Paukenschlag in der Gastroszene mitten in St.Gallen. Das Gebäude «Seeger», eine der bestbekannten Adressen der Stadt, wird verkauft. Was das für die Betriebe dort heisst, ist noch unklar - trotz langfristiger Mietverträge.
Das «Seeger» hat eine lange Tradition. Das Gebäude feiert nächstes Jahr sein 80. Jubiläum. Für viele Stadt-St.Galler, aber auch für viele Besucher von ausserhalb sind das dortige Restaurant, die Bar sowie Club beziehungsweise Diskothek eine beliebte Adresse. Es gibt auch wenige andere so zentral gelegene, markante Gebäude mitten zwischen Bahnhof und Stadtmitte. Nun steht das «Seeger» zum Verkauf. Ausgeschrieben wurde es auf der Plattform immoscout24.ch.
Der Vermittler ist die Firma cosyhome. Diese preist die Liegenschaft als «in einem gepflegten und gut unterhaltenem Zustand» an. Die Nutzfläche wird mit über 1300 Quadratmeter angegeben. Offenbar schielt man auch auf eine erweiterte Nutzung, als sie heute betrieben wird. Betont wird auch das Untergeschoss µmit den grossen zusammenhängenden Gewölbekellern (ca. 85 - 100 m²),». Diese werden zur Zeit nur als Keller- und Abstellräume verwendet werden, könnten aber «interessantes Umnutzungspotenzial für originelle Räumlichkeiten (z.B. Eventlokal)» bieten.
Laut Inserat ist zur Zeit die gesamte Liegenschaft an eine Betriebsgesellschaft vermietet. In der Regel handelt es sich bei Nutzungen dieser Art um langfristige Mietverträge, um beiden Seiten Sicherheit zu verschaffen. In Stein gemeisselt sind die Verträge allerdings in solchen Fällen nicht. Bei einem Besitzerwechsel gibt es Möglichkeiten, auch langfristige Mietverträge auszuhebeln. Dabei spricht man vom «Sonderkündigungsrecht». Hat der neue Besitzer aber keine eigenen Pläne mit den Räumlichkeiten und fliesst der Mietzins regelmässig, hat er selten Grund, davon Gebrauch zu machen. Theoretisch denkbar wäre auch, dass die Betriebsgesellschaft, die heute als Mieter fungiert, die Liegenschaft selbst kauft. Im konkreten Fall ist das wohl unwahrscheinlich: Bestünde Interesse, wäre das «Seeger» kaum auf einer Verkaufsplattform gelandet.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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