Im ersten Jahr vor Christi Geburt bzw. im 753. Jahr seit der Gründung der Stadt Rom (ab urbe condita) lenkte Kaiser Augustus bald schon drei Dekaden die Geschicke des Römischen Reiches.
Einer seiner Nachfolger, genauer Kaiser Konstantin, sollte rund 300 Jahre später dem Christentum zum Durchbruch verhelfen und damit wie Augustus eine Zeitenwende wahrlich historischen Ausmasses einleiten. Wir täten aktuell gut daran, angesichts enormer Leistungen wie denen von Augustus vorsichtiger mit dem Begriff «Zeitenwende» zu hantieren. War er doch Friedens-, Ordnungs- und Kulturstifter.
Frieden (pax)
Bekanntermassen verschwor sich 44 v. Chr. eine Gruppe römischer Senatoren gegen Julius Cäsar. Er verlor sein Leben. Weil die hehre Fortuna, Glücks- und Schicksalsgöttin, mitunter launenhaft sein kann, trat nicht Marcus Antonius als Weg- und Kampfgefährte Cäsars Erbe an, sondern dessen Grossneffe Gaius Octavius. Gemeinsam besiegten sie 42 v. Chr. in der Schlacht bei Philippi die beiden Hauptverschwörer gegen Cäsar, Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus. Der Frieden währte nicht lange und alsbald standen sich Octavius und Antonius 31 v. Chr. in der Schlacht bei Actium gegenüber. Ersterer siegte, Letzterer nahm sich kurz darauf zusammen mit Kleopatra (VII.) das Leben. Nach beinahe 100 Jahren Bürgerkrieg herrschte wieder Frieden.
Ordnung (ordo)
Weil die alte Ordnung offensichtlich den Anforderungen nicht mehr gewachsen war, schuf Octavius eine neue, ohne mit der alten vollständig zu brechen. Er zollte den Senatoren und der Sitte der Vorfahren (mos maiorum) Respekt und brach damit bewusst nicht mit der Geschichte. 27 v. Chr. wurde aus dem vor Cäsars Tod kaum in Erscheinung getretenen jungen Mann Kaiser Augustus. Kurz darauf übernahm er auch das Amt des obersten Priesters (pontifex maximus), erhielt den Titel «Vater des Vaterlandes» (pater patriae) und mit dem August einen eigenen Monat. Die neue Ordnung war hergestellt und sollte für die nächsten Jahrhunderte die Grundlage für Wachstum, Wohlstand, Frieden und eine kulturelle Hochblüte bilden. Das Römische Reich war geboren.
Kultur (cultus)
Doch damit nicht genug! Augustus ordnete die Wirtschaft sowie Provinzen neu, sicherte die Grenzen und setzte sich erfolgreich dafür ein, dem Sittenverfall ein Ende zu setzen. Er auferlegte sich selbst eine strenge Disziplin und Enthaltsamkeit und setzte Tag für Tag all seine Kraft für Rom ein. Während seiner Regierungszeit wurde Rom von einer Stadt aus Backsteinen zu einer aus Marmor. Wissenschaft, Kunst und Kultur wurden gefördert, wovon wir noch heute profitieren. Was zu beweisen war: Ein Blick in die Geschichte lohnt sich immer wie auch, sich Augustus’ Motto «Eile mit Weile!» («Festina lente!») zu Herzen zu nehmen.
Michael Lindenmann (*1989) studierte Geschichte und Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an den Universitäten Zürich und Basel. Nach Stationen bei Swisscom und einer Zürcher PR-Agentur zog es ihn wieder in die Ostschweiz, um für eine St.Galler PR-Agentur zur arbeiten. Nach sechs Jahren wechselte er als Head of Communications and Community Management zur St.Galler Agentur am Flughafen. Er lebt in der Äbtestadt Wil.
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