logo

Wegen Stimmzettel

Covid-19-Gesetz: Im Thurgau wird Abstimmungsbeschwerde erhoben

Rund 90 Personen haben im Kanton Thurgau eine Abstimmungsbeschwerde gegen die Vorlage zum Covid-19-Gesetz vom 28. November eingereicht. Direkte Folgen dürfte das keine haben. Dafür müsste sich zuerst das Bundesgericht einschalten.

Stefan Millius am 10. November 2021

Stein des Anstosses für die Abstimmungsbeschwerde ist der viel diskutierte Text auf dem Abstimmungszettel. Dieser beinhalte einen «Propagandazusatz», heisst es in der Beschwerde, das stellvertretend für rund 90 Unterzeichner vom Thurgauer Anwalt und SVP-Kantonsrat Hermann Lei verschickt wurde. Im Unterschied zu den beiden anderen Vorlagen –Pflege- und Justizinitiative – ist hier der Inhalt näher beschrieben mit den Stichworten «Härtefälle, Arbeitslosenversicherung, familienergänzende Kinderbetreuung, Kulturschaffende, Veranstaltungen». Dafür fehlt jeder Hinweis auf die Auswirkungen des Urnengangs auf das Covidzertifikat beziehungsweise die damit verbundene Zertifikatspflicht – für viele Stimmbürger das entscheidende Element.

Für die Beschwerdeführer ist diese Wortwahl auf dem Stimmzettel «irreführend und manipulativ». Es werde damit der Anschein erweckt, «dass es bei dieser Abstimmung ausschliesslich um Härtefallgelder, ALV, Kinderbetreuung, Kulturschaffende und Veranstaltungen ginge, obwohl diese Themenfelder grösstenteils bereits verabschiedet wurden und nicht mehr zur Debatte stehen.»

Das Thema ist nicht neu. Auf verschiedenen Kanälen kritisieren seit dem Versand der Abstimmungsunterlagen viele Leute die Ausgestaltung des Abstimmungstexts. Dieser vermittelt den Eindruck, es gehe bei der Abstimmung ausschliesslich um finanzielle Hilfen. Allerdings laufen die meisten Finanzhilfen ohnehin im März 2022 aus, und selbst bei einem Nein zum Covid-19-Gesetz würde diese Frist nicht unterschritten. Laut der Abstimmungsbeschwerde werde durch den Eindruck, den der Text der Bundeskanzlei erweckt, der Anspruch der Stimmberechtigten verletzt, «den freien und unverfälschten Willen (…) zuverlässig und unverfälscht zum Ausdruck bringen zu können.»

Dass das Thema Covidzertifikat überhaupt gar nicht erst zur Sprache kommt, bezeichnen die Beschwerdeführer als «dreiste Irreführung». In den erläuternden Informationen im Abstimmungsbüchlein ist das Zertifikat dann zwar ein Thema. Aber hier, heisst es in der Abstimmungsbeschwerde, würden die Stimmbürger getäuscht, indem man vorgebe, das Covidzertifikat erleichtere sämtliche Auslandreisen erheblich. Die meisten Länder der Welt würden aber das Zertifikat für die Einreise nicht voraussetzen, heisst es dazu.

Die Beschwerdeführer bringen weitere Punkte auf. Sie sprechen unter anderem von einem gezielt geschürten «Klima der Verunsicherung, Angst und Panik geschürt, der grosse Teile der Bevölkerung «verängstigt, in Panik versetzt und deren Verstand lähmt.» Deshalb seien die Stimmberechtigten nicht in der Lage, sich eine sachbezogene und hinreichende Meinung über den Abstimmungsgegenstand zu bilden.

Die Abstimmungsbeschwerde auf kantonaler Ebene ist eine «Ehrenrunde», wie Hermann Lei sagt. Eine Kantonsregierung kann eine nationale Abstimmung weder absetzen noch verschieben; sie ist schlicht nicht die zuständige Instanz. Entsprechend wird sie einen formellen Nichteintretensentscheid fällen und diesen publizieren müssen. Mehr kann sie nicht tun.

Vor diesem Hintergrund wirkt es zunächst seltsam, überhaupt an die kantonale Regierung zu gelangen. Der Umweg ist aber nötig. Denn Beschwerden dieser Art werden vom Bundesgericht beurteilt, aber nicht als erste Instanz, sondern nur bei Beschwerden gegen Verfügungen der Bundeskanzlei und gegen Entscheide von Kantonsregierungen. Zuerst muss also diese vorliegen, bevor das Bundesgericht aktiv werden kann.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.