Vom Büro ins Homeoffice – so erging es vielen Mitarbeitern. Und einige merkten erst dann, wie unbequem ihre Stühle und Tische überhaupt sind. Jonas Romer brachte diese Tatsache auf seine Geschäftsidee.
Corona hat vieles durcheinandergebracht – und Sie kamen dadurch auf die Idee, ergonomische Büromöbel zu fairen Preisen anzubieten. Rückblickend gesagt: Alles richtig gemacht?
Im Nachhinein ist das natürlich immer einfach gesagt. Was wir, Christian und ich, bestimmt richtig gemacht haben, ist, dass wir viel Zeit und Energie in die Produktentwicklung und den Aufbau von robusten Strukturen investiert haben. Insbesondere das Letztere hat uns ermöglicht, von Anfang an ein sehr hohes Service-Level zu garantieren und dieses auch trotz der überwältigenden Nachfrage zu wahren. Mit dieser grossen Nachfrage und ausserordentlich positiven Resonanz hatten wir zum Start bei weitem nicht gerechnet – umso mehr erfreut sie uns natürlich.
Wann war der Moment gekommen, an dem Sie sich gesagt haben, dass Sie den Schritt als Start-up wagen?
Die entscheidende Frage war, ob es uns tatsächlich gelingen würde, Büromöbel herzustellen, welche in ihrer Qualität vergleichbar sind mit jenen von herkömmlichen Premium Ausstattern, uns dennoch aber ermöglichen, einen fairen Preis weit unter unserer Konkurrenz anzubieten. Als wir diese Herausforderung schliesslich gemeistert hatten, war uns klar, dass wir es versuchen müssen. Entstanden ist die Idee von ofinto bereits vor Corona. Die coronabedingte Zunahme an Büromöbelbedarf fürs Homeoffice hat uns aber bestimmt noch einmal einen Schub gegeben, es tatsächlich zu wagen.
Sie versprechen den Kunden hochwertige Büromöbel zu fairen Preisen, innerhalb kurzer Lieferzeit. Sie verzichten auf Zwischenhändler und Ladenlokal. Wie schaffen Sie es dennoch, eine kurze Reaktionszeit zu haben?
Im Wesentlichen sind es zwei Faktoren, die uns diese kurze Reaktionszeit ermöglichen. Zum einen hilft uns unser schlankes Angebot an wenigen ausgewählten Produkten. Dies erlaubt uns, alle unsere Produkte auf Vorrat zu produzieren statt sie, wie bei vielen Konkurrenten üblich, erst nach Bestellung herzustellen. Das Zweite sind unsere hoch digitalisierten Prozesse. Wir sind deutlich digitaler unterwegs als unsere Konkurrenz. So bieten wir auf unserer Website beispielsweise eine Kundenberatung via Live-Chat an. Zudem haben wir den Bestell- und Lieferprozess komplett automatisiert. Dies ermöglicht uns, eine schnelle Bestellabwicklung zu gewährleisten und unser Service-Level trotz der stetig steigenden Kundenzahlen hochzuhalten.
Sie sagten einmal, dass Sie von Beginn weg mit einer grossen Nachfrage konfrontiert waren. Wie hat sich das Geschäft seither entwickelt?
Die Nachfrage ist seither weiter stark gestiegen. Dies hat dazu geführt, dass wir trotz massivem Ausbau unseres Herstellvolumens bereits mehrmals ausverkauft waren. Während wir zu Beginn vor allem Homeoffices ausrüsten durften, können wir mittlerweile auch selbst sehr renommierte Unternehmen zu unserer Kundschaft zählen. Was uns zudem besonders stolz macht, ist, dass wir auch immer mehr Neukunden über Empfehlungen aus deren Umfeld gewinnen können.
Der Markt im Bereich Büromöbel ist hart, gerade grosse Möbelhäuser können Kunden mit tiefen Preisen anlocken. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Es ist nicht unser Ziel, der günstigste Anbieter zu sein. Vielmehr wollen wir der Anbieter sein mit der besten Preis-Leistung und Kundenerfahrung. Eine gute Preis-Leistung erreichen wir damit, dass wir die Kosten für Vertrieb, Ladenlokale und Verkaufspersonal einsparen und stattdessen fast alle unserer Einnahmen in das Produkt selbst investieren können. Vergleichbar gut ausgestattete Produkte sind bei grossen Möbelhäusern weitaus teurer. Zur guten Kundenerfahrung tragen wir bereits mit unserer Website bei, welche wir bewusst schlicht und übersichtlich halten, ohne Pop-ups oder rot durchgestrichener Preise. Mit Live-Chats, Videos und detaillierten Informationsseiten begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden, wo und wann immer Bedarf besteht, ohne jedoch aufdringlich zu werden. Auch nach dem Kauf stehen wir unseren Kunden jederzeit in minutenschnelle über den Live-Chat zur Verfügung. Zudem können sie ihre ofinto Produkte bequem 30 Tage lang zuhause testen. Ist eine Kundin oder ein Kunde nicht zufrieden, holen wir das Produkt direkt bei ihnen zu Hause ab und erstatten das volle Geld zurück. All diese Massnahmen haben zum Ziel, den Einkaufsprozess so angenehm und einfach wie möglich zu gestalten. Dass uns dies zu gelingen scheint, bezeugen die bereits über 400 positiven Kundenbewertungen, welche neben unseren Produkten sehr häufig auch unseren Kundendienst explizit loben.
Auch wenn es derzeit leider nicht danach aussieht – irgendwann ist Corona vorbei, das Homeoffice ausgerüstet. Sehen Sie da dennoch mit positiven Gefühlen in die Zukunft?
Vieles deutet darauf hin, dass die Bedeutung des Homeoffice auch nach der Pandemie hoch bleiben wird. Immer mehr Unternehmen kündigen entsprechende Arbeitsmodelle an. Gleichzeitig wird mit der teilweisen Rückkehr ins Büro aber auch die Nachfrage von Unternehmen nach Büromöbeln zunehmen. Für diese sind gute Qualität zum fairen Preis und schnelle Lieferzeiten innerhalb weniger Tage genauso wichtig wie für Privatpersonen. Ich rechne daher damit, dass auch nach Corona eine gesunde Nachfrage nach unseren Produkten bestehen bleiben wird.
Sie erhielten das Förderpaket von Startfeld. Wie setzen Sie das Geld ein?
Die Startfeld-Hilfe gebrauchen können wir vor allem bei rechtlichen Fragen in Verbindung mit unserer Internationalisierung.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Mitte Dezember haben wir ofinto Deutschland lanciert. Fokus in der ersten Jahreshälfte 2022 wird dann auch sein, uns auch im deutschen Markt zu etablieren. Zusätzlich sind wir gerade dabei, unser Team um mehrere neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erweitern. Diese zusätzliche Unterstützung wird uns ermöglichen, auch bei anhaltendem Wachstum unser hohes Service-Level halten zu können und gleichzeitig genügend freie Kapazitäten für Produktweiterentwicklungen und -verbesserungen zu haben.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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