Die Ausserrhoder SP verzichtet zugunsten der FDP auf eine Kandidatur bei den Nationalratswahlen. Grummelnd zur Kenntnis nehmen wird das die SP Schweiz - wegen des Gesamtbilds. Denn so gehen hier wertvolle Wähleranteile verloren, während Innerrhoden um diese kämpft.
Dass FDP und SP in Ausserrhoden ein Päckli schnüren, um den amtierenden Nationalrat David Zuberbühler mit einer FDP-Kandidatur zu besiegen, ist bekannt und wurde breit diskutiert - und auch in Leserbriefen thematisiert. Ein Aspekt, der dabei bisher unterging, sind die schweizweiten Wähleranteile, um die jede Partei kämpft. Und hier leistet die SP Ausserrhoden ihrer Mutterpartei mit dem Verzicht auf eine eigene Kandidatur einen Bärendienst.
Denn diese Wähleranteile sind neben Personalien das wichtigste Thema am 20. Oktober. Das Schweizer Fernsehen wird am Wahlsonntag Grafik um Grafik einblenden und genau aufzeigen, welche Partei schweizweit zugelegt hat - und wer zu den Verlierern gehört.
Und das Augenmerk liegt dieses Mal vor allem bei FDP und SP. Denn die FDP hat vollmundig angekündigt, die SP als zweitstärkste Kraft hinter der SVP ablösen zu wollen. Das schafft sie nur, wenn sie in allen Kantonen antritt und auch da und dort ordentlich zulegt. Die SP wiederum will ihren Platz natürlich halten und versucht dasselbe.
Das ist auch einer der Gründe, warum die SP in Appenzell Innerrhoden mit ihrem Präsidenten Martin Pfister antritt, ohne eine echte Wahlchance zu haben. Die SP sagt selbst, dass es ihr vor allem darum gehe, wichtige Stimmenanteile zum Gesamtresultat der SP Schweiz beizusteuern. Würde sie auf die aussichtslose Kandidatur verzichten, wäre Innerrhoden diesbezüglich ein Totalausfall. Und auch wenn der Kanton klein und nicht gerade reich an Stimmen ist, trägt das Resultat doch zum Gesamtergebnis bei.
Nicht so in Ausserrhoden. Bei der muss die SP Schweiz damit leben, dass sie von dort keinen Beitrag zum schweizweiten Stimmenanteil geliefert erhält - aufgrund des freiwilligen Verzichts auf eine Kandidatur. Mehr noch: Die FDP, die der SP auf den Fersen ist, soll gemäss dem Plan der Zusammenarbeit die Stimmen der SP erhalten und kann sich so gesamtschweizerisch ausgerechnet dank der Ausserrhoder SP verbessern.
Im Sinn der SP Schweiz und ihres umtriebigen Präsidenten Christian Levrat ist das kaum - denn am 20. Oktober wird auch bis nach der Kommastelle gerechnet.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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