist es das wert, wegen ein paar wenigen Leseminuten an die Öffentlichkeit zu gelangen, und bei vielen Reiselustigen Unsicherheit zu verbreiten? Ich meine nein, die Bevormundung von irgendwelchen Experten sollte so langsam ein Ende haben.
Jede und jeder ist sich bewusst, wenn man im Sommer verreist, kann es im Süden unangenehm heiss werden. Auch bei uns im Piemont haben wir aktuell 38 Grad im Schatten. Da muss man sich den Gepflogenheiten im Lande anpassen, und nicht in der grössten Hitze eine Stadt anschauen wollen. Das heisst, gegen Mittag ist Schluss mit draussen sein. Dann gehört man an den Schatten oder ins Zimmer mit Klimaanlage. Etwas dösen, ein gutes Buch lesen, und schwups ist die grösste Hitze vorbei. So gegen 18 Uhr wird’s dann erträglicher, auf den piemontesischen Hügeln weht der Wind dann etwas frischer und es lockt ein genussvoller und gemütlicher Abend an reich gedeckter Tafel unter Pergola oder freiem Himmel. Wir persönlich lieben die Tavolata. Das heisst, lange Tische mit vielen Menschen, welche man meistens nicht kennt, und zusammen ein einfaches, aber gutes Essen geniesst. In unserer unmittelbaren Nähe geschieht dies jeden Mittwochabend – natürlich nicht immer mit uns. Denn es soll sich ja immer wieder neu anfühlen. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die Spezialität, die Farinatas. Das sind – einfach erklärt – knusprige Küchlein aus Kichererbsen-Mehl, etwas Gewürzen und Wasser. Einfach? Selbstverständlich, aber es mundet würzig-knusprig und kommt direkt aus dem speziellen Farinataofen. Einmal mit Zucchinibelag, Gorgonzola, Zwiebeln oder Pilzen, ist es jedes Mal ein besonderer Gaumenschmaus. Zusammen mit einem Wein des örtlichen Weinbauern kann es nicht mehr besser sein. Dieses Erlebnis teilen wir immer wieder gerne mit unseren Gästen. Und das ist es doch, was Ferien ausmacht. Die Dinge geniessen, welche die Region bietet, und sich auch nach den Gepflogenheiten richten – nicht nur, wenn es heiss ist.
Vor 20 Jahren hat Beatrice Strässle als Quereinsteigerin die Welt des Journalismus kennengelernt. Nach den ersten Gehversuchen als «Schreiberling» folgten Weiterbildungen im MAZ (Medienausbildungszentrum Luzern) Sie arbeitete zuerst als Freelancerin, und in den letzten10 Jahren als Redaktionsleiterin einer Wochenzeitung im Aargau. Im Januar 2017 zog sie zusammen mit ihrem Partner ins Südpiemont, und führt inmitten des UNESCO Welterbes ein B&B.
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