Der abtretende Thurgauer Ständerat Roland Eberle (64) will «jungen Kräften Platz machen». Die besten Aussichten auf seinen Platz hat Peter Spuhler. Der wird im Januar 60. Frei nach dem Motto: Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Seit 30 Jahren ist Roland Eberle in der Politik aktiv. Damit hat er definitiv seinen Beitrag an die Allgemeinheit geleistet. Dass er, der im Dezember 65 Jahre alt wird, im Herbst 2019 nicht für eine weitere Amtszeit als Ständerat kandidiert, ist nachvollziehbar. Zumal es in der kleinen Kammer anders als im Nationalrat keinen Sinn macht, noch einmal anzutreten und in der Hälfte der Legislatur zurückzutreten - es rutscht niemand nach, eine Ersatzwahl wäre das Ergebnis.
Laut seiner Stellungnahme will Eberle Platz für junge Kräfte machen mit seiner Entscheidung. Jung ist relativ. In den Ständerat ziehen selten U50-Politiker ein, auch wenn es vorkommt - beispielsweise mit dem Ausserrhoder Andrea Caroni.
Es liegt eine Ironie darin, dass kurz nach Eberles Ruf nach jungen Kräften die Meldung kam, dass sich Peter Spuhler eine Kandidatur überlegt. Zum Zeitpunkt der Wahlen im Herbst 2019 wäre der Unternehmer mit Jahrgang 1959 ziemlich nahe vor seinem 61. Geburtstag. Und als Nationalrat von 1999 bis 2012 ist Spuhler auch nichts «amtsjung». Würde er gewählt und zwei Legislaturen absolvieren, wäre er nahe an der 70er-Marke.
Dennoch: Die SVP wird Spuhler derzeit beknien, Mitte nächster Woche ein «Ja, ich will» in die Mikrofone zu hauchen. Er ist klar das beste Zugpferd der Kantonalpartei, mit ihm würde sie den Sitz problemlos halten, ganz egal, wer sonst noch antritt.
Dabei geht leicht vergessen, dass die Thurgauer SVP durchaus noch andere fähige Köpfe hat. Regierungsrat Jakob Stark beispielsweise. Sein «Problem» ist, dass er ebenfalls nicht als «junge Kraft» gelten kann, er ist ein Jahr älter als Spuhler. Durchaus jung - im politischen Massstab - ist seine Amtskollegin Monika Knill mit Jahrgang 1972. Bisher hat man sie aber selten mit Bundeshausambitionen in Verbindung gebracht.
Eine weitere Option wäre ein fliegender Wechsel aus dem National- in den Ständerat. Die Thurgauer Nationalrätin (62) wird aber kaum noch ein neues Amt suchen. Ihr Kollege Markus Hausammann (54) könnte das in seinem Alter und nach sieben Jahren im Nationalrat eher begründen.
Die dritte im Bunde, Diana Gutjahr, ist erst letztes Jahr in den Nationalrat nachgerutscht und dürfte kaum bereits Ambitionen aufs «Stöckli» haben. Vor allem nicht, wenn sie sich den Platz erkämpfen muss, und das könnte durchaus sein. Gutjahr gilt als Langzeithoffnung der Thurgauer SVP, beispielsweise auch, wenn es dereinst um einen Bundesratssitz geht. Da geht man nicht gerne Experimente mit ungewissem Ausgang ein.
Aus der Kantonsratsfraktion wiederum sticht kein Mitglied hervor, das sich für die nationale Bühne aufdrängt. Mit anderen Worten: Peter Spuhler ist die «Nummer Sicher» bei der SVP im Herbst 2019. Auch wenn er nicht die geforderte «junge Kraft» ist.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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