In den vergangenen vier Monaten hat der Schiffsbergeverein in der Spendenkampagne zur Bergung des Dampfschiffs (DS) Säntis ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Letztendlich hat es knapp ausgereicht, um die erforderliche Finanzierungsschwelle zu erreichen.
Nun liegt der Fokus auf der Beschaffung des benötigten Materials und den letzten Vorbereitungsarbeiten. Der erste Bergungsversuch ist für den Beginn des kommenden Jahres geplant.
Das Dampfschiff Säntis soll in einer weltweit einzigartigen Bergungsmission aus 210 Metern Tiefe geborgen und als historisches Monument präsentiert werden.
Die Finanzierung des Vorhabens wurde durch eine Crowdfunding-Kampagne auf Lokalhelden.ch ermöglicht. Der Schiffsbergeverein hat alles unternommen, um diese finanzielle Unterstützung zu sichern. Die Gemeinnützigkeit wurde nachgewiesen, wodurch Spenden steuerlich absetzbar sind. Dies eröffnete den Zugang zu Stiftungen.
Erhoffter Effekt ist ausgeblieben
Zudem wurde das Projekt auf der Arbon Classic – Nautic Classic präsentiert. Es wurden zahlreiche Vorträge gehalten und landesweit in digitalen Werbebannern sowie in Film-, Ton- und Printmedien gezeigt.
Es gab Kooperationen mit anderen Projekten und Unternehmen, direkte Ansprachen möglicher Grossspender, Anfragen an Unternehmen für Materialspenden, Verteilung von Flyern, Online-Werbung, aktuelle Informationen über einen Blog und in den sozialen Medien, sowie eine Präsenz im englischsprachigen Raum.
Trotz dieser Bemühungen blieb der erhoffte Effekt aus. Entschlossen, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln, gelang es dem Verein am 6. Juli 2023, den Schornstein des Dampfschiffs Säntis zu bergen.
Wozu der Schiffsbergeverein fähig ist
Dies war ein beeindruckender Moment, der erstmals seit 90 Jahren Teile des Schiffs an die Oberfläche brachte. Diese Aktion erweckte das Bewusstsein vieler Menschen dafür, dass der Schiffsbergeverein in der Tat in der Lage ist, Dinge aus der Tiefe zu bergen.
Dadurch konnten weitere Spenden im Crowdfunding gesammelt werden, wodurch der Betrag auf über 70 Prozent stieg. Doch das Ende der Crowdfunding-Kampagne rückte näher, und die vermeintlich sichere Geldquelle, der Lotteriefonds, verzögerte sich aufgrund der Prüfung durch das Kulturamt.
Spannend bis zum Schluss
Aus diesem Grund wurde die Crowdfunding-Kampagne um einen Monat verlängert. Die Experten des Kantons sahen das Projekt jedoch aus kultureller Sicht als wenig zielführend an, weshalb keine Gelder aus dem prall gefüllten Lotteriefonds zugesagt wurden.
Die Mitglieder des Schiffsbergevereins wandelte diese negative Nachricht in etwas Positives um: Innerhalb kurzer Zeit wurde die 90-Prozent-Marke im Crowdfunding überschritten.
So blieb die Spendenaktion bis zum Schluss spannend. Letztendlich wurde jedoch die Finanzierungsschwelle locker erreicht.
Bergung für Anfang 2024 geplant
Jetzt ist der Schiffsbergeverein in der Lage, das benötigte Material zu beschaffen, letzte Tests durchzuführen und die verbleibenden Vorbereitungen abzuschliessen. Die Bergung selbst wird sorgfältig mit der Verfügbarkeit der Werft in Romanshorn koordiniert, um das Wrack nach der Bergung nicht zu lange der Luft auszusetzen (um Korrosion zu verhindern).
Die Bergung wird Anfang 2024 stattfinden, gefolgt von einer 14-wöchigen Konservierungsphase in der Werft. Die Bergung des Dampfschiffs Säntis ist für alle Beteiligten eine Reise ins Ungewisse.
Nie zuvor in der Geschichte des Bodensees wurde eine solche Bergungsmission durchgeführt. Es besteht die Möglichkeit, dass die «Säntis» noch einige Geheimnisse in ihrem kalten Dornröschenschlaf birgt.
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