Getüftelt, designt und 2018 als Bermontis GmbH gegründet, steht die heutige Toggenburg Distillery GmbH für regionale und innovative Edeldestillate aus dem Toggenburg. Wie das zum heutigen Gesundheitstrend passt, erklärt Gründer & Co-Geschäftsführer Robert Häne.
In drei kurzen Sätzen: Was zeichnet Ihr Unternehmen/Ihre Dienstleistung aus?
Unser Credo «Heimatgschicht statt Massegricht» nennt es ziemlich treffend, worauf wir in allen Belangen Wert legen. Edeldestillate für die besonderen Genussmomente zu kreieren, steht bei uns an oberster Stelle. Mit stetiger Innovation, Leidenschaft und von Hand gefertigten Batches möchten wir unserem hohen Qualitätsanspruch kontinuierlich gerecht werden.
Gab es in der Unternehmensgeschichte einen aus heutiger Sicht prägenden und sehr entscheidenden Meilenstein?
In unserem ersten Jahr auf dem Markt gewannen wir mit unserem «BERMONTIS – Fruchtiger Kräuterlikör» am Swiss Craft Spirits Festival in Basel den Visitors Choice Award, was unter den zahlreichen und grossartigen anderen Produkten unglaublich eindrücklich war. Meiner Meinung nach haben wir erst dort so richtig erkannt, welches Potenzial wir mit unserer Denkweise von Heimatqualität und deren Vermarktung haben. Ein weiterer Meilenstein war sicherlich auch die Entscheidung eine eigene Destillerie zu bauen. Dies war ein sehr grosser Schritt für uns.
Welche allgemeinen Entwicklungen oder Marktveränderungen hatten oder haben einen wesentlichen Einfluss auf Ihr Unternehmen?
Die Tendenz zum gesünderen Lebensstil, der automatisch auch zu einem bewussteren Konsumverhalten führt, hat auch im Bereich der alkoholischen Genussmittel gewirbelt. Schaut man sich die Barszene an, waren da früher meist günstige und praktisch immerzu importierte Spirituosen. Wenn man heute in eine angesagte Bar geht, sieht man immer mehr auch regionale und erlesene Produkte. Die Konsumenten wollen wissen, woher es kommt und was die Geschichte dahinter ist. Genau diese Personen wollen wir mit unserer Arbeitsweise erreichen.
**Welche Visionen oder Ziele verfolgen Sie? Und wie nahe sind Sie schon an der entsprechenden Realisation? **
Als wir vor mehr als fünf Jahren unsere Diplomarbeit «von der Schnapsidee zum Kräuterlikör» schrieben, war es unser Traum, dass wir im Ausgang auf Menschen treffen, die gerade unseren BERMONTIS geniessen. Als es dann zur Realität wurde und wir dies immer öfters erleben durften, erfüllte uns dies mit Stolz. Die Leute begannen uns zu fragen, ob wir BERMONTIS eines Tages hauptberuflich machen möchten. Für uns war aber immer klar, dass bevor dies wirklich in Frage kommt, wir uns zuerst noch unseren Traum der eigenen Destillerie erfüllen möchten. Diesen Traum haben wir uns nun im März 2023 erfüllt, nachdem wir uns bis heute noch nie einen Franken aus dem Unternehmen ausgezahlt haben. Seit letztem Jahr haben wir unseren ersten Angestellten und ab April 2023 sind wir dann schon zu fünft. Vielleicht ist dann irgendwann die Zeit reif, dass einer von uns drei Inhabern Vollzeit für das Unternehmen arbeiten möchte. Das hat aber Zeit, da hat keiner von uns Stress.
Wie ungeduldig sind Sie, wenn es um die Umsetzung einer guten Idee geht?
Gute Ideen hatte ich schon viele, meist kam aber wirtschaftlich gesehen immer nur dann etwas Sinnvolles raus, wenn diese mit der nötigen Ruhe und ausreichend Marktprüfungen durchgespielt wurden. Geduld wird trotzdem nie meine Stärke sein, jedoch halte ich mich gerne jeweils an «nothing great comes easy and nothing easy can be great».
Was beinhaltet für Sie eine gute und erfolgreiche Woche?
So genau habe ich mir das noch nie überlegt. In der Regel denke ich langfristig und da ich «leider» einen Kopf habe, der sich sowieso ständig in Rotation befindet, brauche ich keine zeitlichen Richtwerte für Zufriedenheit-Checks. Da ich aber vor kurzem zum ersten Mal Vater werden durfte, ist es amüsant zu bemerken, wie sich gewisse Dinge auf einmal nicht mehr auf mein Wohlbefinden auswirken.
Welche unerledigten Pendenzen oder bevorstehenden Aufgaben können Ihnen mitunter das Wochenende vermiesen?
Ein ehemaliger Arbeitgeber hat mir mal gesagt: «die Kröte muss am Morgen gefressen werden, sonst steckt sie den ganzen Tag im Hals». Der Satz kommt mir immer wieder in den Sinn und wenn ich mich daranhalte, führt es bei mir zu einer entspannteren Freizeit. Wenn es noch unerledigte Pendenzen gibt, bei denen ich auf Antworten von anderen warte, kann mich dies jedoch schon mal etwas nervös machen – gerade eben auch wegen meiner Ungeduld. Ich arbeite aber daran, dass mir solche Sachen sicherlich nicht mein Wochenende vermiesen.
Sie haben nebst dem intensiven «Hobby» ja auch noch einen Vollzeitjob, wie machen Sie das eigentlich?
In dem ich wirklich liebe, was ich tue. Meine Arbeit bei der Güntensperger Käse AG ist unglaublich spannend und ich arbeite sehr gerne dort. Es gibt dabei sogar auch immer wieder mal Synergien zur Toggenburg Distillery. Aber natürlich ist es schon strenger, wie wenn ich nur einen Job hätte. Jedoch gibt es auch viele Personen mit intensiven Vereinspflichten oder politischen Ämtern, was ja auch viel Freizeit einnimmt. Wie die Freizeit sich genau gestaltet, spielt aber eigentlich keine Rolle. Wichtig dabei ist, dass man sich wohlfühlt und dass es einem Spass macht und erfüllt.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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