Fussball kann die turbulentesten Geschichten schreiben. Dies wird an den St.Galler Fussballlichtspielen sichtbar. Nebst den Filmen stehen diesmal die Gesprächsrunden im Mittelpunkt, sagt Ruben Schönenberger vom OK.
Das Fussball Festival hat nun einige Jahre pausiert, die Zeiten waren sehr turbulent. Was gab den Auslöser, das Ganze doch noch einmal an die Hand zu nehmen?
Es war gar nicht unbedingt ein Auslöser nötig. Wir hätten nach dem letzten Festival im Jahr 2019 eigentlich gerne gleich weitergemacht. 2020 und 2021 fiel unser Festival aber der Coronapandemie zum Opfer, im vergangenen Jahr hatten wir kein Glück bei der Locationsuche. Nun haben wir mit dem Figurentheater einen ausgezeichneten Partner gefunden, und wir können endlich wieder durchstarten.
Welches ist die grösste Herausforderung bei der Umsetzung des Anlasses?
Die Auswahl. Es gibt unglaublich viele Fussballfilme – viel mehr als man oft meint. Wir entscheiden uns deshalb in der Regel zuerst für Themen, die wir zeigen wollen, und schauen dann, welche Filme sich dazu eignen. Die Einholung der Filmrechte, die Organisation der Technik, die Finanzierung, das alles ist aber natürlich auch herausfordernd.
Die Fussballlichtspiele werden zum sechsten Mal durchgeführt. Wie hat sich der Anlass entwickelt?
Wir durften uns von 2015 bis 2019 über stetig steigende Zuschauerzahlen freuen. Und auch international konnten wir uns immer besser mit anderen Fussballfilmfestivals vernetzen. Auch deshalb dürfen wir oft hochkarätige Gäste begrüssen. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr nahtlos dort weitermachen können, wo wir 2019 aufgehört haben.
Nebst den Filmen erhalten auch die Gesprächsrunden einen grossen Stellenwert. Wie kam die Zusammenarbeit mit den Beteiligten zustande?
Auch hier gehen wir vom Thema aus. Die Filme, die wir zeigen, greifen oft gesellschaftlich relevante Themen auf. So zum Beispiel in diesem Jahr mit der Gesprächsrunde «Fussball in Krisengebieten» oder der Runde zu «Fussball und Behinderung». Wenn das Thema steht, schauen wir uns nach Expert:innen um. Diese können aus Vereinen und Organisationen stammen, manchmal haben sie auch direkt mit dem Film zu tun.
Welches Publikum wird mit dem Anlass angesprochen?
In erster Linie sprechen wir alle an, die gute Filme rund um den Fussball zu schätzen wissen. In unserem Leitbild halten wir zudem unter anderem fest, dass wir ein Festival mit Haltung sein möchten, das sich bei aller Begeisterung auch kritisch mit den gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen und Tendenzen des Fussballs auseinandersetzt. Unser Publikum dürfte das schätzen.
Die Rückmeldungen waren bisher sehr positiv. Auch beim Crowdfunding kamen 20 Prozent mehr Einnahmen zusammen. Wie wichtig war diese Erkenntnis für Sie?
Das hat uns sehr gutgetan. Nach vier Jahren Pause war es für uns schwierig abzuschätzen, wie sich das Interesse und unsere Bekanntheit entwickelt haben. Dass das Crowdfunding so gut lief, stimmt uns positiv, dass in St.Gallen weiterhin Potenzial für ein Fussballfilmfestival besteht.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Es ist für uns immer wahnsinnig schwer, einen einzelnen Punkt herauszupicken. Schliesslich gehen wir alle Programmteilen mit der gleichen Sorgfalt an. Für mich persönlich sind aber Filme zu britischen Trainern, Spielern und Vereinen immer noch ein bisschen spezieller, weil ich selber gerne auf der Insel unterwegs bin. Dass wir am Donnerstag gleich zwei solcher Filme zeigen können und danach unter anderem mit FCSG-Trainer Peter Zeidler über die Rolle des Trainers diskutieren können, freut mich deshalb besonders.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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