Wird Caroline Bartholet die erste Gemeindepräsidentin von Flawil? Am 22. Oktober findet der zweite Wahlgang statt – dennoch hat sie bereits ihren Rücktritt als Gemeindepräsidentin von Niederbüren eingereicht. Ein forscher Entscheid?
Sie haben heute Ihren Rücktritt angekündigt. Seit wann spielen Sie mit diesem Gedanken?
Da ein zweiter Wahlgang erst am 22. Oktober 2023 stattfindet, war dieser Gedanke von Anbeginn meiner Kandidatur in Flawil da. Denn es war klar: Wenn es in einen zweiten Wahlgang geht, muss ich in Konsequenz mein mit grosser Freude ausgeführtes Amt in Niederbüren niederlegen, damit die Gemeinde genügend Zeit hat, die Nachfolge für das Gemeindepräsidium zu regeln. Somit war klar, dass mein Entscheid für meine Kandidatur im zweiten Wahlgang meinen Rücktritt bedingt. Diesen Entscheid habe ich am Dienstag nach Rücksprache mit meinem Wahlstab und der Familie getroffen.
Ist der Rücktritt auch ein bisschen gewagt? Immerhin hat der eigentliche «Aussenseiter» die meisten Stimmen geholt.
Es gibt in der Tat Stimmen, die das als mutig bezeichnen. Mut ist eine positive Eigenschaft und gehört dazu. Das würde ich auch dem, wie Sie es nennen, «Aussenseiter» zuschreiben. Er hat mit 37 Prozent Anteil am meisten Stimmen geholt, letztlich bin ich mit 36.4 Prozent Anteil jedoch fast gleichauf. Der zweite Wahlgang wird anders verlaufen, jetzt gilt es ernst. Zum Mut kommt nun auch dazu, dass man bereit sein muss, dieses Amt auch anzutreten und auszuüben. Dazu gehört die Bereitschaft, diese Verantwortung für alle Bürgerinnen und Bürger, nicht nur für die eigenen Wählerinnen und Wähler zu übernehmen. Ohne meine Erfahrungen als Gemeindepräsidentin in Niederbüren, ohne elf Jahre Erfahrung im Gemeinderat von Oberuzwil und ohne meine politische Erfahrung und das Netzwerk aus der Arbeit im Kantonsrat hätte ich den Mut, mich für dieses Amt in Flawil zur Verfügung zu stellen, wohl auch nicht gehabt.
Welche Rückmeldungen gingen auf Ihren Entscheid ein?
Die spontanen ersten Rückmeldungen waren positiv. Viele haben darauf gewartet und es wäre mit diesem Resultat wohl für viele Flawilerinnen und Flawiler, aber auch für viele Bekannte aus meinem Umfeld eher überraschend gewesen, wenn ich nicht mehr angetreten wäre.
Was machen Sie, wenn es mit der Wahl nicht klappt?
Ich habe nichts zu verlieren, ausser der Wahl selbst. Ohne Mut und Risikobereitschaft geht es nicht. Ich konzentriere mich darauf, diese Wahl zu gewinnen und die erste Gemeindepräsidentin von Flawil zu werden. Wenn nicht, dann ist das der demokratische Entscheid der Bevölkerung in Flawil und somit auch richtig. Das könnte ich vollends akzeptieren.
Wird der Druck für Sie nun grösser, nachdem Sie Ihren Rücktritt gekannt gegeben haben?
Nein, ganz im Gegenteil. Nun ist der Entscheid getroffen und es ist klar, worauf ich mich konzentriere.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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