Das Unternehmen Appenzeller Käse wird seinem Ruf gerecht: Scheinbar aus dem Nichts bringt es eine neue Käsespezialität heraus. Und die ist wahrlich ein Blickfang – und könnte für Schlagzeilen sorgen.
Pink. Weiblich. Charmant. Die neue Käsespezialität «Die Appenzellerin» aus dem Hause Appenzeller Käse überrascht. Niemand hatte wohl auf dem Schirm, dass nebst der traditionellen Sorte mit den griesgrämigen Sennen nun die Frauen übernehmen könnten.
Das tun sie aber. Und wie. Marketingleiter Reto Steiger ist am heutigen Tag ein gefragter Mann. Aus der ganzen Schweiz treffen Medienanfragen bei ihm ein. «Ja, für uns ist es die wichtigste Neuheit in diesem Jahr», fasst er es im Gespräch zusammen.
Von langer Hand geplant
Zwar kommt die neue Käsesorte anscheinend überraschend daher – doch ist sie effektiv von langer Hand geplant. Die Vorbereitungen hätten bereits vor einigen Jahren gestartet, sagt Steiger. Und lacht: «Wir freuen uns, dass wir alles geheim halten konnten.»
Damit wird das Unternehmen seinem Ruf gerecht. Schliesslich ist auch der traditionelle Werbespot darauf ausgelegt, dass den urchigen Appenzellern eben so schnell kein Geheimnis über die Lippen kommt – schon gar nicht, wenn es um die Herstellung des Käses geht.
(Zu) würzig und echt
Dass den «Appenzeller» hierzulande wohl fast jeder kennt, unterstreicht eine Umfrage, die das Unternehmen durchgeführt hat. Aber: «Nicht in allen Haushalten wird der Käse auch konsumiert. Viele lieben ihn zwar, einigen jedoch ist er schlicht zu würzig», sagt Steiger. Mit der Lancierung der neuen Sorte soll dies der Vergangenheit angehören.
Die Appenzellerin zeigt sich lieblich und harmonisch und geht damit geschmacklich ganz neue Wege. «Der Geschmack brachte uns auch auf den Namen», so Steiger. Man fragte sich, was so ganz anders sei als das bisherige Sortiment – und sei schliesslich auf die Appenzellerin gestossen.
Grün oder violett
Die pinke Verpackung sei eher zufällig gewählt. Wichtig war den Verantwortlichen, eine Farbrichtung zu erhalten, welche diejenige der Frauentrachten wiedergibt. Es hätte also auch grün oder violett werden können. Dass Pink das Rennen gemacht hat, ist einer Umfrage bei den künftigen Konsumentinnen und Konsumenten geschuldet.
Dass das Unternehmen mit der Lancierung des neuen Käses nun mit der Genderthematik in Verbindungen gebracht wird, war nicht dessen Absicht. «Von der Idee bis zur Umsetzung sind wie gesagt einige Jahre verstrichen», sagt Steiger. «Bei der Namensfindung für unsere Käseneuheit war die Andersartigkeit gegenüber des bisherigen Appenzeller ausschlaggebend.»
Angst, auch Kritiker auf den Plan zu rufen, weil «Pink» und «Frau» nicht für alle zusammengehören muss oder gar darf, hat man in Appenzell indes eher weniger. Und die Werbetrommel rührt der Käse in der pinken Verpackung in der heutigen Zeit wohl ohnehin kräftig genug. Ab morgen Dienstag soll er im Detailhandel erhältlich sein.
(Bilder: PD)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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