Personenrettungen aus Fliessgewässern gehören ähnlich den Personenrettungen bei Lawinenereignissen zur Königsdisziplin im Rettungswesen, weil jede Minute zählt. Nun wurde hierfür eine neue Organisation definiert.
Die Kantonspolizei St. Gallen, die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) Mittelrheintal und die Alpine Rettung Ostschweiz (ARO) haben gemeinsam die Koordination im Fall von Personenrettungen aus Fliessgewässern in den Ostschweizer Kantonen St. Gallen, Appenzell Innerrhoden sowie Appenzell Ausserrhoden neu aufgestellt. Die neue Lösung ist kostengünstig und verbessert die Effizienz im Rettungsprozess.
Die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit in allen Schweizer Kantonen ist in der Regel in den ersten Artikeln der jeweiligen Polizeigesetze definiert. Bei Fliesswasserrettungen ist der Koordinationsbedarf oftmals erheblich. Die Kantonspolizei St. Gallen, die SLRG Sektion Mittelrheintal, und die Alpine Rettung Ostschweiz haben nun darauf reagiert und ein gemeinsames Rettungsdispositiv organisiert.
Rega koordiniert das Aufgebot
Seit dem 1. Oktober 2022 stellt die Einsatzzentrale der Rega die Koordination des Aufgebots für die Rettung von Personen aus Fliessgewässern in der Ostschweiz sicher. Die zur Verfügung stehenden personellen und materiellen Ressourcen der verschiedenen Einsatzpartner können mit der neuen Aufgebotsapplikation ARMC (Alpine Rescue Mission Control) aufgeboten und durch die Luftrettung unterstützt zum Unfallplatz transportiert werden. Um dies zu ermöglichen hat die Alpine Rettung Ostschweiz ihre bewährte Organisation und ihr Dispositiv zur Verfügung gestellt und die Rettungsspezialistinnen und -spezialisten für Fliesswasserrettungen mit der entsprechenden Qualifikation in ihre Rettungsstationen integriert. Mit dieser partnerschaftlichen Organisation von Fachkräften wird die Einsatzbereitschaft für Rettungen aus Fliessgewässern gewährleistet.
Bei einem Fliesswasserunfall kann die Alarmierung direkt über die Notrufnummer 1414 der Rega erfolgen. Mit der allgemeinen Notrufnummer 144 wird die Sanitätsnotrufzentrale St. Gallen alarmiert und diese leitet die Rettungsmittelanforderung direkt der Einsatzzentrale der Rega weiter.
Fliesswasserrettung nach dem Prinzip der Bergrettung organisiert
Eine flächendeckende Einsatzbereitschaft bei Ereignissen mit tiefer Eintretenswahrscheinlichkeit und gleichzeitig komplexer Einsatzkoordination der personellen und materiellen Ressourcen aufrecht zu erhalten, kann für professionelle Blaulichtorganisationen eine besondere Herausforderung darstellen. In der Region Ostschweiz sind Fliesswasserrettungen deshalb neu nach dem Prinzip der Bergrettung organisiert: Die Spezialkräfte stellen die Einsatzbereitschaft ehrenamtlich sicher und werden für die Einsätze entschädigt. Diese Lösung ermöglicht es den Kantonen, Lücken im Rettungsdispositiv kostengünstig und unabhängig der Kantonsgrenzen zu schliessen.
Nach demselben Prinzip baut die Alpine Rettung Schweiz auch das Dispositiv der First und Rapid Responder aus. Diese medizinisch ausgebildeten Laienhelfer übernehmen bei Notfällen in entlegenen Berggebieten der Kantone Graubünden, Glarus und Appenzell Innerrhoden die notfallmedizinische Grundversorgung, bis die professionellen Rettungskräfte vor Ort eingetroffen sind.
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