Kirchliche Mitarbeiter sind beim Thema «Nähe und Distanz» im Spagat. Ihre Aufgabe erfordert oft beides zugleich, und es gilt, Grenzen zu setzen. Die Katholische Landeskirche Thurgau schickt ihre Leute nun in einen Kurs. Das Ziel: Prävention und Intervention bei sexuellen Übergriffen.
Das Bistum Basel, zu die Katholische Landeskirche Thurgau gehört, bietet Basiskurse für kirchliche Mitarbeiter und für Freiwillige an, die in sensiblen Bereichen tätig sind. Die Teilnehmer setzen sich mit dem Schutzkonzept des Bistums und Fragen zu Nähe und Distanz auseinander. Die Kurse leitet Monica Kunz (Mediatorin, Supervisorin und Coach) aus Frauenfeld.
Mit dem Konzept «Nähe und Distanz» schaffte der Bischof von Basel in Zusammenarbeit mit den staatskirchenrechtlichen Körperschaften im Sommer 2020 «eine wirksame Grundlage zur Bekämpfung sexueller Übergriffe», wie es in einer Mitteilung heisst. Im Rahmen des Präventionskonzepts sollen alle kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert werden auf die Frage, wie viel Nähe zu anderen Menschen gut ist und wann die Nähe das Gegenüber stört oder gar verletzt.
Ziel des Kurses sei, für das Thema zu sensibilisieren und die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln. Dazu vermittelt die Kursleiterin grundlegende Informationen über Schutzmassnahmen und Beratungsstellen bei Übergriffen. Für Seelsorger, insbesondere für Leitungspersonen von Pfarreien und Pastoralräumen bietet das Bistum Basel zudem aufbauende Kurse an. Im Weiteren wird nun auch in der Kirche selbstverständlich, was in Schulen und Heimen bereits seit Jahren üblich ist: Die Mitarbeiter müssen Strafregisterauszüge vorlegen.
Die Katholische Landeskirche Thurgau setzte diese Massnahmen bereits um. Seit 2019 müssen alle Mitarbeiter in regelmässigen Abständen Strafregisterauszüge vorlegen. Der Basiskurs, welcher im Thurgau zwischen März und Mai 2021 angeboten wird, ist für alle im Dienst der Landeskirche obligatorisch.
«Glaubwürdigkeit der Kirche»
Die Verletzung der sexuellen Integrität von Personen schaffe in der ganzen Welt viel Leid, stellt die Landeskirche fest: im familiären Kontext, im Sport, in Jugendverbänden, in Heimen. Dass die katholische Kirche daran beteiligt war und ist, stelle zusätzlich zum menschlichen Leid einen massiven Glaubwürdigkeitsverlust für die Kirche dar. Dies behindert die gesamte Arbeit der Kirche und all jener Personen, die sich korrekt verhalten. «Aus diesen Grund ist die Kirche in hohem Mass daran interessiert, den Übergriffen vorzubeugen», heisst es weiter.
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