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Begegnungstag an der Meitleflade

Das «Meitleflade-Herz» schlägt über kulturelle Grenzen hinweg

Sich auf Fremdes einlassen und dabei Toleranz entwickeln – dieses Ziel hat man am heutigen Freitag an der Meitleflade mit einem Sondertag verfolgt, der religiöse und kulturelle Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen ermöglichte. Den Schülerinnen wurden dazu rund dreissig Workshops angeboten.

Roger Fuchs am 18. Mai 2024

Friedliches Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft braucht Verständnis und Offenheit fürs Gegenüber. Im Rahmen eines Begegnungstags bekamen die Schülerinnen der Meitleflade Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und dabei Neues zu erleben und auszuprobieren. «Es geht uns mit diesem Tag darum, eigene Ängste und Widerstände abzubauen, indem man sich einfach mal auf etwas Fremdes oder Fremdartiges einlässt», sagt Sonja Dietrich-Keller, Schulleiterin der Meitleflade. Wer sozusagen symbolisch in die Schuhe anderer schlüpfe, könne auch Toleranz entwickeln. Gemäss der Religionsverantwortlichen Sandra Hollenstein, die zusammen mit einem vierköpfigen Team diesen Tag organisierte, bekommen alle drei flade-Schulhäuser in einem Turnus jeweils einen Beitrag vom Schulverein, um einen religiös-sozial geprägten Anlass zu organisieren. Vor drei Jahren war das 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts in der Schweiz der Aufhänger dieses Tages an der Meitleflade.

Markus Büchel

Bischof Markus Büchel zeigt den interessierten Schülerinnen, wie er lebt.

Von Buddhismus bis Synagogen-Besuch

Am diesjährigen Begegnungstag hat man rund dreissig Workshops aufgegleist. Dabei wurde nicht nur darüber philosophiert, ob es Religionen in hundert Jahren noch gibt, die Mädchen näherten sich auch tanzend anderen Kulturen an. In einer Schreibwerkstatt wiederum wurde arabische Kalligraphie geübt, während andere sich mit Buddhismus und Meditation beschäftigten und die Teilnehmerinnen in einem weiteren Workshop die italienische Küche kennenlernten. Auch verschiedene Besuche standen auf dem Programm, sei es beim St.Galler Bischof Markus Büchel, sei es in einem Antirassismus-Treff oder bei der jüdischen Gemeinde.

Shlomo Tikochinski

Rabbiner Shlomo Tikochinski spricht unter anderem über die Unterschiede von Christentum und Judentum.

Apropos Besuch: «Jetzt könnt ihr überlegen, ob ihr selbst hier wohnen wollt, oder ob es zu Hause nicht doch schöner ist», so der St.Galler Bischof Markus Büchel augenzwinkernd, als er eine der Gruppen die Treppe hinauf zu seiner Wohnung führt. Im Wohnzimmer fallen die Blicke der Schülerinnen auf zwei Bilder, worauf der Bischof ihnen über den Heiligen Gallus und Otmar als ersten Abt des Klosters St.Gallen erzählt. Ganz anderes Thema derweil in der Oase, dem Ort der Stille im Gallusschulhaus: Der 72-jährige Gerhard Poschung spricht von seinem Weg zum Buddhismus und freut sich, seine Lieblingsbeschäftigung, das Meditieren, vorzustellen. «Im Buddhismus bekommt jeder einen Namen, der signalisiert, wohin sich der jeweilige Mensch entwickeln kann», informiert Poschung.

Arabische Kalligraph

Im Workshop «Arabische Kalligraphie» zeigt Sara einer Schülerin, wie sie ihren Namen auf Arabisch schreiben kann.

Volle Konzentration herrscht im Workshop der arabischen Kalligraphie. Sara, deren Eltern aus Pakistan stammen, führt aus, wie sie von ihrer Mutter Arabisch gelernt hat. Minuten später sind alle dabei, den eigenen Namen in dieser Sprache zu schreiben, also von rechts nach links. Die Türen zu einer nochmals anderen Welt hat der Rabbiner Shlomo Tikochinski von der jüdischen Gemeinde St.Gallen geöffnet, als er Schülerinnen in die Synagoge führt. Ob er Hebräisch verstehe, will eine Jugendliche angesichts der Schriftzüge wissen. «Ja klar», so der Rabbiner, «wir feiern auch Gottesdienste in dieser alten Sprache der Bibel».

Tanz

Tänzerisches Können ist mehrfach gefragt, unter anderem im Workshop «Irish Step».

Pulsierendes Herz zum Abschluss

Zur Abrundung des Tages hat sich das Organisationsteam um Sandra Hollenstein eine einmalige Schlussaktion ausgedacht: Gemeinsam bildeten die Schülerinnen ein grosses und pochendes Herz mitten auf der Klosterwiese – im Einklang als Gemeinschaft wurde es durch gezielte Bewegungen zum Leben erweckt. «Dieses Herz symbolisiert sozusagen das Meitleflade-Herz», sagt Sandra Holenstein. «Es soll über alle kulturellen und religiösen Grenzen hinweg schlagen.» Gleichwohl war es auch Ausdruck dafür, dass das Herz manch einer Schülerin angesichts der vielfältigen und lehrreichen Begegnungen an diesem Tag wahrlich etwas höher geschlagen haben dürfte.

Sandra Hollenstein

Die Religionsverantwortliche Sandra Hollenstein hat zusammen mit einem vierköpfigen Team den Begegnungstag an der Meitleflade verantwortet.

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Autor/in
Roger Fuchs

Roger Fuchs ist Kommunikationsbeauftragter beim Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen.

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