Nachdem einer Mutter mit einem Ladenverbot gedroht wurde, weil sie ihr Baby in einer Migros-Filiale stillte, gehen die Emotionen hoch.
Unverständnis zeigt sich auf der einen, Wohlwollen auf der anderen Seite. Stillberaterinnen wünschen sich hingegen mehr Toleranz.
Ein Baby, das schreit – eine Mutter, die es stillt. So weit, so gut. Nicht jedoch, wenn dies in einer Migros Filiale in Wil passiert. Eine junge Mutter machte auf Facebook ihrem Unmut Luft, weil sie von einem dortigen Sicherheitsbeamten aufgefordert wurde, das Stillen zu unterlassen. Ansonsten drohte man ihr mit einem Ladenverbot. Inzwischen reagierte der orange Riese mit einer Entschuldigung im Blick. Während für die betroffene Mutter der Fall damit erledigt zu sein scheint, laufen die Kommentare heiss. Während die einen eine Entschuldigung als «nicht nötig» erachten oder die Mutter als «Super-Mami, welches alles, immer und überall will und darf» betiteln, haben die anderen für die Reaktion der Migros kein Verständnis. «Stillen ist doch das Natürlichste der Welt.» Oder: «Es gibt weltweit wesentlich grössere Probleme, als ein Baby, das schreit und gestillt wird.»
Viele «Tipps»
Stillt eine Mutter ihr Kind in der Öffentlichkeit, muss sie sich an Bemerkungen und Kommentare gewöhnen. Dies erlebt auch Cristina Meynet, Stillberaterin am Kantonsspital St.Gallen, im Praxisalltag. «Es gibt nach wie vor Leute, die sich daran stossen, wenn sie eine stillende Mutter sehen», sagt sie. Auf der anderen Seite gäbe es aber auch Mütter, welche gar nie in der Öffentlichkeit stillen würden. Die Bemerkungen würden jedoch nicht nur auf das Stillen abzielen. Denn: Sobald ein Kind unterwegs sei, werden Mütter unweigerlich mit wohlgemeinten «Tipps und Ratschlägen» konfrontiert.
Gesunder Menschenverstand
Cristina Meynet wünscht sich als Stillberaterin deshalb mehr Toleranz – auf beiden Seiten. Auf entsprechenden «Mama-Apps» wie «mamamap» beispielsweise sind ruhige Stillmöglichkeiten aufgelistet. «So können die Frauen in ruhiger und entspannter Atmosphäre ihr Kind stillen – ganz ohne Kommentare oder Bemerkungen von aussen», sagt sie. Und diese Entspanntheit überträgt sich wiederum auch aufs Kind. Muttermilch sei schliesslich nach wie vor das Beste und Gesündeste.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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