Am ersten «Riser»-Konzert überhaupt tritt die St.Galler Punkrock-Band Knöppel Ende Mai in Zürich auf. «Die Ostschweiz» hat mit Frontmann Daniel «Midi» Mittag alias Jack Stoiker ein lockeres Gespräch über das Projekt, die Nachwuchsförderung, die Rockszene und die Wichserei geführt.
Das Projekt «Riser» verhilft aufstrebenden Musikschaffenden und Bands mit grossem künstlerischem Potenzial zu mehr Bühnenpräsenz und medialer Reichweite. Dabei werden diese Nachwuchsbands von etablierteren Musikschaffenden wie Marius Bear, Nativ, KT Gorique, Knöppel, Crème Solaire oder I Used To Be Sam unterstützt, die gemeinsam mit ihnen eine Show spielen.
Das erste Riser-Konzert überhaupt findet am Donnerstag, 25. Mai 2023, im Zürcher Club Exil statt. Gemeinsam auf der Bühne stehen die St. Galler Punklegende Jack Stoiker mit seiner Band Knöppel gemeinsam mit der aus Neuenburg stammenden Frauenband Mamba Bites sowie der Walliser Band Fluffy Machine.
«Die Ostschweiz hat bei Daniel Mittag, alias «Midi», alias Jack Stoicker nachgefragt und sich mit ihm über das Projekt, das Spiessertum, Wichsen und die Schweizer Rockszene unterhalten.
An eurem Konzert in Zürich ermöglicht ihr Newcomer-Bands einen Auftritt. Warum engagiert Knöppel sich bei diesem Götti-Projekt?
Das ist eine gute Sache und gibt auch uns die Möglichkeit, wieder mal mit zwei coolen Bands im Gepäck einen geilen Gitarrenabend zu machen.
Habt ihr in eurer Anfangszeit ebenfalls eine ähnliche Chance erhalten?
Nein, als Jack Stoiker war ich Knöppels eigener Götti und zwar ohne je von einem Fördertopf Geld bekommen zu haben. Knöppel haben wir dann gegründet, als ich 40 wurde. Als Vorband liessen wir Jack Stoiker leben.
Klingt ein bisschen schizophren…
(lacht)… Ja. Jack Stoiker war ursprünglich eine Trashband, ein Studentenprojekt. Doch Marc und ich schafften es nicht, aufzuhören, verzerrten die Gitarre und daraus wurde dann Knöppel. So ungefähr.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit den Bands Mamba Bites und Fluffy Machine. Wer hat da wen angefragt?
Die beiden Bands haben sich bei Riser beworben. Riser wiederum hat uns kontaktiert und angefragt, ob wir mitmachen wollen. Bei den beiden Bands passte einfach alles, auch der Termin. Das war keine schwere Auswahl. Wir sind ja in der Schweiz eher berüchtigt als berühmt. Umso schöner ist es doch, dass wir das allererste Riser-Konzert geben dürfen.
Kanntet ihr diese Bands denn bereits?
Nein. Das Riser-Management hat sie uns vorgeschlagen. Marc wollte eine Frauenband. Auf jeden Fall: Das wird ein Abend, wie wir ihn mögen. Mit dem Vorteil, dass wir nicht alles selbst organisieren müssen. Das wird huere geil und wir sind happy und stolz, dass wir da mitmachen dürfen. Zudem spielen wir selten in Zürich. Das passt also und wir freuen uns darauf.
Ich bin der Spiesser, der ich nie sein wollte.
Warum lohnt es sich denn, das Konzert zu besuchen?
Man wird dreimal ein ordentliches oldschool Gitarrenbrett zu hören bekommen. Das ist Musik, die man nie am Radio hört. Musik auch, die live eh viel geiler ist.
Apropos Rockmusik: Wie gut seid ihr in der Szene verankert?
Ich bin 50, meine Kinder sind in der Schule. Und ich muss jetzt dann gleich in die Küche, um das Mittagessen vorzubereiten (Red. es gibt Älplermagronen). Mein Leben könnt unabenteuerlicher gar nicht sein. Ich bin der Spiesser, der ich nie sein wollte. Die einzigen Rockkonzerte, die ich besuche, sind meine eigenen. Mit Knöppel geben wir so zirka zehn Konzerte im Jahr. Aber von der Szene habe ich eigentlich keine Ahnung.
Euer Markenzeichen: der Wichser. Warum?
Wir haben das dem Englischen abgeschaut. Dort gibt’s den Motherfucker, den es so auf Schweizerdeutsch nicht gibt. Für unsere erste Platte haben wir uns dann gesagt, dass in jedem Song der Wichser vorkommen soll. Ja, so ist es denn halt eine Platte übers Wichsen geworden und das Wichsen zu unserer Trademark. Man muss aber trotzdem schauen, dass die Songs gut sind. Wichsen allein, das reicht nicht.
Und beim Publikum kommt das an?
(lacht). Zugegebenermassen: Die Frauenquote an unseren Konzerten ist nicht wirklich gigantisch. Aber die, die da sind, die finden das okay. Der Grossteil des männlichen Publikums freut sich, dass sich jeder an unserem Konzert Wichser sagen kann. Quasi den harten Kerl raushängen, der wir gar nicht mehr sind…
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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