Wer wird der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Elmar Metzger in Flawil? Innerhalb der gesetzten Frist sind bei der Ratskanzlei drei Wahlvorschläge eingereicht worden. Auch Patric Burtscher möchte der neue Gemeindepräsident von Flawil werden.
Im Dezember 2022 hat Elmar Metzger seinen Rücktritt per Ende Februar 2024 angekündigt. Wann fassten Sie den Entschluss, dass Sie seine Nachfolge antreten wollen?
Ich habe schon nach der ersten Amtszeit von Elmar Metzger mit dem Gedanken gespielt zu kandidieren. Damals musste ich leer einwerfen, da ich bereits von ihm enttäuscht war. 2016 gingen 271 leere Stimmzettel ein, bei einem absoluten Mehr von 914 Stimmberechtigten. Als ich wegen des Baustopps am 15. Dezember für ein Gespräch zu ihm ins Gemeindehaus musste, wusste ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um zu kandidieren.
Gab es schon irgendwelche Rückmeldungen auf Ihre Kandidatur?
Ja, sehr viele. Ich spüre die Erwartung und Hoffnung der Menschen, welche sich eine Veränderung wünschen - und da gehöre ich dazu. Aus diesem Grund stelle ich mich dieser spannenden, demokratischen Herausforderung. Die Leute, die nichts verändern wollen, die gehen mir, glaube ich, aus dem Weg.
Welchen Bezug haben Sie zu Flawil?
Ich bin in Flawil aufgewachsen und kenne jede Strasse und fast jedes Haus und Betriebe. Ich kaufe gerne in den noch verbliebenen Fachgeschäften ein. Damals habe ich die Schule Hinteren Grund besucht und im Dorf die Lehre absolviert. Noch im letzten Jahrtausend habe ich mich mit der elektrischen Werkstatt selbständig gemacht und vor drei Jahren den Betrieb und die Verantwortung an meine ehemaligen Mitarbeiter übergeben.
Worin unterscheidet sich Flawil von Ihrer jetzigen Gemeinde besonders? Was im Gegenzug ist ähnlich?
In Davos gibt es ein Feuerwerksverbot, ausgenommen ist stilles Feuerwerk. Ich weiss nicht viel, was in der Gemeinde abgeht, es interessiert mich auch nicht - und das ist gut so. Die subalpine Natur hat ihren Reiz, der Laubmischwald gefällt mir aber besser. Davos hat die Berge und das WEF, Flawil hat das grösste Toggenburgerhaus der Welt und auch gleich einen Skilift in der Nähe.
Elmar Metzger war fast zehn Jahre lang Gemeindepräsident. Finden Sie, dass es diese Voraussetzung schwieriger macht, die Nachfolge anzutreten?
Nein, im Gegenteil, die Gemeinde steht finanziell auf solidem Fundament, das eingeführte Model Geschäftsleitung entspricht unserer Zeit und ist professionell. Ich bin nicht mit allem zufrieden, aber Elmar Metzger hat durchaus auch sehr gute Arbeit geleistet. Es wird einige Zeit dauern, bis ich auf seinem Niveau bin, davor habe ich Respekt. Mit der Unterstützung der Mitarbeitenden und meiner Motivation werde ich mich rasch in die Verwaltungsaufgaben einarbeiten.
Als Vorsteher:in einer Gemeinde ist man immer auch der Kritik ausgesetzt. Wie gehen Sie damit um?
Kritik sollte immer möglich sein, meiner Meinung nach sogar erwünscht. Kritik muss nicht zwangsläufig negativ sein, konstruktive Kritik kommt allen zugute. Ich glaube, wenn man etwas engagiert und ehrlich macht, kann man sich der Kritik stellen und die entsprechenden Antworten geben oder sich verbessern.
Was werden Sie unternehmen, um auf Stimmenfang zu gehen?
Ich bin viel unterwegs und habe schon viele gute Gespräche geführt. Der erste Polit-Stammtisch für Parteilose und Nicht-Stimmberechtigte war eine Folge dieser Gespräche. Ich stehe der Bevölkerung bei schönem Wetter jeden Freitag von 16 Uhr bis um 18 Uhr auf dem Bahnhofplatz zur Verfügung. Der Roadtrip durch die obere Gegend von Flawil war für mich ein Highlight. Auch versuche ich den Menschen zu erklären, dass man eine Baurechtsverletzung nicht aus Spass in Kauf nimmt und hoffe, dass in Flawil nie wieder jemand so etwas erleben muss.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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