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Jörg Caluori

Es geht auch anders

Ein offener Brief an unsere St.Galler Stadtväter und –mütter in Sachen Parkplätze.

Jörg Caluori am 28. Januar 2020

Seit eineinhalb Jahren lebe ich Teilzeit auch in Kapstadt, Südafrika. Vergangene Woche erhielt ich ein Schreiben des Media Office, City of Cape Town mit folgendem Inhalt (übersetzte Auszüge):

«Ab Samstag, 1. Februar 2020 erhebt die Stadt Kapstadt keine Gebühren mehr für das Parken auf der Strasse in Somerset West und Strand. Gemeinderäte und Vertreter der örtlichen Wirtschaft forderten die Stadt auf, die Parktarife für diese Gebiete zu überdenken. In der Folge haben wir die Nachfrage nach Parkplätzen auf der Strasse in den zentralen Geschäftsvierteln von Somerset West und Strand untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass für das Parken keine Gebühren mehr erhoben werden müssen, um den Umschlag von Parkplätzen sicherzustellen. Wir sind uns sicher, dass die Bewohner darüber erleichtert sein werden. Wir möchten jedoch daran erinnern, dass die geltenden zeitlichen Beschränkungen weiterhin von unseren Strafverfolgungsbeamten durchgesetzt werden», sagte Alderman Felicity Purchase, Mitglied des Bürgermeisterausschusses für Verkehr der Stadt. «Ab dem 1. Februar 2020 dürfen Autofahrer kostenlos parken - dies gilt für rund 510 Parkplätze auf der Straße, die wir in den letzten Jahren bewirtschaftet haben.»

So, liebe Stadtväter und –mütter von St. Gallen: es geht auch anders, wie das Beispiel zeigt. Wir alle wissen, die Kundenfrequenzen in unserer geliebten Stadt St. Gallen sind in den vergangenen zehn Jahren um beinahe 30 Prozent gesunken. Dies resultiert sicher nicht nur aufgrund einer restriktiven Verkehrspolitik, Auslandeinkauf und das liebe Internet lassen grüssen. Aber wenn ihr weiterhin unsere mobilen Kundinnen und Kunden aus der Stadt vertreibt, stirbt die Innenstadt. Aus erster wurde mir in diesen Tagen zugetragen; Seit beispielsweise die Parkplätze auf dem Marktplatz vor der Acrevis geschlossen wurden (notabene als zwei Parkhäuser aufgrund von Bauten/Renovation geschlossen waren, was ich heute noch als Schildbürgerstreich betrachte) , haben die Detailhändler massive Einbussen hinnehmen müssen, einer hat mir schwarz auf weiss gezeigt, 20 Prozent weniger Umsatz innerhalb von 14 Tagen. Es werden einige sehr prominente Läden/Geschäfte in den nächsten ein, zwei Jahren verschwinden. Es scheint leider, dass Ihnen das völlig egal ist. Eine Stadträtin, die ich auf die Verkehrspolitik schon vor einem Jahr angesprochen habe, gab mir zur Antwort: «Was regst du dich auf, du arbeitest ja gar nicht mehr in der Stadt St. Gallen.» Mir ist es nicht egal, kenne ich doch hunderte Menschen, die im Detailhandel in der Stadt arbeiten und auf ein Einkommen angewiesen sind.

Liebe Stadtväter und –mütter: Bitte überdenkt mal Eure Politik und versteckt euch nicht immer hinter Euren Chefbeamten und unsäglichen Auflagen oder noch mehr hinter so Floskeln wie «Strukturbereinigung».

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Autor/in
Jörg Caluori

Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.

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