Die 22-jährige Schweizer Studentin «Denise» bietet im Internet gegen Bezahlung Sexvideos von sich an. Eine finanzielle Notlage hat sie zu diesem Schritt veranlasst. Den Job mache sie nicht gerne. Und sie fragt sich heute mehr denn je, in wie vielen Beziehungen es wohl an Treue und Vertrauen fehlt.
«Denise», in Deinem Inserat auf einer einschlägigen Seite bezeichnest Du Dich als 22-jährige Studentin aus der Schweiz. Stimmt das effektiv? Bist Du Schweizerin? Bist Du 22-jährig? Bist Du Studentin?
Ja, es stimmen fast alle Angaben, das Einzige was ich abgeändert habe, ist der Name.
Das Internet ist zu gefährlich, mir ist es wichtig anonym zu bleiben.
Was hat Dich dazu bewogen, Filme, die Dich beim Sex zeigen, zu verkaufen?
Alles fing in der Corona-Zeit an. Durch die Kurzarbeit bekam ich bei meinem Studentenjob im Service zu wenig Lohn. Natürlich wurde uns unser Lohn bezahlt, nur ist der im Service nicht gerade hoch.
Hier lebt man vom Trinkgeld und das fehlte während des Lockdowns komplett. So musste ich eine andere Lösung suchen. Ich habe von einer Bekannten von den besagten Möglichkeiten im Internet erfahren. Sie selbst verdiente damit bereits Geld. Also probierte ich es einfach einmal aus.
Wie gut lässt es sich damit leben? Welche monatlichen Einnahmen kannst Du verbuchen?
Man lebt erstaunlich gut. Ich mache das aber nicht immerzu – nur dann, wenn es finanziell eng wird. Hier weiss ich, dass ich rasch zu Geld komme. Durchschnittlich dürften es 200 bis 300 Franken pro Tag sein.
Was sind das in der Regel für Kunden, die Dich kontaktieren? Nach was verlangen Sie? Welche Sehnsüchte haben Sie?
Ich verkaufe nur Videos. Viele sind an Selbstbefriedigungsvideos interessiert. Oft respektieren die Leute ein «Nein» aber nicht, weshalb es öfters vorkommt, dass ich Personen blockieren muss.
Lösen gewisse Anfragen bei Dir manchmal Kopfschütteln aus?
Ja, das kommt vor. Die meisten Kunden haben als Profilfoto ein Bild mit der Frau oder den Kindern.
Ich muss ehrlich sagen, das Ganze hat meine Ansichten in Bezug auf eine Beziehung recht beeinträchtigt. Zweifel an Vertrauen und Treue werden durch das alles wirklich gestärkt.
Wird auch nach Treffen mit Dir gefragt?
Ja, viel wird nach Treffen gefragt. Für mich kommt dies aber gar nicht in Frage. Egal wie viel Geld mir geboten wird: für das bin ich nicht bereit. Es gibt eine klare Grenze für mich.
Hast Du keine Bedenken, dass nun einige Videos von Dir im Internet die Runde machen?
Ich zeige auf meinen Videos kein Gesicht. Man hört meine Stimme nicht. Ich habe sehr darauf geachtet, dass man nichts erkennt.
Was würden Deine Eltern dazu sagen, wenn Sie es erfahren würden? Oder wissen Sie von Deinem «Business»?
Meine Eltern wissen das nicht. Ich denke, sie würden sich fragen, wieso ich nicht zu ihnen komme, wenn ich finanzielle Probleme habe. Jedoch möchte ich keine Belastung sein.
Wie oft lügst Du Kunden bewusst an, um ihre Fantasie zu befriedigen?
Ich bekomme zum Teil sehr komische Anfragen. Ich nehme mir heraus, nur das zu machen, was ich möchte. Ein Mann wollte dereinst, dass ich ein Rollenspiel mit ihm per Chat durchspiele. Ich sollte für ihn ein achtjähriges Kind spielen. Ich habe ihm direkt gesagt, dass ich das völlig krank finde und seine Nummer beim Anbieter der Seite gemeldet.
Fühltest Du Dich schon einmal bedrängt?
Ja. Natürlich benutze ich nicht meine private Nummer. Genau auch aus diesem Grund. In einem Fall war die Bedrängnis so stark, dass ich mit der Polizei drohen musste.
Hast Du Dir eine Frist gesetzt? Wie lange wirst Du das machen?
Ich mache diesen Job nicht gerne. Deshalb auch wirklich nur, wenn es sein muss. Ich verurteile Leute nicht, die in dem Business arbeiten möchten. Für mich ist es jedoch nur ein Mittel zum Zweck.
Sobald ich mein Studium fertig habe, werde ich sicherlich damit aufhören.
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