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Fehlerhafte Formeln

Das gibt es nur beim Bund: Bei der AHV verrechnet man sich um 4 Milliarden Franken

Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) hat bei Kontrollarbeiten in den AHV-Finanzperspektiven festgestellt, dass die AHV-Ausgaben langfristig unplausibel hoch erscheinen. Grund sind zwei fehlerhafte Formeln im Berechnungsprogramm.

Die Ostschweiz am 06. August 2024

2033 dürften die AHV-Ausgaben rund 4 Milliarden Franken oder rund 6 Prozent tiefer ausfallen, als bisher berechnet. Das Umlagedefizit wächst bis 2033 auf rund 4 Milliarden Franken (bisher über 7 Milliarden) an. Das BSV hat umgehend zwei alternative Modelle zur Berechnung erstellt und zwei Forschungsinstitute damit beauftragt, bis Ende August je ein unabhängiges Modell zu entwickeln. Mit diesen können die neu berechneten Finanzperspektiven validiert und im September publiziert werden.

Bei Kontrollarbeiten hat das BSV zwei mathematische Formeln im Berechnungsprogramm der AHV-Finanzperspektiven entdeckt, die langfristig zu unplausiblen Werten für die Ausgaben der AHV führten. Die Effekte der beiden Formeln verstärken sich gegenseitig und führen dazu, dass die Ausgaben stärker anwachsen, als dies realistischerweise angenommen werden kann. Dadurch wird die künftige finanzielle Entwicklung der AHV zu negativ dargestellt.

BSV hat Ausgaben der AHV umgehend neu geschätzt

Nachdem die Ursache und eine grobe Schätzung des Ausmasses der unplausiblen Ergebnisse Ende Mai bekannt waren, hat das BSV umgehend reagiert. Um die Ausgaben der AHV für die nächsten zehn Jahre neu zu schätzen, hat es seit Ende Juni zwei alternative Modelle entwickelt und anhand der Ausgaben der vergangenen Jahre ihre Projektionsfähigkeiten erfolgreich getestet. Gleichzeitig hat das BSV zwei Forschungsinstitute damit beauftragt, bis Ende August je ein unabhängiges Modell für die künftigen Ausgaben der AHV zu entwickeln. Die Berechnungen der beiden externen Institute werden es erlauben, die neuen Berechnungsmodelle des BSV zu validieren. Im September wird das BSV die neuen, korrigierten AHV-Finanzperspektiven veröffentlichen.

Änderung der Ausgaben und des Umlageergebnisses

Die beiden intern erstellten Rechnungsmodelle haben ergeben, dass die AHV-Ausgaben vor allem mittel- und langfristig von den bisherigen Projektionen abweichen. Im Jahr 2026, wenn die 13. Altersrente eingeführt wird, dürften die Ausgaben der AHV wie bisher angenommen rund 57 Milliarden Franken betragen (zu Preisen von 2023). 2028 werden sie voraussichtlich rund 1 Milliarde tiefer liegen, was einer Abweichung von 1.5 Prozent entspricht. 2030 dürfte die Überschätzung auf rund 2 Milliarden (3%) und bis 2033 auf rund 4 Milliarden Franken ansteigen, was einer Abweichung von rund 6% entspricht.

Das Umlageergebnis (Differenz von Einnahmen und Ausgaben, ohne erwartete Anlagerendite) wird, wie bisher angegeben, ab 2026 mit der Einführung der 13. Altersrente negativ. Die erwarteten Defizite sind allerdings geringer. Das Umlagedefizit wächst bis 2030 auf rund 2 Milliarden (bisher knapp 4 Milliarden) und bis 2033 auf rund 4 Milliarden Franken (bisher über 7 Milliarden) an.

Die niedrigeren Ausgaben der AHV wirken sich auch auf den Beitrag des Bundes aus. Kumuliert über den Zeitraum 2026-2033 und unter Beibehaltung des derzeitigen Anteils von 20.2 Prozent ergibt sich ein um rund 2.5 bis 3 Milliarden Franken niedrigerer Betrag (zu Preisen von 2023).

Auswirkung auf die Umsetzung und Finanzierung der 13. Altersrente

Die Kosten der 13. Altersrente sind von der Korrektur der Finanzperspektiven kaum tangiert. Nach den neuen Berechnungen liegen sie 2026 bei rund 4.2 Milliarden und 2030 bei knapp 5 Milliarden Franken pro Jahr. Die Vernehmlassung zur Umsetzung und Finanzierung der 13. Altersrente wurde am 5. Juli 2024 abgeschlossen und wird derzeit ausgewertet. Der Bundesrat wird demnächst über das weitere Vorgehen zur 13. Altersrente entscheiden.

Komplexes Berechnungsprogramm wird korrigiert

Das Berechnungsprogramm für die Finanzperspektiven ermöglichte bisher sehr detaillierte Projektionen als Grundlage für politische Entscheide und ist in den letzten Jahren auf mehr als 70'000 Zeilen Programmcode angewachsen. Wegen der hohen Komplexität braucht es mehrere Monate, bis das bisherige Berechnungsprogramm korrigiert und wieder einsatzfähig ist. Bis dahin ermöglichen es die vom BSV ergriffenen Massnahmen, dennoch in Kürze wieder mit robusten Berechnungsmodellen Finanzperspektiven arbeiten zu können.

Die Finanzperspektiven der AHV werden mindestens einmal im Jahr aktualisiert, um neue exogene Faktoren (z.B. Teuerung, Lohnentwicklung, Demografie, Arbeitsmarktindikatoren) zu integrieren. Seit 2012 waren die Projektionen des BSV zuverlässig. Vergleiche zwischen den projizierten und den realisierten Werten zeigen keine systematischen Über- oder Unterschätzungen.

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Die Ostschweiz

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