Im St.Galler Gründenmoos soll eine Sportanlage von nationaler Bedeutung entstehen. Dieser Aufgabe hat sich der Verein «Netzwerk Sport» verschrieben. Jetzt steht fest: Der Bundesrat steigt darauf ein. Er ist bereit, einige Millionen in die Ostschweiz zu investieren. Nun ist die Reihe am Parlament.
Als die Migros Ostschweiz als bisherige Betreiberin ausstieg, schien die Zukunft der Sportanlagen Gründenmoos in St.Gallen ungewiss. Die Stadt St.Gallen als Besitzerin der Anlagen suchte danach nach einer neuen Betreiberorganisation mit einem schlüssigen Konzept, das die Weiterentwicklung ermöglicht. Die Aufgabe wurde schliesslich dem neu gegründeten Verein «Netzwerk Sport» übertragen, der im Gründenmoos ein Sportzentrum für die Ostschweiz aufbauen will. Das erklärte Ziel: Dereinst soll die Ostschweiz einen Schwerpunkt für den Sport in der Schweiz bilden, ganz so, wie es heute das national bekannte Magglingen tut. Das Konzept des Vereins ist polysportiv und basiert auf drei Säulen.
Der Kanton St.Gallen ist bereits grundsätzlich an Bord. Er hat das Geld für eine Machbarkeitsstudie gesprochen. Das reicht aber noch nicht. Soll die Vision einst Wirklichkeit werden, braucht es weitere finanzielle Mittel.
Und was das angeht, ist die erste Hürde genommen. Der Bundesrat hat Ende März die Botschaft zum «Nationalen Sportanlagenkonzept», kurz NASAK, zuhanden des Parlaments verabschiedet. Diese sieht für den Leistungs- und Breitensport insgesamt 67 Millionen Franken vor, die in den Bau von Sportanlagen investiert werden sollen.
Insgesamt 10 Millionen davon möchte der Bundesrat in zwei polysportive Anlagen stecken: In das PSE Cornaredo in Lugano sowie ins Sportzentrum Ostschweiz im Gründenmoos in St. Gallen.
Noch ist das Geld nicht gesichert, das Parlament hat das letzte Wort. Aber beim «Netzwerk Sport» sieht man den Willen des Bundesrats bereits als wichtiges Signal. Zwar seien die geplanten Anlagen, darunter vor allem Hallen für Ballsportarten wie Handball oder Unihockey, mit diesem Bundesbeitrag allein noch nicht realisiert, sagt Karin Weigelt, Vorstandsmitglied bei «Netzwerk Sport». Aber: «Dass wir Teil der bundesrätlichen Botschaft ans Parlament sind, ist eine gute Voraussetzung für die weiteren Sponsorengespräche wie auch mögliche Beteiligungen von Stadt und Kanton.»
Erste grobe Berechnungen des Vereins haben ergeben, dass für die gesamte Vision im Gründenmoos rund 65 Millionen Franken aufgebracht werden müssten. Auch wenn der Bund nun eine erste Steilvorlage liefert: Es bleibt anspruchsvoll. Vor allem auch zeitlich. Damit das in Aussicht gestellte Geld fliesst, müssen die konkreten Bauarbeiten bis spätestens 2027 beginnen. Geht man davon aus, dass mindestens Teile des Projekts bis dann noch dem zuständigen Stimmvolk vorgelegt werden müssen, bei Bauten also dem der Stadt St.Gallen, ist das nicht viel Zeit, denn solche Vorlagen dauern gerne.
Doch unterm Strich ist das erste Zeichen aus Bern ein Gutes. Vor allem, weil die Ostschweiz für einmal zum Zug kommen soll. «Wenn man realisierte Sportanlagen aus der Vergangenheit betrachtet, bei denen der Bund mitfinanziert hat. sieht man, dass die Ostschweiz im Vergleich zu anderen Regionen abfällt», stellt Karin Weigelt fest. Es sei daher nur gerechtfertigt, wenn auch in unserer Region für einmal investiert werde. Wobei man auch festhalten müsse, dass es oft nicht einmal daran gelegen habe, dass der Bund nicht wollte, so Weigelt. «Es wurden wohl auch einfach weniger Projekte aus der Ostschweiz vorgelegt, und belohnt wird eben, wer Initiative zeigt.»
Bei Sportanlagen dieser Art geht es zudem keineswegs um Projekte, die den Steuerzahler viel kosten und nichts bringen . In der Regel beteiligt sich der Bund mit 5 bis 25 Prozent an den Baukosten von Sportanlagen im Rahmen des NASAK. Im Schnitt sind es 10 Prozent der anrechenbaren Kosten. Damit wurde aber bisher jeweils ein Vielfaches an weiteren Investitionen angestossen. Für die 67 Millionen Franken aus der aktuellen Botschaft rechnet man beim Bund mit gesamthaft 900 Millionen Franken Bauinvestitionen, die schweizweit ausgelöst werden. Dazu kommt die gesteigerte Standortattraktivität für die unterstützte Region, es entstehen Arbeitsplätze, das lokale Gewerbe profitiert vom Betrieb.
Nun liegt der Ball beim Parlament. Und es ist zu hoffen, dass die Bundesparlamentarier aus der ganzen Ostschweiz die Chance erkennen und sich für das Gründenmoos ins Zeug legen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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