Was nehmen sich Ostschweizer Persönlichkeiten für das Jahr 2023 vor? Was bringt sie aus der Ruhe? Und was würde für ordentlich Überraschung sorgen? Heute im Interview: Dölf Biasotto (*1961), Landammann, Regierungsrat, Direktor Departement Bau und Volkswirtschaft AR.
Gibt es einen privaten oder geschäftlichen Moment, der das Jahr 2022 unvergesslich macht?
Gegen das fortschrittliche Energiegesetz von Appenzell Ausserrhoden wurde das Referendum ergriffen. Im September 2022 kam das teilrevidierte Energiegesetz vor den Souverän. Das Stimmvolk von Appenzell Ausserrhoden hat dem teilrevidierten Energiegesetz mit 61.2% zugestimmt, was mich, den Regierungsrat und den Kantonsrat natürlich sehr gefreut hat. Damit hat die Bevölkerung auch die Bestrebungen des Regierungsrats im Bereich der Klimamassnahmen und des Regierungsprogramms bestätigt.
Unter welchem Motto oder Schlagwort würden sie das vergangene Jahr «archivieren»?
Nicht nur "eine Krise folgt auf die andere", sondern "Überlagerung von verschiedenen Krisen". Die Covid-19-Krise wird überlagert durch den Krieg in der Ukraine. Die Folgen des Krieges sind sich überlagernde Krisen im Bereich der Energie, der Flüchtlinge sowie der Versorgung von Nahrungsmitteln und auch gewisser Industriegüter wie Mikrochips. Diese Überlagerung von verschiedenen Krisen fordert nicht nur die Volkswirtschaft, sondern auch die Politik ausserordentlich stark.
Wie stark orientieren Sie sich an Eckpunkten wie dem Jahreswechsel? Ziehen Sie dann jeweils ein Fazit? Geht etwas zu Ende? Oder ist es einfach nur eine Zahl von 365?
Die Zielsetzungen des Regierungsprogramms und die Aufgaben und Projekte des Departements Bau und Volkswirtschaft haben in der Regel einen längerfristigen Horizont. Deshalb ist aus Sicht des Regierungsrats beim Jahreswechsel vor allem die Genehmigung des Voranschlags für das nächste Jahr von Bedeutung, damit die Ressourcen für die vielen Aufgaben und Ziele auch sichergestellt sind. Am allermeisten freue ich mich jedoch immer auf den neuen und den alten Silvester. Diese beiden Tage verbringe ich zuhause und geniesse den traditionellen Brauch vom Silvesterchlausen, den ich über 30 Jahre lang selber aktiv gepflegt habe.
Haben Sie sich für das Jahr 2023 privat oder beruflich etwas Besonderes vorgenommen?
Im Frühling 2023 finden in Ausserrhoden Gesamterneuerungswahlen statt. Ich freue mich, dass mich die FDP.Die Liberalen von Appenzell Ausserhoden als Regierungsrat für eine weitere Legislaturperiode vorgeschlagen hat. Ich würde mich sehr freuen, meine ganze Kraft und Energie weiterhin für das Wohl und die Weiterentwicklung unseres schönen Kantons Appenzell Ausserrhoden einzusetzen.
Wie konsequent sind Sie ganz allgemein darin, gemachte Vorsätze in die Tat umzusetzen?
Im Departement Bau und Volkswirtschat haben wir klar messbare Ziele auf Stufe des Departements, der Ämter sowie auch auf Stufe der Abteilungen. Diese Ziele werden gemeinsam definiert und deren Erreichung regelmässig überprüft. Die gemachten Vorsätze respektive Ziele fliessen schliesslich in das jährliche Mitarbeitergespräch und sind somit qualifikationswirksam. Wir funktionieren im Departement Bau und Volkswirtschaft also gleich leistungsorientiert wie ein Industrie- oder Gewerbebetrieb.
Was bringt Sie jeweils aus der Ruhe?
Ich ärgere mich am meisten über meine eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler. Eine meiner Schwächen ist die Ungeduld. Auch verlässt mich die Gelassenheit, wenn meine Mitarbeitenden zu Unrecht kritisiert werden.
Und wo hingegen finden Sie am besten zur Ruhe?
Durch meine frühere unternehmerische Tätigkeit habe ich gelernt, viele verschiedene Projekte und Aufgaben im engen Takt und zeitlich dicht gedrängt zu bewältigen. Die dazu nötige Ruhe und Gelassenheit hole ich durch Ablenkung und Ausgleich mit sportlichen Aktivitäten sowie mit kulturellen Veranstaltungen im Familien- oder Freundeskreis.
Womit kann man Sie überraschen?
Positiv überraschen können mich die Medien, wenn sie einmal Positives von Bund, Kanton und Gemeinden berichten und nicht nur Negatives wie Unfälle und Verbrechen.
Und was hoffen Sie für sich persönlich: Welche Überraschung sollte das nächste Jahr für Sie zu bieten haben?
Ich hoffe, dass ich gesund bleiben darf. Und ich hoffe, dass es keine weiteren Überlagerungen von Krisen mehr gibt. Die positivste Überraschung wäre für mich, wenn der Bund es schafft, ein Rahmenabkommen mit der EU abzuschliessen. Die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den EU-Staaten sind derzeit stark eingeschränkt. Nicht nur im Bereich der Industrie, sondern auch beim Energiehandel.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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