Foodwaste und Nachhaltigkeit – kennen wir. Aber alles verein in einem Gin? Auf diese Idee ist der Gastronom Rolf Caviezel gekommen. Und räumte damit an den Craft Spirits in Berlin ab.
Sie beschreiben sich selber als «Nerd der Dürfte und Aromen».
Genau. Ich liebe das Aussergewöhnliche und experimentiere gerne damit. Deshalb fange ich die Duftaromen mit den verschiedensten Techniken ein – sei es mit Hilfe eines Rotationsverdampfers oder aber mit einer einfachen Buttertechnik.
Ihre Gins haben mit Nachhaltigkeit und Foodwaste zu tun, duften nach Erde, Malz, Treber. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Es bedeutet mir viel, bei meiner täglichen Arbeit mit Lebensmitteln und Getränken nie den Focus zu verlieren und gesamtheitlich zu denken. Den Treber kennen wir von der Bierherstellung, meistens wird er zur Tierfutterzwecken verwendet. Früher wurde er vielfach in den Bäckereinen eingesetzt. Deshalb war es mir ein Anliegen, dieses wertvolle Produkt in ein Getränk zu integrieren. Ähnlich erging es mir mit der Erde. Darauf stehen wir, es entsteht neues Leben… Und da ich seit Jahren mit der Uni Graz mit Professor Mag. Helmut Jungwirth und Dr. Fritz Treiber die Erde thematisiere, kam mir schliesslich die Idee, die Symbiose mit einem Gin einzugehen.
Sie haben die Jury mit dem Klösti Gin überzeugt, dafür die Bronzemedaille geholt. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Schützengarten Brauerei entstanden? Und was zeichnet den Gin besonders aus?
Gin ist ein Hype. Doch die Farben sind fast alle gleich. Der Klösti Gin weist eine Bernsteinfarbe auf. Weil ich ja «Fast-St.Galler» bin, wollte ich damit eine Spirituose kreieren, die auch Geschichte schreibt. Es war naheliegend, das mit der ältesten Brauerei der Schweiz anzupacken. Das Klösti weckt bei mir Erinnerungen. Wenn wir früher in den Ausgang gingen, gab es immer ein Klösti – heute auch noch (lacht). Ich wollte deshalb wissen, was mit dem Treber passiert. Diesen holte ich eines Tages und kreierte mit Oliver Matter, einer der bekanntesten Brenner der Schweiz, den Klösti Gin. Diesen stellte ich Roger Tanner, dem Marketingchef der Brauerei, vor und er war begeistert. So hat alles angefangen.
Beim zweiten Gin wurde Grenchner Erde verarbeitet. Wie sah die Herstellung dafür aus?
Ich wohne gerne in Grenchen, mir fehlte jedoch eine typische Spirituose, welche die Menschen mit nach Hause nehmen können. Da ich hier ja erdverbunden bin, war es naheliegend, dafür die Erde vom Grenchnerberg zu verwenden. Sie wurde nach Graz geschickt, dort lebensmitteltauglich gemacht und weiterverarbeitet. Hier gibt es viele Tannenbäume, deshalb kam ein Anteil Tannenzapfen mit hinein. Diese Zutaten wurden auch durch Oliver Matter weiter zu einem Gin veredelt.
Sind Sie ein naturverbundener Mensch, wie Sie sagen. War das der Grund, weshalb Sie auf diese eher ungewöhnlichen Kombinationen gekommen sind?
Das bin ich wirklich. Und vieles ist noch nicht entdeckt oder erforscht. Der schonende Umgang mit der Erde ist mir wichtig. Auch die Düfte und Aromen einzufangen, fasziniert mich.
Die Craft Spirits in Berlin gehören zu den grössten Wettbewerben der Spirituosen-Welt. Was bedeuten Ihnen die Medaillen?
Ja, was soll ich sagen? Ich bin sprachlos! Bronze und Silber bedeuten mir sehr viel. Es zeigt, dass die Arbeit mit seinem Team wertgeschätzt wird.
Sie sind mit Leib und Seele in der Gastroszene tätig. Wie wichtig ist es in Ihrer Branche, aus der grossen Masse herauszustechen?
Wichtig vielleicht nicht unbedingt. Aber das, was man tut, sollte ehrlich und nachhaltig sein - dann sticht man automatisch heraus.
Sie sind in St.Gallen geboren. Wie oft sind Sie noch in der Ostschweiz anzutreffen?
Sehr oft, weil meine Eltern hier leben. Ab und zu gebe ich Fachkurse an der Gastronomiefaschule St.Gallen bei Max Gsell. Ausserdem pflege ich ein sehr gutes Verhältnis zu Roger Bähler von Turm Kaffee. Oder bin mit dem Projekt «Kids ab an den Herd» vor Ort.
Weshalb hat es Ihnen Gin besonders angetan?
Es gibt so viele Gin-Arten – aber wenig mit Farbe. Daher reizte es mich besonders – und die Art, Gin mit verschiedenen Aromen, die nicht klassisch sind, zu fusionieren, ist spannend.
Und welcher davon ist Ihr persönlicher Favorit?
Beide! Denn sie bedeuten für mich Heimat, und sind mit den Orten verwurzelt, wo ich es auch bin.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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