Das Kulturleben hat inzwischen wieder richtig Fahrt aufgenommen. Aber wo spürt man die Nachwirkungen der Krise nach wie vor? Und wie sehr hat der Fachkräftemangel Einfluss auf das tägliche Geschäft? Lukas Gmür vom Presswerk Arbon gibt Einblicke.
Das Kulturleben kann langsam wieder Fahrt aufnehmen. Wie haben Sie die letzten Jahre erlebt? Wie sind Sie durch die Krise gekommen?
Aus wirtschaftlicher Sicht waren die vergangenen drei Jahren eine ziemliche Herausforderung. Erst durfte nicht mehr gearbeitet werden, und als es wieder möglich war, war es schwierig, das Personal wieder zu motivieren. Staatliche Hilfen haben wir erhalten, jedoch reichten diese nicht aus – und ohne weitere Unterstützung wäre es ziemlich eng geworden.
Spüren Sie an manchen Orten oder Stellen die Nachwirkungen noch?
Aus meiner Sicht hat sich die Gesellschaft in den vergangenen drei Jahren einiges schneller verändert als wahrscheinlich üblich. Ich empfinde die Grundstimmung bei Gästen oft negativer und aggressiver als vor der Krise. Des Weiteren spüren wir natürlich die Preiserhöhungen und den Fachkräftemangel, was automatisch zu einem Kostendruck führt, nach wie vor sehr stark. ABER ich finde es zu leicht, all diese Themen auf die Pandemie oder Krieg abzuwälzen, den jede(r) ist sich selbst am nächsten und könnte durch richtiges oder anständiges Verhalten etwas Gutes bewirken.
Viele Kulturbetreiber sagen, dass beispielsweise Tickets nicht mehr lange im Voraus gebucht werden, sondern sehr kurzfristig. Ist das bei Ihnen auch der Fall? Wie gross ist die Planungsunsicherheit noch?
Das war in der Tat so, jedoch hat sich dies wieder ein wenig normalisiert, zumindest ab einer gewissen Liga von Acts. Bei wenig bekannten Acts ist es aus unserer Sicht nach wie vor schwieriger als vorher, Tickets zu verkaufen. Dies kann aber auch mit der aktuell extremen Eventfülle zu tun haben.
Viele bekannte Namen traten schon im Presswerk auf. An welches Highlight können Sie sich noch besonders gut erinnern?
Aus jüngster Vergangenheit war Anastacia ein richtiger Kracher! Ich war sehr positiv überrascht über die Energie und die positiven Vibes, die die doch etwas ältere Dame auf die Bühne gezaubert hat. Mein persönliches Highlight – mein Herz schlägt für elektronische Musik – war das DJ-Set von Parallelle. Das holländische Duo konnten wir vor ihrem Durchstarten noch als No-Names buchen. Seither sind sie weltweit auf allen grossen Festivals und Clubs anzutreffen.
Gruseldinner, Konzerte oder Kasperlitheater: Das Programm ist sehr vielfältig. Was kommt jeweils besonders gut an?
Wir verstehen uns als Kulturzentrum – und da soll das Programm sehr vielfältig sein! Wir wollen jung bis alt, ruhig bis laut, normal bis verrückt, ansprechen. So sind dann auch die Klientel sehr unterschiedlich. Eine Rangliste, was besonders gut ankommt, führen wir nicht (lacht).
Lieferengpässe, Krieg, Fachkräftemangel: Derzeit sind die Zeiten nicht einfach. Was beschäftigt Sie am meisten?
Generell versuchen wir, uns nicht mit Problemen herumzuschlagen, sondern suchen Lösungen. Themen wie der Krieg, so unnötig und falsch dieser auch ist, kümmern uns im Arbeitsalltag nicht. Was sicherlich am meisten Zeit beansprucht, ist der Fachkräftemangel oder das Personal generell. Dies war aber auch schon vor der Pandemie so und wird sich, mindestens kurz- bis mittelfristig gesehen, auch nicht ändern. Zudem soll es auch so sein, denn wir arbeiten mit und für Menschen – und da gehören gewisse Herausforderungen dazu.
Und wie blicken Sie den nächsten Monaten entgegen?
Mit Vorfreude, positiv, gespannt und voller Energie! Der Eventkalender ist bei uns so voll wie noch nie. Wir eröffneten erst Ende 2018. Und freuen uns auf viele spannende und abwechslungsreiche Umsetzungen.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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