Mit der Kombination aus Content- und Modelagentur will der St.Galler Fabio Martin eine Nische besetzen. Geht er mit der neugegründeten «Zoomer Agency» ein Wagnis ein? Der Werbemarkt ist hart umkämpft.
Jeder Influencer macht inzwischen Werbung für irgendein Produkt. Noch nie war es so einfach, etwas in Szene zu setzen. Wie gross ist das Wagnis, welches Sie mit Ihrer neu gegründeten Werbeagentur eingehen?
Selbstverständlich strebt jede Marke danach, Emotionen zu vermitteln und Identifikationsfiguren zu präsentieren. Daher setzen viele auf Influencer. Unser Schwerpunkt liegt auf der Erstellung von Content für diverse Plattformen, was auch die Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einschliesst. Daher verfügen wir über ein Portfolio an vielfältigen Personen, um unseren Kunden sowohl passenden Content als auch das geeignete Gesicht anbieten zu können. Zusätzlich pflegen wir Beziehungen zu Influencern, seien es professionelle Athleten oder öffentliche Persönlichkeiten, die bei Bedarf in das Projekt einbezogen werden können. Nicht nur beschränkt auf Social-Media-Content bieten wir auch Dienstleistungen im Bereich Imagefilme, Fotografie-Kampagnen und sämtliche Aspekte von Fotografie und Film an.
Mit eurem Angebot setzen Sie auf eine Nische. Wie gross – oder eben nicht – ist die Überzeugungsarbeit, die Sie bei den Kunden aufbringen müssen?
Angesichts der schnelllebigen Welt und der fortwährenden Flut von Bild- und Videomaterial, die wir konsumieren, stellt sich die Herausforderung, aus der Masse herauszustechen. Um aufzufallen, ist es entscheidend, online präsenter zu sein und gezielte Kampagnen einzusetzen, um die richtige Zielgruppe anzusprechen. Mittlerweile ist bekannt, dass bewegte Bilder überall präsent sind. Wir sind seit einigen Jahren bereits in der Werbebranche tätig und haben erkannt, dass diese Nische in der Ostschweiz noch nicht ausreichend bedient ist, was die Überzeugungsarbeit nicht besonders schwer macht (lacht).
Wie gehen Sie bei der Entwicklung einer massgeschneiderten Social Media-Werbestrategie für Kunden vor?
Es ist von entscheidender Bedeutung, zuerst zu prüfen, ob Social Media überhaupt das geeignete Medium für den Kunden ist. Wenn diese Einschätzung positiv ausfällt, erfolgt die Definition der Zielgruppe und somit die Auswahl der passenden Plattform. Basierend darauf wird eine Strategie entwickelt, die eng auf die Unternehmensbedürfnisse zugeschnitten ist. Die Ausarbeitung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Dabei werden stets die aktuellen Trends berücksichtigt und im Corporate Identity/Corporate Design des Unternehmens umgesetzt. Social Media ist stark von Algorithmen geprägt, und der erstellte Content muss in diese passen. Diese Algorithmen variieren erheblich zwischen den verschiedenen Social Media Plattformen.
Sie haben es bereits angesprochen: Durch Social Media ist die Branche extrem schnelllebig. Worauf muss geachtet werden, dass eine Werbung überhaupt funktioniert?
Wie bereits erwähnt, ist der Zeitpunkt der Content-Erstellung für Social Media wichtig. Es gestaltet sich als herausfordernd, Content langfristig im Voraus zu planen, da sich Trends und Algorithmen kontinuierlich wandeln. Daher bieten wir Content-Abonnements an, bei denen wir monatlich oder alle zwei Monate Content produzieren. Auf diese Weise können wir rechtzeitig auf sich ändernde Trends reagieren und diese in die Produktion integrieren. Zudem ist die Auswahl der richtigen Plattform für das Unternehmen von essenzieller Bedeutung. Es spielt auch eine entscheidende Rolle, welche Qualitätsstufe auf bestimmten Kanälen funktioniert. Zum Beispiel geht hochwertiger Content auf TikTok oft unter.
Von «James Bond» bis hin zu schnellen Autos: Ihre Arbeiten sind sehr vielfältig. Welches davon war Ihr persönliches Highlight?
Ein persönliches Highlight haben wir nicht. Jeder von uns hat bisschen andere Präferenzen. Wiederum war Postfinance unser erster grosse Kunde und wir durften mit Rod Kommunikation in Zürich eine Social Media Kampagne produzieren. Als erstes Projekt sicher ein Highlight. Allerdings befinden sich ein paar Projekte in Bearbeitung, und wir können es kaum erwarten, sie zu launchen (lacht).
Die Werbebranche hat sich in den letzten Jahren extrem entwickelt. Was denkt Sie, wohin geht die Reise in der nächsten Zeit? Und wie können Sie sich da anpassen?
Bewegtbild ist zweifellos momentan sehr gefragt. Ich bin überzeugt, dass die Produktionen mit Smartphones und der Einsatz künstlicher Intelligenz noch weiter zunehmen werden. Wir arbeiten bereits an verschiedenen Projekten in diesem Bereich und setzen uns kontinuierlich dafür ein, auf dem neuesten Stand zu bleiben und künstliche Intelligenz auch zum Nutzen unserer Kunden einzusetzen.
Gibt es eigentlich auch Werbungen, die Ihnen persönlich sogleich auffallen?
Natürlich! ich denke, es gibt keine bedeutenden Kampagnen, die wir nicht im Auge behalten (lacht). Der Markt für Film und Fotografie in der Schweiz ist recht übersichtlich, und man kennt sich in der Szene. Somit sind einem die Leute automatisch vertraut, und man bekommt mit, welche Projekte gerade umgesetzt werden – nicht zuletzt auch dank Social Media.
Welche Projekte stehen demnächst bei Ihnen an?
Das Feedback nach dem Start war wirklich überwältigend, und in den letzten drei Monaten konnten wir bereits mehrere Projekte erfolgreich umsetzen. Besonders hervorzuheben ist sicherlich die Umsetzung der Filme für die neue Spring-Summer-Kampagne 2024 von Viu Eyewear. In Kürze wird auch ein kurzer Film für den Kanton St. Gallen veröffentlicht. Wir bleiben kontinuierlich am Ball und sind sehr gespannt auf alles, was noch kommen wird.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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