Steigende Hypothekarzinsen, weniger Wohneigentum und starke Konkurrenz: Mit diesen Faktoren schlägt sich Daniela Koller, CEO der Forol Gesellschaften mit Sitz in Gossau, tagtäglich herum.
Daniela Koller, der gesamte Immobilienmarkt ist in den vergangenen Monaten und Jahren massiven Schwankungen ausgesetzt gewesen. Wie erlebten bzw. erleben Sie diese Zeit? Ist Ihr Business unberechenbarer geworden?
Die Zeiten sind sicher härter geworden für alle. Berechnungen sind besonders schwierig, Prognosen kaum mehr möglich. Mit der Forol realisieren wir vor allem gewerbliche Immobilien für und mit Retailer sowie Bauten für Firmen. Es hat sich gezeigt, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung während der Pandemie vor allem bei den Retailern zu enormen Umsatz-Zuwächsen geführt haben. Die gesetzten Expansions-Ziele der Retailer sorgen somit für viel Arbeit im Bereich der Forol Immobilienentwicklung. Die grosse Herausforderung ist es jedoch, geeignete Grundstücke für die Retailer zu finden. Wir glauben, dass sich infolge des Zinsanstieges die Grundstückpreise für diese Nutzungen beruhigen werden.
Der Wohnungsbau muss sich an den neuen Begebenheiten und den Marktbedürfnissen anpassen, das heisst finanziell erschwinglichen Wohnraum schaffen – das wird die grosse von uns zu lösende Herausforderung sein.
Wir haben volle Auftragsbücher und sehen sehr positiv in die Zukunft. Die Herausforderung nehmen wir gerne an. Jede Veränderung bringt auch neue Chancen. Es gilt, kompakte Wohnungsgrundrisse zu entwerfen und effiziente Bauabläufe zu planen.
Das Hypothekarzinsniveau spielt Ihnen aktuell sicherlich nicht in die Hände.
Das Hypothekarzins Niveau fordert in der frühen Phase der Projektentwicklung ein konzeptionelles Umdenken an diese Tatsache. Die neuen Projekte müssen sich anpassen.
Hinzu kommen Beschaffungsengpässe… Müssen Sie Ihre Terminpläne flexibler gestalten?
Als primärer Projektentwickler sind wir uns gewohnt, in Anbetracht der langen Entwicklungszeiten von Projekten, in der Arbeitsausschreibung und Arbeitsvergabe ebenfalls sehr weit vorauszublicken. Das verlangt in einem sehr frühen Projektstadium vorausblickende Entscheide bei der Bauherrschaft. Kurzfristige Entscheide und Änderungen können massive Konsequenzen mit sich ziehen.
Bleiben wir noch bei den Schwierigkeiten: Was bereitet Ihnen aktuell darüber hinaus noch Bauchschmerzen?
Ein Bauprojekt muss heute viel subtiler und langfristig denkend angegangen werden. In einer Frühphase der Projektidee müssen nicht nur die Behörden, sondern vermehrt die Nachbarn in die Projektentwicklung einbezogen werden. Ich möchte nicht von Bauchschmerzen sprechen, es braucht einfach Geduld und Verständnis für Dritte. Die langen Entwicklungszeiten für ein Bauvorhaben werden noch immer länger, das erschwert die Arbeit sehr.
Was lässt Sie dennoch positiv in die Zukunft blicken?
Die vielen differenzierten Projekte, die wir für unterschiedliche Bauherrschaften ausführen dürfen.
Die Forol versucht zwischen Tradition und Innovation die optimale Balance herzustellen. Gleichzeitig erwähnt sie, dass sie Unmögliches möglich machen will, wie können Sie das garantieren?
Erfahrung hilft, vorausblickend zu denken und zu handeln. Unser Team der FOROL besteht aus sehr erfahrenen Mitarbeitern gemischt mit jungen, motivierten und bestens ausgebildeten Mitarbeitern. Ich denke, das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um die optimalen Lösungen für die Bauherrschaft zu finden. Erfahrung, klare Schritte setzen, Durchhaltevermögen und positives Denken, mit diesen Eigenschaften gelingt vieles, was zu Beginn als ausgeschlossen scheint.
Wie kann man sich in dieser Branche einen Namen machen, sich gegenüber der Konkurrenz abheben?
Einer unserer Grundsätze lautet, wir wollen so arbeiten, dass ein Vertrag ein Jahr später nach der Unterzeichnung von beiden Partnern freiwillig nochmals unterzeichnet wird. Ein ehrlicher, fairer und transparenter Umgang mit allen Partnern bringt langfristigen Erfolg.
Wie sehen Sie die Zukunft der Forol?
Sehr positiv. Wir haben ein engagiertes, motiviertes Team an Mitarbeitern und wir sind sehr beweglich in der Erkenntnis der Umsetzung von Marktveränderungen sowie Bauherrenwünschen in Bezug auf der sich damit ergebenden Nutzungen für die Projekte.
Stichwort «Nachhaltiges Bauen»: Was ist für Sie bei einem Neubauprojekt das gewisse Extra, welches es zu beachten gilt bzw. was ist das Wichtigste?
Ich bin der Meinung wichtig ist ein kluges „Nachhaltiges Bauen“ Nicht jede Innovation ist auch sinnvoll. Es gilt mit der Bauherrschaft gemeinsam herauszufinden, wo die genauen Bedürfnisse sind, mit dem Ziel eine ausgewogene nachhaltige Planung und Realisierung zu erzielen.
Was würden Sie aus Ihrer Erfahrung heraus sagen, welches Eigentum wird heute bevorzugt? Eigentum in Zentren oder Eigentum auf dem Land?
Die hohen Grundstückpreise und die zusätzlich verteuernden Probleme des verdichteten Bauens, in Berücksichtigung der vielen Auflagen und Schwierigkeiten der zeitintensiven Erwirkung einer Baugenehmigung, fördern den Trend des Heims auf dem Land.
Welches Ihrer mitgestalteten Projekte stellte für Sie und Ihr Team die grösste Herausforderung dar?
Jedes unserer FOROL Projekte ist eine Herausforderung, denn der Weg von der ersten Skizze bis zum Baubeginn ist sehr lange geworden.
Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Aufgabe?
Die Freude am Beruf und die vielen so unterschiedlichen Aufgaben, die sich jeden Tag ergeben. Wenn ich mit meinem FOROL Team nach mehreren Jahren Entwicklung und Planung schlussendlich im realisierten Gebäude stehen darf und wir unsere Bauherrschaft zufrieden strahlen sehen, das gibt mir Kraft und Motivation.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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